Was darf Satire? Was kann Satire? Was soll Satire? Gut dreißig Autorinnen und Autoren, darunter zahlreiche aus Titanic und taz-Wahrheit bekannte, gehen diesen Fragen nach. Ein Lesebuch mit famosen Satiren, geschickt gefakten Reportagen und spitzen Reflexionen zu Macht und Grenzen des Genres. Nach dem Attentat auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo wurde auch hierzulande wieder viel über das Wesen und die Aufgabe von Satire diskutiert. Heiko Werning, taz-Autor und ständiger Mitarbeiter der Titanic, und Satyr-Verleger Volker Surmann haben für diesen Band meisterliche Satiren zur bundesdeutschen Gegenwart gesammelt sowie süffisante Beiträge über Satire und ihre Rezeption zusammengetragen. Die Lage ist kurios: Satire ist so populär wie nie zuvor, das Netz ist voll mit humoristischen Seiten, doch das Satireverständnis als solches scheint sogar abzunehmen. Die aggressiv bis verunsichert vorgebrachte Frage in den Online-Kommentarspalten fehlt nämlich unter kaum einem Beitrag: "Ist das jetzt Satire oder was?" Grund genug, ein satirisches Lesebuch herauszubringen und das Verhältnis der Deutschen zur Satire gründlich zu hinterfragen - natürlich satirisch. Mit Beiträgen von Leo Fischer, Tim Wolff, Ella Carina Werner, Sebastian Krämer, Hauck & Bauer, Christian Bartel, Anselm Neft, Margarete Stokowski, Katharina Greve, Elke Wittich, Torsten Gaitzsch, Nils Heinrich, Ahne u. v. a. m.
buecher-magazin.de"Beiträge zur humoristischen Lage der Nation": Der Untertitel mag witzig (Satire!) oder bombastisch (Satire!) oder nach beidem klingen (Satire!). Der Anlass und Auslöser für diesen Reader ist allerdings ernst genug. Noch vor wenigen Monaten waren alle "je suis". Mittlerweile ist der Anschlag auf das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo in der Debattenöffentlichkeit nach hinten gerutscht. Welche provokant gesellschaftskritische Funktion Satire - international oder interkulturell - einnehmen will, muss, kann, darf, sollte oder längst eingenommen hat, das muss, kann und sollte bedacht werden, über Tucholsky-Zitate hinaus. Wenn man das etwas schlaumeierische Vorwort der Herausgeber hinter sich gelassen hat, gibt es dafür reichlich Stoff in diversen Texten aus der hiesigen Kolumnisten-, Sprachkünstler- und Satirikerlandschaft. Der Kabarettist Sebastian Krämers findet Definitionen: "Realität ist das nicht Ausgedachte. Realsatire ist eine Satire ohne Autor, Satire, die das Leben schrieb." Titanic-Autorin Ella Carina Werner erzählt von der unerwarteten Glaubwürdigkeit ihres - genuin erfundenen - "Bundesverbands deutscher Klageweiber". Nachdenklichkeit ist bei solcher Lektüre kein Nebeneffekt. Gut so.
© BÜCHERmagazin, Jutta Vahrson (jv)
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