Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 14,00 €
  • Audio CD

Wie kam es zu dem Gerät, das heute auf allen Schreibtischen steht?In einer Vollmondnacht im Sommer 1994 sitzen ein alter Herr und ein junger Mann auf einem Berg und reden. Der eine ist Konrad Zuse (1910-1995), der Erfinder des Computers, der andere eine mathematische Niete, ein Journalist. Der Alte erzählt von den Wundern, die er mit handgesägten Einzelteilen am Wohnzimmertisch in Berlin-Kreuzberg vollbracht hat, von seiner Arbeit in Nazideutschland, von der dramatischen Flucht mit der »Universalrechenmaschine« in den letzten Kriegswochen, von seiner Werkstatt in der Rhön und seinem Pech mit…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Wie kam es zu dem Gerät, das heute auf allen Schreibtischen steht?In einer Vollmondnacht im Sommer 1994 sitzen ein alter Herr und ein junger Mann auf einem Berg und reden. Der eine ist Konrad Zuse (1910-1995), der Erfinder des Computers, der andere eine mathematische Niete, ein Journalist. Der Alte erzählt von den Wundern, die er mit handgesägten Einzelteilen am Wohnzimmertisch in Berlin-Kreuzberg vollbracht hat, von seiner Arbeit in Nazideutschland, von der dramatischen Flucht mit der »Universalrechenmaschine« in den letzten Kriegswochen, von seiner Werkstatt in der Rhön und seinem Pech mit den Patentämtern. Von seinen Erfolgen und Niederlagen und seiner leidenschaftlichen Fernliebe zu Ada Lovelace (1815-1852), der Tochter Lord Byrons. F.C. Delius erzählt in diesem Hörbuch höchst unterhaltsam die unglaubliche Geschichte des Konrad Zuse und davon, wie alles anfing, wie das digitale Zeitalter begann.
Autorenporträt
Delius, F.C.Friedrich Christian Delius, geboren 1943 in Rom, aufgewachsen in Hessen. Studium in Berlin und London (1966/67), Promotion bei Walter Höllerer. Zahlreiche Veröffentlichungen (Gedichte, Erzählungen, Romane). Seit 1978 freier Schrifsteller. Georg-Büchner-Preis 2011. Lebt in Rom und Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.12.2009

Die Schnur der Liebe
Gegen Betriebsblind-Wirte: Friedrich Christian Delius romantisiert Konrad Zuse
„Bei 1968 denkt die deutsche Intelligenz immer an nur das Eine”, sagt Konrad Zuse oder „Konrad Zuse” einmal im Zuse-Roman „Die Frau, für die ich den Computer erfand” von Friedrich Christian Delius, und das Eine, das er meint, ist natürlich die Studenten- und Kulturrevolution, während die wahre Revolution damals den meisten verborgen blieb. „Die eigentliche Revolution hat unsere Branche geschafft”, die Computerbranche.
1968, das Jahr, in dem erstmals ein „personal computer” auf den Markt gelangte, ist wenn nicht das Geburts-, dann das Durchbruchsjahr der modernen Informationstechnologie. „Daran hatte ich überhaupt keinen Anteil, in der Zeit kannte mich kein Schwein”, so Zuse im Roman. Aber was wäre das „wahre Achtundsechzig” ohne ihn, Zuse, den Erfinder und Erbauer der „Universal-Rechenmaschine”? Friedrich Christian Delius, der selbst oft und vielleicht zu Unrecht zu den literarischen Achtundsechzigern gerechnet wird, gewinnt in seinem jüngsten Roman der neuralgischen Jahreszahl ein paar neue Aspekte ab. Und er bereichert Zuses Biographie um einige neue, romantisch-romanhafte Facetten.
Als Quellen der Zuse-Erforschung werden genannt: Zuses Erinnerungen „Der Computer – Mein Lebenswerk” von 1984, ein Buch, in dem „Leben” eindeutig hinter „Werk” zurücktritt, was den Romanschreiber gereizt haben mag, das Leben hinter dem Werk hervorzuholen. Außerdem ein Gespräch, das Delius im Sommer 1985 mit Zuse „über heimatkundliche Fragen” geführt hat, und schließlich Zuses „(offenbar verschollener) Vortrag ‚Faust, Mephisto und der Computer‘”, den er 1994 an der FU Berlin gehört habe.
Ob es außer Delius noch weitere Zuhörer bei jenem verschollenen Vortrag gab, ist schwer zu ermitteln; offenbar aber hat Delius schon damals oder früher die Zuse-Phantasie gepackt. „Zuses” Leben, von ihm selbst zu später Stunde einem Journalisten ins Mikrophon gesprochen, lässt sein Leben in einem neuen Licht erscheinen. Zuse und das Faustische, Zuse und die Frau, für die er den Computer erfand, das sind Geschichten, die Techniker üblicherweise nicht ernst nehmen. In Delius’ Roman aber offenbart sich, in einer Vollmondnacht, die poetische Seite nicht nur von Konrad Zuse, sondern die poetische und Nacht-Seite des Computers selbst.
Zwischen Oberstoppel und Unterstoppel, irgendwo im hessischen Bergland, erzählt also Konrad Zuse anno 1994 einem jungen und mathematisch ahnungslosen Journalisten auf sieben Tonbändern sein Leben. Eigentlich sollte er seinen x-ten Doktorhut entgegennehmen, aber Zuse hat die Veranstaltung geschwänzt. Statt dessen erzählt er, oft widerwillig, stets ein bisschen herablassend gegenüber dem Gesprächspartner, dann aber zunehmend berauscht vom Wein und den eigenen Gedanken, was er schon viel zu oft glaubt erzählt zu haben: wie alles anfing mit der Rechenmaschine, wie er ihre Blechteile im Wohnzimmer von Hand sägte, wie er seiner Erfindung zum Durchbruch verhalf, zum technologischen und zum ökonomischen, und wie letzten Endes dann doch ein anderer, ein Amerikaner natürlich, als Erfinder des Computers in die Geschichte einging, während Deutschland ihm noch 1967 ein Patent verweigerte – „mangels Erfindungshöhe”.
Eros in der Vollmondnacht
Das alles steht so oder ähnlich auch in Zuses Erinnerungen; der Roman-„Zuse” will aber auf ganz andere Dinge hinaus. Auf den Faust zum Beispiel. Die „faustische Energie, die Lust am Erfinden”, die „faustische Leidenschaft für den Fortschritt”, das sind Antriebe, die er gegen die „Effizienz-Enkel”, die „Betriebsblind-Wirte” und „Informatik-Idioten” in Stellung bringt. Vor C.P. Snows „Zwei Kulturen” hat es anscheinend einmal, zumindest in Deutschland, nur eine einzige Kultur gegeben, die Bastler-, Tüftler- und Poetenkultur der vielen Zuses, die von Goethe, Rilke und Spengler die geistige Anregung für ihre Laubsäge- und Lötkolbenarbeiten empfingen.
Aber das gilt möglicherweise alles nur für „Zuse” und nicht für Zuse. Ob der reale Konrad Zuse seinen Computer auch für eine Frau erfunden hat, wissen wir nicht. Er nannte seine Baureihe Z 1, Z 2 und so weiter, während sie beim Roman-Zuse A 1, A 2 und so weiter heißt. A heißt Ada, Ada wie Ada Lovelace. Delius’ Zuse ist, vielleicht nur in Vollmondnächten, ein großer Romantiker und Erotiker, dem schon der Name der geliebten Frau ein sinnliches Vergnügen darstellt: „Ein Name im Dualsystem, ein Dreiklang aus zwei Buchstaben, die alles sagen, von hinten wie von vorn zu lesen”. „Auch ihr Nachname, love und lace (. . .) Also Ada Liebesschnur, auch gut, auch passend, die Schnur der Liebe, die mich . . . Die feinen Drähte in unsern Schaltanlagen . . . Liebesspitze . . .”
Wer ist die Frau, die in Zuses Ingenieursgehirn solche senso-semantischen Erregungen auslöst? Es ist Ada Lovelace, Lord Byrons Tochter, die mit dem großen Mathematiker Charles Babbage arbeitete und als erste Programmiererin in die Geschichte einging. „Mathematikerin trifft Mathematiker! Das ist ein Urknall”, und der erste Computer somit ein Werk der Liebe, der reinen mathematischen Liebe über Zeiten und Räume hinweg. Aber so ist das eben mit dem Rechnen und den Rechnern: „Ohne Eros entwickelt sich nichts im Leben, nicht einmal der Bau von Rechenmaschinen”. Eigentlich ist uns jede Romankonstruktion recht, auch die Erfindung einer Frau, für die Konrad Zuse den Computer erfand, die der Verbreitung dieser These dient. Man wüsste gern, was der reale Konrad Zuse zur Romantisierung und Erotisierung seines Lebenswerke gesagt hätte. CHRISTOPH BARTMANN
FRIEDRICH CHRISTIAN DELIUS: Die Frau, für die ich den Computer erfand. Roman. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2009. 288 Seiten, 19, 90 Euro.
Der Erfinder des ersten Computers der Welt, Konrad Zuse (1910-1995), mit dem Nachbau seines „Z 1”, September 1989 im Berliner Museum für Verkehr und Technik. Foto: dpa
Friedrich Christian Delius Foto: Regina Schmeken
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr