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Das Buch vermittelt in Grundzügen Einblicke in Chinas Geschichte ausgehend von den archäologischen Fundstellen über die vordynastische Zeit und das kaiserliche China bis einschließlich hin zur modernen Zeit der Republiken. Die politisch-territorialen Verhältnisse sowie die damit eng verbundenen Beziehungen Chinas zu den nichtchinesischen Fremden aus West und Ost sowie aus dem Norden finden dabei aufmerksame Berücksichtigung. Die Lektüre will aufzeigen, dass China ähnlichen Brüchen, Umgestaltungen und Auszeiten ausgesetzt war wie andere Gemeinschaften auch, und dass es vor dem Hintergrund…mehr

Produktbeschreibung
Das Buch vermittelt in Grundzügen Einblicke in Chinas Geschichte ausgehend von den archäologischen Fundstellen über die vordynastische Zeit und das kaiserliche China bis einschließlich hin zur modernen Zeit der Republiken. Die politisch-territorialen Verhältnisse sowie die damit eng verbundenen Beziehungen Chinas zu den nichtchinesischen Fremden aus West und Ost sowie aus dem Norden finden dabei aufmerksame Berücksichtigung. Die Lektüre will aufzeigen, dass China ähnlichen Brüchen, Umgestaltungen und Auszeiten ausgesetzt war
wie andere Gemeinschaften auch, und dass es vor dem Hintergrund seiner bewegten Geschichte durchaus in der Lage sein kann, einen eigenen Weg und Standort in der heutigen globalen Welt zu finden.
Autorenporträt
Dr. Michael Weiers ist Prof. emeritus am Institut für Orient- und Asienwissenschaften, Abt. Mongolistik (ehemals Seminar für Sprach- und Kulturwissenschaft Zentralasiens) der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Honorarprofessor an der Universität der Inneren Mongolei in Hohhot, VR China.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.10.2009

Hightech-Diktatur und Raubtier-Kapitalismus
Nicht nur die Regimegegner attackieren die chinesische Führung – innerhalb der KP tobt ein Kampf um die Seele der Partei
Als Mark Leonard in der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (Cass) in Peking vorsprach, war er sehr überzeugt von seiner Bedeutung: Direktor für Internationale Politik am Centre for European Reform in London, 20 Mitarbeiter, 25 politische Studien pro Jahr, 50 Seminare, ein wichtiger Think Tank. Wang Luolin, Vizedirektor der Cass, konterte: 50 Forschungszentren, 4000 hauptberufliche Forscher, Chinas hochrangigste akademische Forschungseinrichtung für Philosophie und Sozialwissenschaften. „Ich konnte spüren, wie ich in meinem riesigen Stuhl zusammenschrumpfte”, schreibt Leonard.
Doch in den folgenden Monaten ließ er sich von den Versuchen seiner chinesischen Gegenüber, ihm „die Luft herauszulassen”, nicht abschrecken. Leonard fand als „Zufallssinologe”, wie er sich selbst nennt, Zugang zu einer „verborgenen Welt”, deren Denken die Politik der künftigen Weltmacht China entscheidend beeinflusst. Heraus kam ein Buch, das – obwohl bereits vor einem Jahr in Englisch publiziert – immer noch eine der prickelndsten Neuerscheinungen in diesem „chinesischen Buchherbst” ist.
Leonard beschreibt anschaulich die vielen Experimente, die China in den vergangenen 30 Jahren unternommen hat, um das Land zu modernisieren. Dabei behauptet er nicht, die Vielfalt der Meinungen von 1,4 Milliarden Chinesen zu vertreten, geschweige denn jene der Intellektuellen, die inhaftiert, eingeschüchtert oder ins Exil getrieben und zum Schweigen gebracht wurden. „Die in diesem Buch vertretenen Denker sind Insider. Sie haben sich dafür entschieden, auf dem chinesischen Festland zu leben. Sie wollen das System von innen heraus verändern”, sagt Leonard. Oberste Maxime bleibe, dass das Machtmonopol der KP nicht gefährdet werde. Innerhalb dieses Rahmens jedoch tobe „ein zunehmend erbitterter Kampf um die Seele der Partei”, stellt Leonard fest. So steht die „Neue Rechte” für Chinas hemmungslosen „Gelben-Fluss-Kapitalismus”; die „Neue Linke” propagiert eine sanftere, gerechtere Form der Wirtschaftsentwicklung; und die „Neokomms” wollen Chinas Macht in der Welt durch Aufrüstung und geschickte internationale Diplomatie ausbauen.
Die interessantesten Einblicke gewähren jene Politologen, die sich mit der möglichen Demokratisierung des Landes beschäftigen. Pan Wei meint, durch Wahlen könnten die Probleme nicht gelöst werden. Der Wissenschaftler am Institut für internationale Beziehungen an der Peking-Universität will die Demokratie entmythologisieren. Traumatisiert von der Anarchie, die während der Kulturrevolution herrschte, wolle Pan Wei „eine Art Hightech-Diktatur, in der es keine Wahlen gibt, aber die Entscheidungen von einer aufgeschlossenen, dem Gesetz unterworfenen Regierung getroffen werden, die über die Wünsche ihrer Bevölkerung Bescheid weiß”, schreibt Leonard.
Es sei nicht überraschend, dass die kommunistischen Autoritäten derlei mit Wohlgefallen zur Kenntnis nähmen. Denn allen politischen Reformen zum Trotz habe die KP ihre Macht noch vergrößern können. Ein Grund, warum Chinas Entwicklungsmodell mit seinem Versprechen, die Kontrolle des Staates aufrechtzuerhalten und trotzdem ein schnelles Wirtschaftswachstum zu erzielen, von Entwicklungsländern auf der ganzen Welt kopiert wird.
Erdacht wurde der fernöstliche Raubtierkapitalismus von Menschen wie Zhang Weiying. Mit kubanischen Zigarren empfängt Chinas berühmtester Volkswirtschaftler seinen Besucher. Zhang hat 1984 das zweigleisige Preissystem erfunden, das es ermöglichte, Reformen in bestimmten Produktsegmenten auszutesten – „typisch für die Kombination von Pragmatismus und schrittweisem Vorgehen, mit der die chinesischen Reformer Hindernisse umgehen konnten, anstatt sie direkt zu überwinden”, schreibt Leonard. Zhang sieht auch heute keine Alternative zu seinen Theorien. Doch seine Macht ist mit dem Aufstieg von Staatspräsident Hu Jintao erheblich geschrumpft.
Denn die Neue Rechte wird von der Neuen Linken arg bedrängt, als deren Hauptprotagonisten Leonard den Wissenschaftler Wang Hui vorstellt. Wang Hui hatte an den Studenten-Protesten von 1989 lebhaften Anteil genommen und musste bitter dafür büßen. 2008 setzte das US-Magazin Foreign Policy ihn auf die Liste der 100 führenden Intellektuellen der Welt. Wang Hui lehnt ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts auf Kosten der Arbeiterrechte und der Umwelt ab. Andere Vertreter der Neuen Linken wie der Ökonom Hu Angang bemängeln, dass die Zentralregierung eine despotische und keine verwaltende Macht ist. Außerdem betonen die Neuen Linken die Kosten der Privatisierung – vor allem die sozialen Unruhen und die Umweltprobleme.
Was Leonard immer wieder auffiel ist, dass die meisten Wissenschaftler, mit denen er sich unterhielt, „geradezu zwanghaft alte chinesische Denker studiert hatten”. Mit Rückgriff auf die Vergangenheit Chinas Gegenwart zu erklären, ist auch im Westen beliebt. Michael Weiers’ akademisch anmutender „Geschichte Chinas” bleibt nichts anderes übrig. Andere jedoch verlieren sich in der Historie, wenn sie wie Helwig Schmidt-Glinzer die „kulturellen Tiefenstrukturen des Großreiches” analysieren, um, so sein Buchtitel, „Chinas Angst vor der Freiheit – der lange Weg in die Moderne” erklären zu wollen.
Wesentlich unprätentiöser kommt „China – Gesellschaft und Umbruch daher”. Karin Aschenbrücker und Hansjörg Bisle-Müller kompilieren darin Beiträge einer Vortragsreihe an der Universität Augsburg, die von Untersuchungen zum Daoismus und Konfuzianismus über Reflexionen zum deutsch-chinesischen Miteinander bis hin zu kritischen Bestandsaufnahmen des Reformprozesses reichen. Kurz und klar schildern darin auch Praktiker ihre Erfahrungen mit China.
Klemens Ludwig schließlich widmet sich in seinem Buch den nationalen Minderheiten des Landes, die zwar nur acht Prozent der Bevölkerung darstellen; bei einem 1,4-Milliarden-Volk macht das aber 106 Millionen Menschen aus. Der brutale Umgang der Machthaber mit Tibetern wie Uiguren, jenen Minderheiten, die Pekings Machtanspruch in Frage stellen, „ist eine Quelle ständiger Kritik für Peking, und das liegt nicht im Interesse der Machthaber”, schreibt Ludwig, der Bezug nimmt auf die Niederschlagung der jüngsten Proteste sowohl in Tibet als auch in Xinjiang. Und ist sich in seiner Bewertung mit Leonard und mit Schmidt-Glinzer einig, der schreibt: „Ohne Veränderungsschübe und die Beteiligung gro-
ßer Teile der Öffentlichkeit wird der Veränderungsprozess in China nicht beginnen”. EDELTRAUD RATTENHUBER
MARK LEONARD: Was denkt China? Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm. Deutscher Taschenbuchverlag, München 2009. 200 Seiten, 13,90 Euro.
HELWIG SCHMIDT-GLINZER: Chinas Angst vor der Freiheit. Der lange Weg in die Moderne. Verlag C.H. Beck, München 2009. 150 Seiten, 10,95 Euro.
MICHAEL WEIERS: Geschichte Chinas. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2009. 270 Seiten, 29,80 Euro.
KARIN ASCHENBRÜCKER, HANSJÖRG BISLE-MÜLLER (Hrsg.): China – Gesellschaft und Wirtschaft im Umbruch. Wißner-Verlag, Augsburg 2009. 225 Seiten, 18,80 Euro.
KLEMENS LUDWIG: Vielvölkerstaat China. Die nationalen Minderheiten im Reich der Mitte. Verlag C.H. Beck, München 2009. 192 Seiten, 12,95 Euro.
Aufbruch und Stillstand: Ein chinesischer Arbeiter fegt den Boden in der Nähe eines der von großen Wirtschaftsunternehmen geprägten Stadtteile Pekings. Foto: AP
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