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Gitta Sereny is one of the world's most respected journalists and historians. This book gathers together the best of her writing on Germany from over sixty years. It amounts to an extraordinary portrait of the country and its people, how they have come to terms with their Nazi past, both collectively and in specific instances - and how the burden of their guilt has altered the national identity. She writes about key individuals - Stangl, Speer - and the questions which their lives raise. Thepenetration and conviction of her writing throughout is startling and she constantly reminds us why it…mehr

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Produktbeschreibung
Gitta Sereny is one of the world's most respected journalists and historians. This book gathers together the best of her writing on Germany from over sixty years. It amounts to an extraordinary portrait of the country and its people, how they have come to terms with their Nazi past, both collectively and in specific instances - and how the burden of their guilt has altered the national identity. She writes about key individuals - Stangl, Speer - and the questions which their lives raise. Thepenetration and conviction of her writing throughout is startling and she constantly reminds us why it is important to consider the questions she addresses - war guilt, holocaust denial and the temptations of obedience.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Gitta Sereny
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2002

Ordnung muss sein
Gitta Sereny setzt aus den Puzzlestückchen ihrer Erinnerung das zusammen, was sie bis heute verfolgt: das deutsche Trauma
GITTA SERENY: Das deutsche Trauma. Eine heilende Wunde, C. Bertelsmann, München 2002. 505 Seiten, 24,90 Euro.
Sie war ein Kind, zehn oder elf, saß in einem Zug von Wien Richtung Kanalküste, auf dem Weg in ein englisches Internat. Aufenthalt in Nürnberg, Schwestern des Roten Kreuzes nahmen sie mit zum Reichsparteitag: „Ich war überwältigt von der Symmetrie des Aufmarsches, von den fröhlichen Gesichtern, den rhythmischen Klängen, der magischen Beleuchtung. Bald klebte ich hingerissen an meinem Sitz, bald sprang ich auf und stimmte in den Jubel der Menge ein...” In den Tagen des österreichischen „Anschlusses” stand sie, inzwischen fünfzehn geworden, Schauspiel-Elevin im Max Reinhardt-Seminar, „inmitten einer Menschenmenge unter dem Balkon des Hotels Imperial und hörte Hitler reden. Am deutlichsten ist mir – zu meinem Entsetzen – in Erinnerung geblieben, wie freudig erregt ich war, während ich diesem Mann zuhörte. Was trieb mich, in den Chor der Masse einzustimmen? ”
Ja, was? Die Ungarin Gitta Sereny, längst Britin geworden und eine hoch respektierte Journalistin englischer Sprache, hat auf diese Grundfrage des Phänomens Nazismus keine schlüssige Antwort. Es kennzeichnet die Aufrichtigkeit der Autorin, dass sie die eigene, nun keineswegs mehr kindliche Verwirrung in der Konfrontation mit der anästhesierenden Macht des „Führers” im Jahre 1938 nicht verschweigt. Sie selber trug eine Ahnung des „deutschen Traumas”– so der Titel dieser Sammlung von zwanzig Texten – durch ihr wechselhaftes Leben. Aber es geschieht nicht zu oft, dass Gitta Sereny vorgestanzte Meinungen kritiklos übernimmt. Ihr Wahrheitswillen, der sich nur auf den eigenen Spürsinn verlässt, behält in der Regel die Oberhand. In den französischen Okkupationsjahren, in denen sie sich dem Schutz und der Pflege elternloser Kinder widmet, teilt sie natürlich den Hass der Résistance gegen die teutonischen Besatzer. Das hält sie nicht davon ab, die faire Hilfe deutscher Offiziere beim Namen zu nennen, und sie verschweigt nicht, dass deutsche Soldaten sie über die Pyrenäen entkommen ließen. Über Spanien konnte sie sich nach Amerika retten.
Dennoch: Der Blick auf die Nachtseite des Zwanzigsten Jahrhunderts dominiert das neue Buch, das nicht nur eine Textsammlung, sondern auch eine fragmentarische Autobiographie ist. Es zeugt für ihre bemerkenswerte psychische Energie, dass sie in ihrem chronischen Dialog mit Deutschland dem nackten Entsetzen niemals auswich. Das gilt vor allem für jenes Kapitel, das sie „Gespräch mit einem Gewissen” nannte – eine Art Digest des Buches „Am Abgrund”, in dem sie 1978 ihre intensiven Unterredungen mit Franz Stangl beschrieb, dem Kommandanten des Vernichtungslagers Treblinka, der im Dezember 1970 nach einem Prozess von neun Monaten wegen Beihilfe zum Mord an Neunhunderttausend Menschen zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt wurde. Stangl, immer korrekt, versuchte die abertausend Opfer, die täglich unter seiner Aufsicht durch die Todesschleusen in die Giftkammern gejagt wurden, als bloße „Ware” zu betrachten – um in ihnen keine Menschen sehen zu müssen. Doch als sich ein Jude bei der Ankunft darüber beklagte, einer der litauischen Begleitoffiziere habe ihm die Uhr geklaut, befahl Stangl dem gesamten Wachpersonal, „die Taschen umzudrehen”. „Was Recht ist, muss Recht bleiben, oder nicht?” sagte er zu Gitta Sereny. Die Uhr wurde nicht gefunden. Es kümmerte ihn nicht, dass der Bestohlene wie alle anderen kurz danach in den Tod ging.
Recht muss Recht bleiben. Kein Hauch von Zynismus schien da durch. Die Schizophrenie gewann den Rang der Normalität. So funktionierte das System. Wohl erinnerte sich Stangl nach all den Jahren an ein schönes „Stubenmädchen”, das den Herrn Kommandanten in gutem Deutsch seine Verachtung spüren ließ. Er fühlte sich beschämt, doch er dachte nicht daran, die junge Frau zu bestrafen. Ihr Geschick interessierte ihn nicht. Es war unabänderlich. Es entsprach der „Normalität”, dem Alltag der Todesmaschinerie. Nur einmal deutete er in seinen langen Sitzungen mit Gitta Sereny Schuldbewusstsein an. Einen Tag nach dem letzten Gespräch starb er an einem Herzinfarkt.
Stangl hatte zu den SS-Schützlingen des Vatikan-Bischofs Alois Hudal gehört, der ihn mit einem Rot-Kreuz-Pass versorgte und zur Flucht nach Brasilien verhalf. Viele von den Kindern der Henker aber, mit denen die Autorin sprach, konnten und wollten vor der Wahrheit nicht davonlaufen. Monika, die Tochter eines Generals der SS-Einsatzgruppen, der 1946 hingerichtet wurde, fragte sich ein Leben lang: „Was ging in diesen Männern vor, als sie mit ihren Verbrechen konfrontiert wurden? Haben sie sich selbst ihre furchtbare Schuld eingestanden? Und vor allem: Tat es ihnen Leid? Haben sie bereut, bevor sie gestorben sind?” Fast nebenbei erfahren wir, dass ein Bruder Reinhard Heydrichs, des Strategen der Vernichtung, sich dem Widerstand anschloss, als er sich an der Ostfront mit dem Morden konfrontiert sah; 1944 machte er seinem Leben ein Ende.
Am Ende ihrer Odyssee durch die deutsche Vergangenheit bescheinigt uns Gitta Sereny, „das moderne Deutschland” habe „mehr als jedes andere Land der westlichen Welt seit dem Zweiten Weltkrieg einen tiefgreifenden Wandel zuwege gebracht”. Die jüngere Generation sei „weniger anfällig für den Rassismus als in vielen anderen europäischen Ländern”. Sie betrachte das Dritte Reich weniger emotional als die Eltern und Großeltern: „Aber an dem Ernst, an den moralischen Motiven und an ihrer Besorgnis über die Missstände in der Gegenwart hat sich nichts geändert.” Darum der Untertitel der deutschen Ausgabe ihres Buches, dem sie den gleichen Rang wie dem Haupttitel zuerkennt: „Eine heilende Wunde”.
KLAUS HARPPRECHT
Der Rezensent ist Schriftsteller und Journalist und lebt in Frankreich.
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