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Mit Anfang siebzig ist John Gload des Tötens müde. Seit fünfzig Jahren hat er als Auftragskiller im Westen der USA Menschen umgebracht, ohne jemals gefasst zu werden. Doch nun ist es genug, und er stellt sich. Im Gefängnis trifft er auf den jungen Deputy Val Millimäki, der wie er auf einer Farm in Montana aufgewachsen ist. Val versucht dem alten Killer zu entlocken, wo er seine zahlreichen Opfer verscharrt hat, doch der Alte lässt sich nicht in die Karten sehen. Zwischen den beiden Männern entspinnt sich ein Psychoduell, das die Wunden und Abgründe in ihrem Leben offenlegt ...

Produktbeschreibung
Mit Anfang siebzig ist John Gload des Tötens müde. Seit fünfzig Jahren hat er als Auftragskiller im Westen der USA Menschen umgebracht, ohne jemals gefasst zu werden. Doch nun ist es genug, und er stellt sich. Im Gefängnis trifft er auf den jungen Deputy Val Millimäki, der wie er auf einer Farm in Montana aufgewachsen ist. Val versucht dem alten Killer zu entlocken, wo er seine zahlreichen Opfer verscharrt hat, doch der Alte lässt sich nicht in die Karten sehen. Zwischen den beiden Männern entspinnt sich ein Psychoduell, das die Wunden und Abgründe in ihrem Leben offenlegt ...
Autorenporträt
Zupan, KimKim Zupan stammt wie seine Figuren aus Montana, ist in Great Falls aufgewachsen und lebt gegenwärtig in Missoula. Zur Schriftstellerei kam er spät. Vorher hatte er in seinem Leben schon alle möglichen Jobs: Zimmermann, Rodeoreiter, Rancharbeiter, Lachsfischer und Lehrer. Gegenwärtig ist er Dozent für das Zimmermannshandwerk (Carpentry) an der University of Montana.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Fritz Göttler kann diesem Roman von Kim Zupan einiges abgewinnen. Da ist zunächst einmal die für einen Krimi ungewöhnliche Langsamkeit des Erzählens, die laut Göttler für das Buch charakteristisch ist. Außerdem hält der Rezensent das Fehlen von Recherche, Intrige, Action und Rafinesse in einem solchen Buch für bemerkenswert. Stattdessen kreisen Täter und Cop um ihre Monomanie, ihre Einsamkeit und den Mythos der Würde. Erinnert Göttler stark an Faulkner und McCarthy. Für Göttler ist das Buch ein "topografischer" Thriller. Sein Fokus: innere Landschaften.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.02.2015

DIE KRIMI-KOLUMNE
Kim Zupans
Pflüger
„Ich bin zu spät gekommen“, sagt der Mann zu seiner Frau, als er spät in der Nacht zu ihr ins Bett kriecht, „ich hab’s nicht geschafft.“ Viele Stunden lang hat er eine vermisste Frau gesucht, die ihre Skigruppe verloren hatte, in einem kurzen, vehementen Frühlingsschneesturm in den Crazy Mountains. Als er sie denn endlich fand, war sie bereits tot, erfroren. Sie lag „auf dem Rücken mitten auf dem Weg, unter einer dünnen Schicht Neuschnee, eine topografische Karte ausgebreitet auf der Brust, als wäre sie beim Lesen im Bett eingeschlafen“.
  Val Millimaki ist ein junger Deputy Sheriff einer kleinen Stadt in Montana. Vermisste Menschen zu suchen, gehört zu seinem Alltag. Seine Frau arbeitet im Krankenhaus der Stadt, sie wird die Einsamkeit, in der ihr Mann seinen Job verrichtet und die er mit nach Hause bringt, eines Tages nicht mehr ertragen und ihn verlassen. Immer wieder zieht sich die Erzählung in Stand- und Liegebildern zusammen, es entsteht ein ganzes Buch aus Ruhepunkten, Innehalten, Warteschleifen. Ein topografischer Thriller, der innere Landschaften ausmisst.
  Eine ganz eigene Topografie, die Millimaki beschäftigen wird, betrifft den alten John Gload. Man hat ihn endlich festgenommen, einen kleinen unscheinbaren, aber brutal effizienten Auftragskiller, der wegen zahlreicher Morde vor Gericht gestellt wird. Gload verweigert die Kooperation mit den Behörden, Millimaki soll seine Schweigsamkeit durchbrechen, ihn zur Auskunft bewegen, wo die Leichen vergraben sind. In der sprachlosen Einsamkeit des Killers findet er seine eigene gespiegelt. Auch John Gload hatte eine Frau, die das Alleinsein, die lange Abwesenheiten des Mannes nicht aushalten konnte.
  Kim Zupan, 1953 geboren, ist in Great Falls, Montana aufgewachsen, er hat viele Jahre auf Ranches gearbeitet und beim Lachsfang, als professioneller Rodeoreiter und schließlich als Zimmermann – eine Profession, die er nun auch unterrichtet. Zwei, drei Monate hat er Jahr für Jahr seinen Job ruhen lassen und sich dem Schreiben seines ersten Romans gewidmet. Die bedächtige Langsamkeit, die regelmäßige Arbeit über mehrere Jahre hinweg bestimmt den Charakter des Buches.
  Es ist ein Buch der Bewegungslosigkeit, was ungewöhnlich ist fürs Krimigenre. Keine vertrackte Recherche, keine böse Intrige, keine Raffinesse, keine Action. Der angeklagte Mörder und der junge Deputy verbringen viele Nächte miteinander, in denen die Spiralen ihrer Monomanie tangentiale Berührungspunkte finden. „Heim kehrt der Jäger aus dem weiten Land“, wird eines Abends John von der Frau begrüßt, als sie endlich nach Hause kommt, „heim kehrt der Jäger, voll bis zum Rand.“ Sie suchte Geselligkeit, Abenteuer, Alkohol. „Das ist einfach würdelos“, erwidert John, „eine Frau in deinem Alter in ’ner Bar.“ So würdelos wie der flapsige Umgang mit Stevensons Gedicht.
  Die Würde wird den Männern zum Problem, Würde als Mythos, in der Tradition von Faulkner und Cormac McCarthy. Die beiden Männer, der alte und der junge, sind erdverbunden, sie haben in der Jugend beide den Pflug geführt. „The Ploughmen“ heißt der Roman im Original, ein Titel, den die deutsche Ausgabe auf unschöne, spektakuläre Weise verrät. Die Erde, aufgewühlt von den Pflügen, hat doch auch die Toten aufgenommen, die vom Alten ermordet und verstümmelt wurden.
  Die Einsamkeit, über die das Buch reflektiert, wird in der amerikanischen Literatur meistens den Männern zugeschrieben. Aber sie ist universell, man findet sie bereits im frühen Tod der jungen Frau in den Bergen. „Vielleicht hatte sie dagestanden und verständnislos die zum Vorschein kommenden Sterne betrachtet, die in ihrem milchigen Licht jene gewaltige Ordnung, die dort oben kreiste, über die Landkarte legten, die in ihren stumpfsinnigen Schleifen und Linien ihr Leben zu halten schien. Vielleicht hatte sie sich hingelegt, und aus diesem Blickwinkel würde der Polarstern zu sehen gewesen sein, oder eine andere ferne Sonne, die sie wieder in der paradoxen Welt verorten würde.“
FRITZ GÖTTLER
Kim Zupan: Die rechte Hand des Teufels. Aus dem Englischen von Marie-Luise Bezzenberger. Knaur Verlag, München 2014. 336 Seiten, 9,99 Euro.
„Heim kehrt der Jäger aus dem
weiten Land . . . heim kehrt der
Jäger, voll bis zum Rand.“
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"Zupan inszeniert ein dunkles Männergespräch, über das Land, die Gewalt, die Vögel und die Einsamkeit." Die Zeit 20150108