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Groddeck entwickelt, im fototechnischen Sinn gesprochen, die Bilder seiner Vergangenheit in immer neuen Belichtungen, mit immer anderen Schärfen und Unschärfen, mit unterschiedlichen Objektiven. Nicht die Gegenstände wechseln, sondern nur das Licht, der Abstand, die Perspektive. Ein 'wirkliches' oder 'wahres' Bild der Erinnerung ist nicht möglich. Deshalb setzt Groddeck im Versuch, seine Lebensgeschichte zu erzählen oder, vielleicht besser, Geschichten und Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen, immer wieder neu an, um von den festgefügten Sedimenten seiner Erinnerung ein weiteres Bild zu…mehr

Produktbeschreibung
Groddeck entwickelt, im fototechnischen Sinn gesprochen, die Bilder seiner Vergangenheit in immer neuen Belichtungen, mit immer anderen Schärfen und Unschärfen, mit unterschiedlichen Objektiven. Nicht die Gegenstände wechseln, sondern nur das Licht, der Abstand, die Perspektive. Ein 'wirkliches' oder 'wahres' Bild der Erinnerung ist nicht möglich. Deshalb setzt Groddeck im Versuch, seine Lebensgeschichte zu erzählen oder, vielleicht besser, Geschichten und Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen, immer wieder neu an, um von den festgefügten Sedimenten seiner Erinnerung ein weiteres Bild zu entwickeln, das sich oft nur in Nuancen von früheren Bildern unterscheidet.
Nicht von ungefähr erwecken die hier edierten Texte den Eindruck von psychischen Umschriften, sie umschreiben das Leben in einem ständigen, immer wieder neu ansetzenden Prozeß. Für Groddeck ist es nicht möglich, den Kern des Lebens zu fassen und ihn analytisch zu durchdringen. Das Leben ist für ihn kernlos, deshalb gibt es für ihn nur Umschreibungen, die zu keinen Enthüllungen und zu keiner Wahrheit führen, sondern nur zu neuen Umschreibungen. Gern verwies Groddeck dabei auf die 'Zwiebelszene' in Peer Gynt, wo beim Häuten der Zwiebel auch im 'innersten Inneren' kein Kern zum Vorschein kommt, 'bloß Häute - nur immer kleiner und kleiner'.
Der Band enthält alle autobiographischen Schriften, die im Groddeck-Nachlaß aufzufinden sind. Groddeck hat selbst einen kurzen Entwurf zu einem Vorwort seiner Autobiographie verfaßt, die er zu Lebzeiten aber nicht mehr veröffentlichte. Die Titel der Schriften stammen vom Herausgeber.
Autorenporträt
Wolfgang Martynkewicz ist freier Autor und Dozent für Literaturwissenschaft an den Universitäten Bamberg und Bayreuth. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Geschichte der Psychoanalyse, u. a. über Jane Austen, Edgar Allan Poe, Arno Schmidt, Sabina Spielrein, C. G. Jung, Georg Groddeck und Oscar A. H. Schmitz.