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BEGEGNUNG VOR MALERISCHER PRAGER KULISSEAls Adrian die einwöchige Bildungsreise nach Prag antritt, wagt er nicht zu träumen, was ihm dort wenig später widerfährt: Er begegnet Vera, und plötzlich kehrt Farbe in sein Leben zurück. Fern von daheim, wo die todkranke Ehefrau zu pflegen ist und die beiden Söhne Probleme machen, fühlt sich der erfolgreiche Germanistikprofessor vom ersten Augenblick an von der jungen Schriftstellerin angezogen. Wieder zu Hause, will ihm das schöne schmale Gesicht mit den braunen Augen nicht aus dem Kopf gehen. Er bannt seine aufkeimende Sehnsucht in Briefen, die Vera…mehr

Produktbeschreibung
BEGEGNUNG VOR MALERISCHER PRAGER KULISSEAls Adrian die einwöchige Bildungsreise nach Prag antritt, wagt er nicht zu träumen, was ihm dort wenig später widerfährt: Er begegnet Vera, und plötzlich kehrt Farbe in sein Leben zurück. Fern von daheim, wo die todkranke Ehefrau zu pflegen ist und die beiden Söhne Probleme machen, fühlt sich der erfolgreiche Germanistikprofessor vom ersten Augenblick an von der jungen Schriftstellerin angezogen. Wieder zu Hause, will ihm das schöne schmale Gesicht mit den braunen Augen nicht aus dem Kopf gehen. Er bannt seine aufkeimende Sehnsucht in Briefen, die Vera ab nun regelmäßig erreichen. Sanft, aber eindringlich nähern sich die beiden aneinander an, in leidenschaftlichen Botschaften in eine andere Welt. DIE GESCHICHTE EINER SEHNSUCHT MIT BERÜHRENDEM FEINGEFÜHL ERZÄHLTNicht nur Adrian, auch Vera ist gefangen in beengten Verhältnissen, kontrolliert vom patriarchischen Ehemann. Die Briefe des Professors treffen sie mit ebensolcher Wucht wie ihn die ihren. Es sind Briefe voller Sehnsucht, die sie austauschen, einer Sehnsucht weniger nach Liebe als nach dem Gefühl der Liebe, das beide so lange nicht verspürt haben. Wird der Wunsch, diese Liebe zu leben, letztendlich stärker sein als die Skrupel, das Vertraute zu verlassen?Evelyn Grill, Autorin der erfolgreichen Romane "Vanitas oder Hofstätters Begierden" und "Der Sammler", erzählt die Geschichte dieser besonderen Liebe mit viel Feingefühl und berührendem Ernst - ein tiefschürfendes Leseerlebnis.
Autorenporträt
Evelyn Grill, geboren in Garsten in Oberösterreich, lebt als freie Schriftstellerin in Freiburg im Breisgau. Sie zählt zu den wichtigsten österreichischen Erzählerinnen. Für ihren Roman "Der Sammler" wurde sie 2006 mit dem Otto-Stoessl-Preis ausgezeichnet. Bei Haymon erschienen: "Der Sammler". Roman (HAYMONtb 2010), "Fünf Witwen". Erzählungen (2015), "Schöne Künste". Kriminalroman (HAYMONtb 2016) sowie zuletzt der aktuelle Roman "Immer denk ich deinen Namen" (2016).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.2016

Alles Unglück der Welt auf seinen Schultern
Was treibt sie um? Evelyn Grills neuer Roman "Immer denk ich deinen Namen" verliert vor lauter Nähe seine Figuren aus den Augen

Eine leidenschaftliche verbotene Liebe, die in Prag ihren Anfang nimmt, heimliche Briefe voller Sehnsucht und Poesie, das gedoppelte Unglück zweier von Alltagssorgen strapazierten Ehen, Träume von Freiheit und Erfolg, quälende Fragen nach Schuld und Verantwortung, dazu die Unausweichlichkeit einer tödlichen Krankheit - das sind Zutaten, aus denen anrührende, unter Umständen sogar große Literatur entstehen kann. Dieselben Ingredienzien können aber auch zu einem banalen Ragout verrührt werden, das heftiges Unwohlsein oder zumindest doch nachhaltigen Kitsch-Verdacht hervorruft. Und wie so oft, in der Kochkunst wie in der Literatur, hängt alles von der richtigen Dosierung, handwerklichem Geschick und dem Mut ab, sich nicht zu sehr auf bewährte Rezepte zu verlassen.

Evelyn Grill (Jahrgang 1942) hat mit ihren Romanen und Erzählungen viel Anerkennung gefunden. Zu Recht gilt sie als Expertin für komplizierte Beziehungen und abstruse Charaktere. Ihr Roman "Der Sammler" (2006) bot faszinierende Einblicke in das Leben eines Einzelgängers, den seine Umwelt nur als verwahrlosten Messie wahrnimmt. Kein Zweifel: Diese Autorin weiß, wie man spannende Geschichten erzählt.

Umso erstaunlicher sind ihre Fehlgriffe bei der Konstruktion dieses jüngsten Romans. Er spielt in der Zeit vor der Erfindung von Handys und E-Mails, als Briefe oft der einzige Weg waren, der ferne Liebende verbinden konnte. Auf einer einwöchigen Studienreise hinter den Eisernen Vorhang sind sie einander begegnet: der erfolgreiche deutsche Germanist Adrian und die junge österreichische Lyrikerin Vera, und kaum sind beide in ihren jeweiligen Alltag zurückgekehrt, verstricken sie sich in immer tiefere Liebesphantasien und den romantischen Traum des Füreinanderbestimmt-Seins. Aus dieser Konstellation ließe sich einiges machen, von einer tragischen Romeo-und-Julia-Geschichte bis zu einer Liebeskomödie in der Manier von Woody Allen.

Evelyn Grill scheint jedoch vor allem das Muster einer antiken Schicksalstragödie vor Augen gehabt zu haben, denn zunächst stattet sie ihren Helden mit einer schier unglaublichen Reihe von Handicaps aus: Nicht genug damit, dass dieser feinfühlige Rilke-Liebhaber im Krieg verwundet wurde und nun eine Beinprothese trägt, er muss sich zudem um die demente Mutter im Pflegeheim kümmern und um die schwer kranke Ehefrau zu Hause, deren Liebe zu ihm längst erloschen ist. Von den beiden halbwüchsigen Söhnen ist der eine Autist, der andere chronisch schlecht gelaunt, und wie lange sich die an Epilepsie erkrankte Schwägerin im fernen Frankreich noch allein versorgen kann, ist ungewiss. Auch die Wohnverhältnisse im Professorenhaushalt sind beengt. Warum die Familie nicht längst in eine größere Wohnung umgezogen ist, gehört zu den vielen unbeantworteten Fragen, die sich bei der Lektüre einstellen.

Umso wortreicher wird Adrians wachsende Leidenschaft für die ferne Reisebekanntschaft geschildert, wenn auch deren Ursprung sich ziemlich reflexhaft vollzog: "Schmale Gesichter bezeichnete er immer als edel." Die unglücklich verheiratete, schmalgesichtige Vera, die neben den lästigen Familienpflichten und ihrer Schriftstellerei auch noch heimlich Jura studiert, fühlt sich wiederum von Adrians Briefen "erhoben und erkannt". Kein Wunder, dass ihr bodenständiger Ehemann keine Chance gegen den feinsinnigen Rivalen hat.

Womöglich war es die Absicht der Autorin, die doppelte Verblendung ihrer Romanhelden vorzuführen, die sich mehr und mehr in Illusionen und gemeinsamen Fluchtträumen verstricken. Freilich hätte sie dazu eine distanzierte Position benötigt, eine Erzählerfigur, die von außen auf diese epistolarische folie à deux blickt. Souveräne Distanz zu ihren Figuren gelingt Evelyn Grill indes nicht. Vielmehr berichtet sie abwechselnd von den Erlebnissen Adrians und Veras, und dabei unterlaufen ihr Klischees und Ungereimtheiten. Veras Sohn beispielsweise ist schon vierzehn Jahre alt, wie früh mitgeteilt wird. Wenig später jedoch vergnügt er sich fröhlich beim Sackhüpfen, und in den Sommerferien spielt er am Strand und schleckt Eis wie ein Vierjähriger. Ein pubertärer Spätzünder oder doch eine erzählerische Panne?

Von Adrians Berufsleben ist viel die Rede, aber anschaulich wird der Alltag dieses Literaturwissenschaftlers nie. Das "Institut", in dem er arbeitet, bleibt eine vage Schimäre mit Kellerräumen voller wertvoller Dokumente, einem gestrengen Chef und einer Caféteria, in der sich mit ausländischen Gästen nicht nur schnell ein anregendes Gespräch, sondern sogar "eine interessante Disputation" entspinnt - andernorts geschieht so etwas nur in Doktorprüfungen. Ständig muss Adrian Briefe beantworten, Vorträge entwerfen, Aufsätze schreiben. Bei all dieser Geschäftigkeit wüsste man gern genauer, was diesen angeblich berühmten Gelehrten tatsächlich umtreibt. Immerhin zitiert er fortwährend Gedichte, während Vera, die ja als Lyrikerin vorgestellt wird, zwar irgendwann ein Stipendium erhält, aber als Dichterin niemals eigenständige Konturen erhält.

Nein, in diesem Roman passt wenig zusammen, und selbst die vielen Klischees fügen sich zu keinem Ganzen. Am überzeugendsten ist das überraschende Ende des doppelten Beziehungsunglücks, denn hier gelingt Evelyn Grill endlich das, worauf man zuvor viel zu lange gewartet hat: Sie wird sparsam mit ihren Worten und skizziert die finale Katastrophe mit wenigen Strichen, die ausreichen, um die Phantasie ihrer Leser anzuregen. Nur leider wiegt diese kluge Ökonomie des Erzählens auf den letzten sechs Seiten die vorangehende Geschwätzigkeit und die vielen Inkonsistenzen nicht auf.

SABINE DOERING

Evelyn Grill: "Immer denk ich deinen Namen". Roman.

Haymon Verlag, Innsbruck und Wien 2016. 140 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"kunstvoll arrangiert und überaus fein in Sprache umgesetzt ... aus der Lektüre dieses Buchs geht man verändert hervor" Die Presse, Alexandra Millner "feinsinniges, klischeefreies Psychogramm" Kleine Zeitung