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Die Theorie reflexiver Modernisierung macht die Frage nach den Nebenfolgen zu einem zentralen Motiv der Gesellschaftstheorie. Im Vergleich zu anderen Theorien, die den unbeabsichtigten Folgen sozialen Handelns ebenfalls Aufmerksamkeit widmen, betont sie vor allem das zeitdiagnostische Potential des Konzepts. Beinahe alle größeren soziologischen Theorien von Marx bis Luhmann kennen Argumente für die "Transintentionalität des Sozialen". Die Theorie reflexiver Modernisierung möchte diese jedoch insofern zuspitzen, als sie den Nebenfolgen eine besondere Relevanz und Sprengkraft für die Entwicklung…mehr

Produktbeschreibung
Die Theorie reflexiver Modernisierung macht die Frage nach den Nebenfolgen zu einem zentralen Motiv der Gesellschaftstheorie. Im Vergleich zu anderen Theorien, die den unbeabsichtigten Folgen sozialen Handelns ebenfalls Aufmerksamkeit widmen, betont sie vor allem das zeitdiagnostische Potential des Konzepts. Beinahe alle größeren soziologischen Theorien von Marx bis Luhmann kennen Argumente für die "Transintentionalität des Sozialen". Die Theorie reflexiver Modernisierung möchte diese jedoch insofern zuspitzen, als sie den Nebenfolgen eine besondere Relevanz und Sprengkraft für die Entwicklung (und möglicherweise: für die Selbsttransformation) der modernen Gesellschaft zuspricht.

Ohne Zweifel gehört die Theorie reflexiver Modernisierung in den Kreis der populärsten Gegenwartsdiagnosen. In diesem Theoriegebäude, das Ulrich Beck in der Risikogesellschaft (1986) erstmals umrissen und seither in einer Vielzahl von Publikationen weiter ausgebaut hat, spielt die Denkfigur der Nebenfolgen eine zentrale Rolle: Es sind die (nicht-intendierten) Nebenfolgen erfolgreicher Modernisierungsprozesse, die zur Funktions- und Legitimationskrise der so genannten "ersten Moderne" führen. An vielen Beispielen - etwa den neuen Risikolagen, der Erosion moderner Familienstrukturen oder der Arbeitsgesellschaft, der die (bezahlte) Arbeit ausgeht - läßt sich auch sinnfällig illustrieren, daß jene Nebenfolgen Produkte des Programms der Moderne sind. Nun könnte man einfach festellen: "So what?". Denn moderne Gesellschaften sind programmatisch Wandlungsgesellschaften.
Aber: Es sind genau diese Phänomene eines nebenfolgeninduzierten Wandels, welche nun die Rahmenbedingungen für den Wandel selbst in Frage stellen. Die durch die gelungene Durchsetzung der Modernisierungsprogrammatik erzeugten Effekte scheinen mit eben diesem Programm nicht mehr bewältigbar zu sein. Damit stellt das Nebenfolgentheorem einen zentralen Baustein in Becks Theorie sozialen Wandels dar. Gleichwohl bleibt dieses Theorem seltsam unbestimmt. Es fehlt an einer theoretischen, aber auch empirischen Überprüfung. Weder ist die Frage nach der theoretischen, historischen und empirischen Reichweite ausreichend geklärt noch liegt eine aufschlußreiche, präzise Analytik vor, die für weiterführende Arbeiten an und mit diesem Theorem notwendig wäre.
Eben dieser Aufgabe stellen sich die Herausgeber und AutorInnen dieses Bandes. Sie sind alle MitarbeiterInnen im Sonderforschungsbereich "Reflexive Modernisierung", der seit etwa vier Jahren in unterschiedlichen Feldern an einer Prüfung, Konkretisierung und Weiterentwicklung der Theorie reflexiver Modernisierung arbeitet.
Autorenporträt
Stefan Böschen, ab 1988 Studium des Chemie-Ingenieurwesens an der Universität in Erlangen; nebenbei Studium von Philosophie (Schwerpunkt Wissenschaftstheorie) und Soziologie (Technik- und Risikosoziologie); Interesse an fachübergreifenden Fragestellungen (Mitarbeit und später Leitung des Arbeitskreises Mensch Umwelt Technik (MUT) an der Uni Erlangen). 1994 Abschluss Diplom-Ingenieur. Im Anschluss Promotion in Soziologie zum Themengebiet der Früherkennung technischer Risiken des Sonderforschungsbereichs "Reflexive Modernisierung" mit dem Projekt "Möglichkeiten und Grenzen der Wissenschaftsfolgenabschätzung. Seit 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Karlsruhe. Nick Kratzer, Studium der Soziologie in München und Abschluss als Diplom-Soziologe. Seit 1996 am ISF München. Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Augsburg im Jahr 2003. Mitglied des Vorstandes des ISF München. Mitglied des Vorstandes des Sonderfors

chungsbereichs 536 "Reflexive Modernisierung". Stefan May ist seit 2007 wissenschaftlicher Geschäftsführer des Zentrums für Governance-Forschung (MCG) an der LMU-München. Seit Juni 2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Armin Nassehi, Institut für Soziologe der LMU München.