Hannah Arendts leidenschaftliches Denken offenbart sich in ihrem Werk u.a. durch die häufige Nennung emotionaler Phänomene wie Wut, Liebe, Mut oder Mitleid. Bislang wurde diese affektive Argumentationsebene jedoch nicht systematisch untersucht. Héla Hecker argumentiert dafür, dass Arendt Gefühle und Affekte nicht als per se apolitisch, sondern als welteröffnende bzw. -verschließende Artikulationen einer grundsätzlich menschlichen Berührbarkeit bewertet. Das Politische ist der Bereich, in dem diese Berührbarkeit als conditio humana frei und geschützt gelebt werden kann. Gleichzeitig bürgt die Fähigkeit, sich vom Anderen und von der Welt berühren zu lassen, für die Möglichkeit von Freiheit und Neubeginn.
»Die Stärke von Heckers Buch liegt fraglos darin, eine Ebene in Arendts Denken ans Tageslicht zu bringen, die trotz der kaum überschaubaren Arendtforschung bisher keine systematische Aufmerksamkeit bekam, oder dann allenfalls ausschließlich die emotionsaverse Seite Arendts thematisiert wurde.« Damian Nussbaumer, HannahArendt.net, 1/12 (2022) Besprochen in: Coincidentia, 12/2 (2021), Fabian Warislohner