Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.04.2012Tatkräftige Frauen
Afrika ist vielfältig; Afrika verändert sich; Afrikaner und Afrikanerinnen nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand; Afrika ist keineswegs der Kontinent des Hungers, der Gewalt, der Naturkatastrophen und der Stagnation, wie ihn Öffentlichkeit und Medien weitgehend immer noch sehen: Dieses differenziertere Bild von Afrika sucht in jüngerer Zeit eine stattliche Reihe von Büchern, zumeist aus der Feder von Journalisten, zu vermitteln. Die Bauart dieser Publikationen ähnelt sich. Im Zentrum stehen Menschen aus diversen Schichten und Ländern, die den Aufbruch, aber auch die vielfältigen Probleme und Widersprüche der afrikanischen Gegenwart verkörpern. Mutige und tatkräftige Frauen sowie Vertreter einer oftmals noch sehr vage definierten "neuen Mittelklasse" sind in diesen Darstellungen in der Regel besonders präsent. Ute Schaeffer, Chefredakteurin der Deutschen Welle, hält sich in ihrem Reportagenband ebenfalls an dieses Muster. Herausgekommen ist ein Buch, das eindringliche Schilderungen ebenso wie allzu plakative Äußerungen enthält. Für letzteren Befund stehen Feststellungen wie: "Afrika steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Nur die Richtung steht noch nicht fest." Zugleich gelingt es der Verfasserin, wesentliche Themen sehr plastisch zu schildern, etwa in ihrem Bericht über Tansania das Problem des "landgrabbing", also das Faktum, dass sich ausländische Investoren vermehrt wertvolles Agrarland unter den Nagel reißen. Zu Recht betont sie, der Norden solle nicht länger davon ausgehen, "dass er das Navigationssystem für Afrikas Entwicklung in den Händen hält". Die "Macher" des Kontinents schauen verstärkt auf China, Indien oder Brasilien. (Ute Schaeffer: "Afrikas Macher - Afrikas Entwickler". Reportagen zur afrikanischen Gegenwart. Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt am Main 2012. 248 S., Abb., br., 24,90 [Euro].) eck
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Afrika ist vielfältig; Afrika verändert sich; Afrikaner und Afrikanerinnen nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand; Afrika ist keineswegs der Kontinent des Hungers, der Gewalt, der Naturkatastrophen und der Stagnation, wie ihn Öffentlichkeit und Medien weitgehend immer noch sehen: Dieses differenziertere Bild von Afrika sucht in jüngerer Zeit eine stattliche Reihe von Büchern, zumeist aus der Feder von Journalisten, zu vermitteln. Die Bauart dieser Publikationen ähnelt sich. Im Zentrum stehen Menschen aus diversen Schichten und Ländern, die den Aufbruch, aber auch die vielfältigen Probleme und Widersprüche der afrikanischen Gegenwart verkörpern. Mutige und tatkräftige Frauen sowie Vertreter einer oftmals noch sehr vage definierten "neuen Mittelklasse" sind in diesen Darstellungen in der Regel besonders präsent. Ute Schaeffer, Chefredakteurin der Deutschen Welle, hält sich in ihrem Reportagenband ebenfalls an dieses Muster. Herausgekommen ist ein Buch, das eindringliche Schilderungen ebenso wie allzu plakative Äußerungen enthält. Für letzteren Befund stehen Feststellungen wie: "Afrika steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Nur die Richtung steht noch nicht fest." Zugleich gelingt es der Verfasserin, wesentliche Themen sehr plastisch zu schildern, etwa in ihrem Bericht über Tansania das Problem des "landgrabbing", also das Faktum, dass sich ausländische Investoren vermehrt wertvolles Agrarland unter den Nagel reißen. Zu Recht betont sie, der Norden solle nicht länger davon ausgehen, "dass er das Navigationssystem für Afrikas Entwicklung in den Händen hält". Die "Macher" des Kontinents schauen verstärkt auf China, Indien oder Brasilien. (Ute Schaeffer: "Afrikas Macher - Afrikas Entwickler". Reportagen zur afrikanischen Gegenwart. Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt am Main 2012. 248 S., Abb., br., 24,90 [Euro].) eck
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