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»Susan Sontag hat mein Leben verändert. Die Beschäftigung mit ihr hat mir schlagartig klargemacht: Denken kann glamourös sein, und es kann unsere Sinne schärfen.«Susan Sontag ist Kult. Für Generationen von Studierenden ist die New Yorker Intellektuelle ein Vorbild, ihre Essays zu Politik und Popkultur, aber auch zu Philosophie, Fotografie, Literatur und Sexualität sind bewusstseins- und stilprägend. Ihr bewegtes Leben (und Liebesleben) an der Seite zahlreicher Berühmtheiten - von Andy Warhol bis Annie Leibovitz - hat ebenfalls zum Mythos Sontag beigetragen. Anna-Lisa Dieter resümiert: Susan…mehr

Produktbeschreibung
»Susan Sontag hat mein Leben verändert. Die Beschäftigung mit ihr hat mir schlagartig klargemacht: Denken kann glamourös sein, und es kann unsere Sinne schärfen.«Susan Sontag ist Kult. Für Generationen von Studierenden ist die New Yorker Intellektuelle ein Vorbild, ihre Essays zu Politik und Popkultur, aber auch zu Philosophie, Fotografie, Literatur und Sexualität sind bewusstseins- und stilprägend. Ihr bewegtes Leben (und Liebesleben) an der Seite zahlreicher Berühmtheiten - von Andy Warhol bis Annie Leibovitz - hat ebenfalls zum Mythos Sontag beigetragen. Anna-Lisa Dieter resümiert: Susan Sontag hat dem Denken erst Glanz verliehen - und es dabei geschafft, zum moralischen Gewissen Amerikas zu werden.
Autorenporträt
Anna-Lisa Dieter ist Literaturwissenschaftlerin und Kuratorin am Naturkundemuseum BIOTOPIA in München. Sie schreibt als freie Autorin für das Feuilleton verschiedener Zeitungen und konzipiert und moderiert Gesprächsreihen am Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Aurelie von Blazekovic nutzt die Veröffentlichung von Anna-Lisa Dieters Susan-Sontag-Buch für eine Eloge auf die 2004 verstorbene Essayistin. Die glamouröse Autorin, die mit ihrem ernsten Look auch zur intellektuellen Stilikone wurde, hatte noch immer immensen Einfluss auf die Kultur und Kritik, auf weibliche und queere Menschen. In diesem Buch bekommt die Rezensentin einen Blick in das Leben und Schaffen dieser Persönlichkeit, mithilfe von sinnigen Listen, Illustrationen und weiteren etwas "kurzweiligeren Elementen". Damit habe die Literaturwissenschaftlerin Anna-Lisa Dieter es geschafft, Sontags Geist auf knappstem Raum einzufangen, resümiert die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2022

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Anna-Lisa Dieter über
den unzeitgemäßen Ruhm und
Nachruhm Susan Sontags
Die Literaturwissenschaftlerin Anna-Lisa Dieter schreibt der 2004 verstorbene Essayistin Susan Sontag zu, in den Jahrgängen von den späten Vierzigern bis in die Achtziger jede weibliche oder queere Person beeinflusst zu haben, die den Wunsch verspürt hat, intellektuell oder künstlerisch tätig zu sein. Als ungewöhnliches weibliches Vorbild.
Ungewöhnlich weniger, weil Sontag, 1933 geboren, ihrer Zeit voraus war als New Yorker Intellektuelle und bisexuelle Frau. Ihr bürgerliches Leben endete sehr früh – mit 19 war sie bereits zwei Jahre mit ihrem Soziologiedozenten verheiratet und brachte den einzigen Sohn David Rieff zur Welt. Dann folgte ein freies Leben voller Glamour als Beobachterin der Kultur ihrer Zeit. Der Essay „Notes on Camp“ machte sie 1964 berühmt und veränderte die Kulturkritik. Ihr dunkler Charme schuf einen Look. Ernste Miene, weiße Haarsträhne, Cowboyboots.
Ungewöhnlich ist Sontag auch posthum immer noch, so Anna-Lisa Dieter, weil sie sich den gegenwärtigen Strömungen der Kultur so entzieht. Als schwebe sie immer noch über den Dingen. Sontag hat beim Schreiben ihrer bekanntesten Texte nämlich aufs längst allgegenwärtige Ich-Sagen verzichtet. Den Phänomenen der queeren Kultur habe sie sich dementsprechend gewidmet, ohne ihre Sexualität zu thematisieren, und über den Krebs habe sie geschrieben, ohne ihre eigene Erkrankung zu thematisieren. „Sontag war Jüdin“, so Anna-Lisa Dieter, „wollte aber nicht als jüdische Schriftstellerin wahrgenommen werden. Sie war Feministin, ohne sich zum Feminismus zu bekennen.“
Die Reclam-Reihe „100 Seiten“ arbeitet mit Listen, Illustrationen und anderen kurzweiligen Elementen. Beim Thema Susan Sontag ergibt das Sinn. Sontag erstellte in allen Lebenslagen Listen. Als 14-Jährige formulierte sie ihre Überzeugungen in dem Format („Ich glaube: a) dass es keinen persönlichen Gott und kein Leben nach dem Tod gibt“ ...), später Eigenschaften, die sie an Menschen anziehen („jemand, den ich liebe, muss mindesten zwei oder drei davon haben“). Auf der Liste ihrer Liebschaften stehen neben anderen Prominenten auch Robert Kennedy, die Fotografin Annie Leibovitz und der Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky. Anna-Lisa Dieter hat ebenso Listen erstellt: Verbringen Sie einen Samstag à la Sontag (7 Uhr: Sie wachen auf und empfinden Wut).
Wütend wurde Sontag, heißt es, wenn man immer noch auf ihren berühmten Essay „Notes on Camp“ ansprach. Bis zu ihrem Tod war sie der Ansicht, dass ihre besten Werke noch vor ihr lägen. Gegen den Krebs wehrte sie sich mit beinahe verstörender Vehemenz. Ihr Wunsch, lebendig zu bleiben, habe sich in ihren letzten Jahren noch verstärkt, schreibt Dieter. Gerade das mag so anziehend sein an Susan Sontag: ihre Intensität und ihr Verlangen nach Leben.
Der kurze Band thematisiert auch, wie Sontag zunehmend zur Antikriegsaktivistin wurde. Ihr letzter Essay „Das Foltern anderer betrachten“ erschien wenige Monate vor ihrem Tod im Dezember 2004 im Magazin der New York Times. Dort beschrieb Sontag, was ihrer Ansicht nach immer mehr zum „wahren Wesen“ und „wahren Herzen“ Amerikas werde: Internetpornographie, Unterhaltung durch Gewalt, eine bestimme Vorstellung von Spaß, die mit Brutalität einhergehe. Fotos, die das Leid, das sich Menschen antun, belegen, beschäftigten Sontag, seit sie als Zwölfjährige, 1945 in einer Buchhandlung in Santa Monica, Fotos aus den Konzentrationslagern in Bergen-Belsen und Dachau sah.
Anna-Lisa Dieter gelingt so auf knappsten Raum eine echte Essenz von Sontags Werk, mit besonderem Augenmerk auf die Texte, die sich als Kommentare zu unserer Gegenwart lesen lassen. Etwa Sontags Kritik der öffentlichen Empathie: „Solange wir Mitgefühl empfinden, kommen wir uns nicht wie Komplizen dessen vor, wodurch das Leiden verursacht wurde. Unser Mitgefühl beteuert unsere Unschuld und unsere Ohnmacht.“ Man müsse weniger fühlen, dafür mehr wissen und verstehen.
AURELIE VON BLAZEKOVIC
„Unser Mitgefühl
beteuert unsere
Unschuld und
unsere Ohnmacht."
Anna-Lisa Dieter:
Susan Sonntag -
100 Seiten.
Reclam, Ditzingen 2022. 100 Seiten, 10 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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