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Chinas 1980er Jahre markieren eine Zeitenwende; die Kulturrevolution wird von einer Politik der Öffnung abgelöst, Modernisierungen und eine Vielfalt kultureller Einflüsse dringen in das Alltagsleben ein. Was heute in China den Stempel von Erfolg und Fortschritt trägt, hat seine Wurzeln in dieser außergewöhnlich fruchtbaren, hoffnungsvollen, aber auch verunsichernden Ära des Aufbruchs. Qian Yus Schwarz-Weiß-Aufnahmen dokumentieren diesen sozialen Wandel. Mit einem Blick für das Einzigartige des Augenblicks, mit Humor und Empathie erfasst Qian Szenen und Menschen auf Beijinger Straßen, Plätzen…mehr

Produktbeschreibung
Chinas 1980er Jahre markieren eine Zeitenwende; die Kulturrevolution wird von einer Politik der Öffnung abgelöst, Modernisierungen und eine Vielfalt kultureller Einflüsse dringen in das Alltagsleben ein. Was heute in China den Stempel von Erfolg und Fortschritt trägt, hat seine Wurzeln in dieser außergewöhnlich fruchtbaren, hoffnungsvollen, aber auch verunsichernden Ära des Aufbruchs. Qian Yus Schwarz-Weiß-Aufnahmen dokumentieren diesen sozialen Wandel. Mit einem Blick für das Einzigartige des Augenblicks, mit Humor und Empathie erfasst Qian Szenen und Menschen auf Beijinger Straßen, Plätzen und Parks in ihrer neu gewonnenen Freiheit und Individualität.
Autorenporträt
Die Schriftstellerin Li Jianming lehrte nach ihrem Deutschstudium an der Fremdsprachenhochschule in Beijing. Sie übertrug u.a. deutschsprachige Klassiker, und Fachliteratur ins Chinesische. Sie wirkte als Bühnenautorin, Dramaturgin und Theaterregisseurin und im Bereich der Kulturvermittlung.

Der Hobbyfotograf Qian Yu (1942) war ab 1967 Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Xinhua. Erst 2001 wurde er durch ein für ihn untypisches Motiv als Fotograf bekannt: durch Aufnahmen des Terroranschlags auf das World Trade Center. Er bekam einen Preis für chinesische Pressefotografie. Sein zentrales Sujet und Anliegen sind jedoch die Alltagsszenen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.06.2017

Auf Stöckelschuhen unterwegs in China

Nach dem Tod Mao Tse-tungs und dem Ende der Grauen während der Kulturrevolution waren Chinas achtziger Jahre zwischen Beginn des 1978 von Deng Xiaoping eröffneten Reformzeitalters und der Niederwerfung der Demokratiebewegung im Jahr 1989 eine Zwischenzeit des Aufatmens. Ein unsteter Wind des Wandels zog über das Land, freie Märkte wurden erprobt, und nicht zuletzt entdeckte man den Wert des Individuums und den Geschmack an einer gewissen Selbstbestimmung. Qian Yu aus Peking hat zu dieser Zeit fotografiert. Seine Schwarzweißaufnahmen werfen Schlaglichter auf ein Land der Kontraste, der Ungleichheiten und der Ungleichzeitigkeiten. Das Nebeneinander unterschiedlicher Lebenswelten, auch Zeitschichten steht im Fokus seiner Arbeit. Da rollen dann Pferdewagen neben modernen Bussen her, oder es steht eine Greisin mit verkrüppelten Lotosfüßen vor einem Schaufenster mit modernen Auslagen. Qian Yu zeigt dabei viel Liebe zum Detail und entdeckt im Alltag der Straße skurrile Momente und Personen: von den Wechselfällen der Geschichte gezeichnete alte Menschen, aussterbende Berufe, Müßiggänger, die in Alleen Vogelkäfige ausführen, Affendompteure - Randgruppen und Outcasts. Ausgeprägter Humanismus kennzeichnet das Werk. Dabei dokumentiert Qian Yu die Zivilisationsschübe mit dezentem Humor, etwa auf seinen Bildern fotografierender Menschen oder eines Transistorradios, das den alten Kniegeiger zu einem Relikt aus einer anderen Epoche macht. Neben solch nostalgisch wirkenden Augenblicken während der Suche nach der verlorenen Zeit findet sich im Buch immer aber auch der nach vorne gerichtete Blick auf der Suche nach Glück. So beobachtet der Fotograf nach den asexuellen Jahren und unmodischen Zeiten der "blauen Ameisen" der Kulturrevolution erste verstohlene Liebespaare im Park, oder er zeigt Frauen mit Make-up und Stöckelschuhen. Qian Yus Ehefrau, die Schriftstellerin Li Jianming, hat die Bildlegenden und einige zeithistorische Essays für den Band verfasst, wobei gerade Vergleiche mit den von ihr erlebten achtziger Jahren in West-Berlin aufschlussreich sind. Hervorzuheben ist auch das gelehrte Nachwort der Herausgeberin Ylva Monschein.

sg

"Ansichten von Beijing. Impressionen aus Chinas 1980er Jahren" von Qian Yu (Fotografien) und Li Jianming (Texte). Herausgegeben und übersetzt von Ylva Monschein. Drachenhaus Verlag, Esslingen 2016. 220 Seiten, 113 Schwarzweißaufnahmen. Gebunden, 24,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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