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Fünf ausverkaufte Konzertwochen in Swinging London! Die britische Hauptstadt fiebert im Winter 1968 den Auftritten von Showlegende Judy Garland im prominenten West End-Theater "The Talk of the Town" entgegen. Die Premiere des Filmklassikers "Der Zauberer von Oz", durch den sie weltberühmt wurde, ist bereits 30 Jahre her und ihre Stimme mag ein wenig an Strahlkraft verloren haben - aber auf ihre Gabe für dramatische Inszenierungen kann sie noch immer zählen. Und auch ihr feiner Sinn für Humor und ihre Herzenswärme zeichnen sie aus wie keine andere, bei den Vorbereitungen der Show, bei…mehr

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Produktbeschreibung
Fünf ausverkaufte Konzertwochen in Swinging London! Die britische Hauptstadt fiebert im Winter 1968 den Auftritten von Showlegende Judy Garland im prominenten West End-Theater "The Talk of the Town" entgegen. Die Premiere des Filmklassikers "Der Zauberer von Oz", durch den sie weltberühmt wurde, ist bereits 30 Jahre her und ihre Stimme mag ein wenig an Strahlkraft verloren haben - aber auf ihre Gabe für dramatische Inszenierungen kann sie noch immer zählen. Und auch ihr feiner Sinn für Humor und ihre Herzenswärme zeichnen sie aus wie keine andere, bei den Vorbereitungen der Show, bei Begegnungen mit Freunden und treu ergebenen Fans ebenso wie in den Auseinandersetzungen mit dem Management. Selbst ihr Traum von der einen großen Liebe scheint nach vier Ehen noch immer ungebrochen und so stürzt sie sich in eine wilde Romanze mit Mickey Deans, ihrem zukünftigen fünften Gatten...

Bonusmaterial

Interviews mit Cast & Crew
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2020

Würdig an den Verhältnissen scheitern

Glamour im Verfall: Der Film "Judy" von Rupert Goold erzählt die tragische Geschichte von Judy Garland. Renée Zellweger spielt sie als fragile Diva.

Als Judy Garland dem gelben Backsteinweg am Set von "Der Zauberer von Oz" folgt, ist ihr Begleiter keine singende Vogelscheuche. Judy Garland, die mit der Rolle der Dorothy in diesem Film weltberühmt werden wird, durchquert die Kulisse zusammen mit dem Studioboss Louis B. Mayer. Am Ende der Straße erwartet die Fünfzehnjährige ein Knebelvertrag mit Metro-Goldwyn-Mayer, eine gestohlene Jugend und eine lebenslange Tablettensucht. Der Film "Judy" des englischen Regisseurs Rupert Goold zeigt, wie die Strapazen der Jugend noch Jahrzehnte später das Leben der Sängerin bestimmen. Und Renée Zellweger als Judy Garland beweist, dass Frauenfiguren fragil und beeindruckend stark zugleich sein können.

Das Studiosystem der frühen Hollywood-Ära brachte viele gebrochene Charaktere hervor. Stars wie Garland waren vertraglich an ihr Studio gebunden. Weder gegen ein extremes Arbeitspensum konnten sich Schauspieler wehren, noch gegen einen vollständigen Zugriff auf ihr Privatleben. Judy Garland wurde mit der "Andy Hardy"-Filmreihe an der Seite von Mickey Rooney in den dreißiger Jahren zum typischen "Mädchen von nebenan" stilisiert. Mit Filmen wie "Meet me in St. Louis" und "Der Zauberer von Oz" wurde sie als Prototyp des amerikanischen Darlings berühmt. Ihr Konsum von Aufputsch- und Schlaftabletten bestimmte die Fallhöhe. Bald trennte MGM sich von ihr. Garland galt als "schwierig", und niemand wollte mit ihr arbeiten.

"Judy" setzt 1968 ein, kurz vor Garlands Tod. Um Geld zu verdienen, muss sie nach England gehen, wo sie im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten noch immer wie ein Star gefeiert wird: "Weil die Engländer verrückt sind", kommentiert sie. In Kalifornien musste sie zuvor für 150 Dollar auftreten und flog aus ihrer Hotelsuite. Ihr Ex-Mann drohte, ihr das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder zu entziehen, weil Judy ihnen kein Zuhause bieten könne. Sie geht widerwillig nach London. Bei den Auftritten dort blamiert sie sich entweder, oder liefert eine große Show ab, etwas dazwischen gibt es nicht. In Rückblenden zur MGM-Zeit in Judys Jugend entfaltet sich ein Gesamtbild: Um die Achtzehn-Stunden-Tage am Set durchzustehen, bekommt die junge Judy Pillen, die damals als unbedenklich galten, um zur Ruhe zu kommen. Um für die Rolle der Dorothy dünn zu bleiben, darf sie nur selten essen. Wie eine lustige Anekdote erzählt sie im Jahr 1968 davon in einer Fernsehtalkshow. Auch als Siebenundvierzigjährige zieht Judy Garland Zigarette und Gin-Tonic einem Stück Kuchen vor.

Am Premierenabend der Londoner Konzerte ist Garland so betrunken, dass sie beim Laufen gestützt werden muss. Aber als sie ins Scheinwerferlicht wankt, erwacht ein anderer Teil von ihr. Zellweger zieht die Augenbrauen hoch, der naiv-entrückte Blick, Garlands Markenzeichen, in dem aber auch Berechnung und Show-Routine stecken. Sie ist wieder in ihrem Element, erfüllt ihre Daseinsberechtigung. Nach dem Auftritt sitzt sie zusammengesackt rauchend und umringt von Blumensträußen in ihrer Garderobe.

Auch über Zellwegers stark verändertes Aussehen transportiert der Film Garlands Verfall. Goold nimmt sich Zeit, die Mimik des alternden Puppengesichts in Nahaufnahme zu beobachten. Die Falten und der blätternde Lippenstift erzählen die Geschichte der umfassenden Ausbeutung, die Frauen im Showgeschäft damals erlitten, wie sie die Kontrolle über den eigenen Körper abgaben. Renée Zellweger zeigt, wie sich die erlernten Divengebärden um die Alternde legen wie eine zweite Haut. Das Show-Business ist Judys Körper eingeschrieben. Inmitten befederter Showgirls singt sie den "Trolley Song" so künstlich jugendlich, dass es bizarr wirkt. Doch sie kann nicht heraus aus dieser Haut.

Es ist nicht einfach, von einer tragischen Ikone zu erzählen, ohne sie bloßzustellen oder in die Opferrolle zu drängen. Obwohl die Judy Garland im Film meistens ein Glas Wodka hält, die Hände fahrig und der Blick entrückt, ist sie gleichzeitig schlagfertig und einnehmend. Renée Zellweger lässt Garland würdevoll am Leben scheitern.

Wer glaubt, "Judy" würde sich in den aktuellen Trend gefälliger und leicht verdaulicher Musiker-Biographien einreihen, irrt sich. Hier werden die Lebensumstände einer Betroffenen nah und einfühlsam in ihren Widersprüchen erzählt. Trotz Zugeständnissen ans Feel-Good-Kino in Form einer letzten kitschlastigen Einlage von "Over the Rainbow" wird ein gequälter Geist gezeigt, zerrissen von der Sucht und den Verhältnissen in der Unterhaltungsindustrie. Doch ihr Charme und Witz sorgen dafür, dass man mitleidet an einem Schicksal, das nicht selbstverschuldet ist.

EMELI GLASER

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