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Russland im Sommer 2018. Fußballweltmeisterschaft. Für den Wiesbadener Hartmut Scherzer ist es bereits die 15., von der er als Reporter berichtet. Weltrekord, denn das hat noch kein anderer Sportjournalist vor ihm geschafft. Passend zu diesem Jubiläum feiert er während des Fußballfestes am 13. Juni seinen 80. Geburtstag. DFB-Präsident Reinhard Grindel und Nationaltrainer Jogi Löw überreichen der Reporter-Legende im Anschluss an die Pressekonferenz der Nationalmannschaft ein Trikot mit der Nummer 80. Immerhin war er ja bei drei von vier Finalsiegen der Deutschen Fußballnationalmannschaft als…mehr

Produktbeschreibung
Russland im Sommer 2018. Fußballweltmeisterschaft. Für den Wiesbadener Hartmut Scherzer ist es bereits die 15., von der er als Reporter berichtet. Weltrekord, denn das hat noch kein anderer Sportjournalist vor ihm geschafft. Passend zu diesem Jubiläum feiert er während des Fußballfestes am 13. Juni seinen 80. Geburtstag. DFB-Präsident Reinhard Grindel und Nationaltrainer Jogi Löw überreichen der Reporter-Legende im Anschluss an die Pressekonferenz der Nationalmannschaft ein Trikot mit der Nummer 80. Immerhin war er ja bei drei von vier Finalsiegen der Deutschen Fußballnationalmannschaft als Berichterstatter vor Ort. Zudem ist er mit vielen deutschen Fußball-Idolen und -Weltmeistern wie Berti Vogts, Franz Beckenbauer und Jürgen Grabowski befreundet."Welt Sport" erzählt von den Erinnerungen dieser Koryphäe des Sportjournalismus. Nicht nur Fußball-WM, auch unzählige andere Sportereignisse wie 20 Olympische Spiele und Dutzende Tour de France-Wettkämpfe hat Scherzer live verfolgt. Eine Sportart ist hierbei von besonderer Bedeutung: das Boxen. Denn als ehemaliger Deutscher Hochschulmeister hat sich Scherzer natürlich auch in seinem Beruf mit dem Boxsport befasst. Auf zahlreichen WM-Kämpfen war er als Berichterstatter. Dabei sind enge Freundschaften zu den Spezialisten dieses Sports entstanden, so zu den Klitschko-Brüdern und allen voran zum wohl Greatest of All Time Muhammad Ali, den der hessische Sportreporter von Anfang an begleitet hat. Hartmut Scherzer entführt seine Leserinnen und Leser mit einem prallgefüllten Blick hinter die Kulissen des Weltsports. Ein Buch voller grandioser Anekdoten und intimer Einblicke in das Leben herausragender Athleten.
Autorenporträt
Hartmut Scherzer (Jahrgang 1938) gehört zu den profiliertesten deutschen Sportjournalisten. Der Wiesbadener ist Weggefährte zahlreicher Sportikonen und erhielt für seine Reportagen mehrere Preise, u. a. die Jules-Rimet-Auszeichnung der FIFA für verdienstvolle Journalisten. Bis heute schreibt er unermüdlich für die F.A.Z., Die Zeit, die Frankfurter Rundschau und weitere Tageszeitungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2020

Im Kreis der Stars
Zeit zu lesen: Auf 730 Seiten schildert Reporter Hartmut Scherzer seine Lebensreise zum Welt-Sport

FRANKFURT. Am vergangenen Wochenende hat Hartmut Scherzer mal wieder Fußball gespielt. Mit 82. Im Kreis der deutschen Fußballweltmeister von 1990, die in der Toskana gemeinsam mit ihrem Teamchef Franz Beckenbauer das dreißigjährige Jubiläum ihres Titelgewinns durch den 1:0-Sieg über Argentinien feierten. Dorthin waren nur wenige Journalisten, die damals dabei waren, eingeladen - darunter Hartmut Scherzer, eine Größe unter den deutschen Sportreportern, der couragiert, wie er noch immer ist, das beliebte Fußballerspielchen fünf gegen zwei oder vier gegen eins mitmachte. Rudi Völler, einer der Champions von Rom, nötigte Scherzers hingebungsvoller Einsatz am Strand des Tyrrhenischen Meers hohen "Respekt" ab. Der frühere deutsche Hochschulmeister in der Leichtgewichtsboxklasse, als Freizeitkicker ein Fleißarbeiter aus der Defensivabteilung, sagte beim Blick zurück auf ein weiteres schönes Erlebnis seiner schillernden Vita auf Nahdistanz zu den Größen des deutschen Fußballs: "Sie haben mich ganz schön herumgejagt."

Drei Tage nach der Rückkehr vom spätsommerlichen Italien-Ausflug erwiesen einige Weltmeister des Fußballs, voran Beckenbauer, aber auch andere Größen des Sports wie der frühere Box-Olympiasieger und spätere Weltmeister "Gentleman" Henry Maske ihrem Wegbegleiter Scherzer die Ehre. Der schien zwischenzeitlich den Tränen der Rührung ziemlich nah. Nicht untypisch für einen Mann, der seit 62 Jahren Sportjournalist und seit Jahren auch Mitarbeiter dieser Zeitung ist. Scherzer hat ein lesenswertes Buch mit dem anspruchsvollen Titel "Welt Sport" geschrieben, das so etwas wie sein Lebenswerk ist. Wer bei 15 Fußball-Weltmeisterschaften rastlos dabei war, über 21 Olympische Spiele berichtet und 33 Mal die Tour de France begleitet hat, der kann aus einem riesigen Fundus triumphaler, trauriger und tiefenscharf geschilderter Erfahrungen und Erlebnisse schöpfen.

Beckenbauer, dem der junge UPI-Nachrichtenagenturjournalist Scherzer in der Kabine des Wembleystadions nach dem gegen England verlorenen WM-Finale 1966 erstmals angenehm auffiel, hatte in dem jungen Reporter über Jahre einen Karrierebegleiter, dem er in seiner bajuwarischen Offenheit vieles anvertraute. Am Mittwoch wurde noch einmal über Geoff Hursts berüchtigtes Wembley-Tor zum 2:3 bei der 2:4-Niederlage nach Verlängerung geredet, das aus deutscher Sicht keines war. Und Beckenbauer fragte Scherzer mit der gespielten Strenge desjenigen, der keine Widerrede duldet: "War es ein Tor, oder war es keins?" Der in der Nähe von Frankfurt lebende Zeitzeuge antwortete in "Kaisers" Namen wie auf Bestellung: "Es war kein Tor."

So war das auch wieder geklärt vis-à-vis dem in puncto Klasse und Aura unerreichten zauberhaftesten Fußballspieler deutscher Provenienz. Beckenbauer und Muhammad Ali, der wie mit einem Florett kämpfende König der Boxer, sind Scherzers Idole geblieben. Und so war der "Deutsche mit der Glatze", wie Ali den Mann nannte, der nach jedem Kampf zu ihm in die Kabine durfte, auch ein Journalist, der seit Jahren mit seinen Mitteln für die Gleichberechtigung der Schwarzen in Amerika kämpft. Das Motto "Black Lives Matter" hat sich Scherzer zu eigen gemacht.

Die seinetwegen am Mittwoch auch mit freundlicher Unterstützung von Eintracht Frankfurt in die Arena am Stadtwald kamen, darunter Walther Tröger, der frühere Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, die ehemalige Fechtweltmeisterin Cornelia Hanisch, die Frankfurter Fußballweltmeister Bernd Hölzenbein und Andreas Möller sowie die Eintracht-Ikone Karl-Heinz Körbel, ließen Scherzer an diesem Abend, den Johannes B. Kerner moderierte, so hochleben, dass der zwischendurch zugab, "auf der Bühne fast ein wenig scheu" zu sein.

Als aber der bekennende "Eintrachtler" Auszüge aus seinem Buch vorlas, in denen Ali die größten Fights der Boxwelt gewann und später den Kampf gegen die Tücken der Parkinson'schen Krankheit verlor, durchleuchtete Scherzers Reportersprache den Abend, der diesem Journalisten mit einer staunenswerten Lebensleistung an der Kreuzung zwischen großen Emotionen und nüchterner Einordnung des Erlebten gehörte. Auf über 730 Seiten hat dieser Autor seine oft genug gesellschaftspolitisch grundierten Geschichten des Sports und seiner manchmal fast schon geliebten Protagonisten aufgeschrieben. Am Mittwoch servierte der Mann, der im Kosmos der Ikonen des Boxens, des Fußballs und des Radsports daheim ist, ein paar Kostproben aus "Welt Sport", ehe er die kleine Lesung aus seinem Opus magnum lakonisch mit der Bemerkung "So, das war's" beendete.

ROLAND ZORN

Hartmut Scherzer:

Welt Sport - 60 Jahre Erlebnisse einer Reporter-Legende Societäts-Verlag, Frankfurt 2020, 736 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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