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»Ortner zeigt das düstere Kapitel der NS-Justiz und die ungebrochenen Karrieren der NS-Juristen nach 1945.« Westdeutsche AllgemeineDer Volksgerichtshof gehört zu den düstersten Kapiteln der deutschen Rechtsgeschichte. Kein nationalsozialistisches Gericht fällte mehr Todesurteile. Helmut Ortner beschreibt anhand zahlreicher erstmals veröffentlichter Dokumente und Gerichtsakten die Entstehung, Entwicklung und Urteilspraxis dieses NS-Tribunals, das nur eine Funktion hatte: die Liquidierung jeglicher Opposition gegen das Hitler-Regime, darunter die Attentäter des 20. Juli 1944 und die Mitglieder…mehr

Produktbeschreibung
»Ortner zeigt das düstere Kapitel der NS-Justiz und die ungebrochenen Karrieren der NS-Juristen nach 1945.« Westdeutsche AllgemeineDer Volksgerichtshof gehört zu den düstersten Kapiteln der deutschen Rechtsgeschichte. Kein nationalsozialistisches Gericht fällte mehr Todesurteile. Helmut Ortner beschreibt anhand zahlreicher erstmals veröffentlichter Dokumente und Gerichtsakten die Entstehung, Entwicklung und Urteilspraxis dieses NS-Tribunals, das nur eine Funktion hatte: die Liquidierung jeglicher Opposition gegen das Hitler-Regime, darunter die Attentäter des 20. Juli 1944 und die Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Im Mittelpunkt des Buches steht einer der fanatischsten NS-Richter: der Volksgerichtshofpräsident Roland Freisler. Das Buch erzählt seine Karriere, sein Wirken, seinen Tod. Es ist die Geschichte eines gnadenlosen Blutrichters in einer gnadenlosen Zeit.
Autorenporträt
HELMUT ORTNERJahrgang 1950, hat bislang mehr als zwanzig Bücher - überwiegend politische Sachbücher und Biografien - veröffentlicht, darunter »Der einsame Attentäter - Georg Elser« und »Fremde Feinde - Der Justizfall Sacco & Vanzetti«. Zuletzt erschienen im Nomen Verlag »EXIT - Warum wir weniger Religion brauchen« (2019), »Ohne Gnade - Eine Geschichte der Todesstrafe« (2020) sowie »Widerstreit - Über Macht, Wahn und Widerstand« (2021). Seine Bücher wurden bislang in 14 Sprachen übersetzt. Helmut Ortner ist Mitglied bei Amnesty International und im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2015

Todesurteile am laufenden Band
Der Volksgerichtshof und sein Präsident Roland Freisler

Er schrie, tobte und erniedrigte Angeklagte mit Spott und Hohn. Die erhaltenen Filmaufnahmen von Roland Freisler prägen die kollektive Erinnerung an die nationalsozialistische Unrechtsjustiz. Der Präsident des "Volksgerichtshofes" machte mit seiner Verhandlungsführung den Gerichtssaal zur persönlichen Bühne. Das deutsche Rechtswesen verkam zum Justiztheater, doch für die Angeklagten war es blutiger Ernst. Helmut Ortner nutzt seine biographische Skizze von Roland Freisler, die sich im Wesentlichen auf dessen Karriere während des "Dritten Reiches" konzentriert, als Klammer, um die schnelle Gleichschaltung des Justizapparates, dessen Selbstentmachtung sowie dessen Willfährigkeit am Beispiel des "Volksgerichtshofes" einerseits und dem Umgang mit dieser Schuld nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes andererseits darzustellen.

1934 wurde der Volksgerichtshof als Instrument eingerichtet, um die Justiz stärker dem Willen Hitlers zu unterwerfen. Vor 1933 konnten in Deutschland lediglich drei Straftatbestände mit der Todesstrafe geahndet werden, 1944 waren es vierzig. Die Zahl der verhängten und vollstreckten Todesstrafen stieg vor 1939 spürbar und nach Kriegsbeginn steil an. Die Berufung Freislers zum Präsidenten des Volksgerichtshofes radikalisierte diese Entwicklung weiter. Allein dieses Sondergericht sprach über 5200 Todesurteile, rund 2600 davon verhängte Freislers Senat.

Dessen Verhandlungsführung war auch unter Nationalsozialisten umstritten. So fürchtete sein Vorgänger als Präsident des Volksgerichtshofes, Reichsjustizminister Otto Georg Thierack, sie könne den Respekt der Bevölkerung vor dem Gericht zerstören. Der Film über die Prozesse um das Attentat vom 20. Juli 1944 durfte wegen dieser und ähnlicher Bedenken nur ausgesuchtem Publikum vorgeführt werden. Hitler selbst war mit Freislers Inszenierungen offensichtlich zufrieden und zog erfreut den Vergleich mit den Schauprozessen Stalins. Freisler wurde am 3. Februar 1945 bei einem Bombenangriff getötet und musste sich nie für sein Tun verantworten.

Ein Großteil des Buches beschäftigt sich mit unterbliebenen oder auch gescheiterten Versuchen, die Verbrechen der Justiz als Teil der Mordmaschinerie des nationalsozialistischen Regimes durch die personell wenig veränderte Justiz der Bundesrepublik zu verfolgen. Dies erschöpft sich allerdings weitgehend in der Aufzählung von entsprechenden Urteilen der Nachkriegsgerichte und der Schilderung der Nachkriegskarrieren einiger Richter des Volksgerichtshofes. Die naheliegende Frage, ob und wie sich dieses Versäumnis auf das Rechtswesen der jungen Demokratie auswirkte, wird leider nicht gestellt.

KLAUS A. LANKHEIT

Helmut Ortner: Der Hinrichter. Roland Freisler - Mörder im Dienste Hitlers. Nomen Verlag, Frankfurt am Main 2014. 357 S., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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