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Von der dunklen Schönheit der Gewürzinseln Eine alte Gewürzplantage auf einer indonesischen Insel, die wispernde und raschelnde tropische Pflanzenwelt, das geheimnisvolle Säuseln des Meeres - dieses paradiesische Fleckchen Erde muss Felicia als Kind verlassen. Doch niemals wird sie die Worte ihrer Großmutter, der Plantagenbesitzerin, vergessen, die ihr zum Abschied sagt: "Auf Wiedersehen, Enkeltochter, ich warte hier auf dich." - Jahre später kehrt Felicia, inzwischen Mutter eines kleinen Sohnes, in den "Kleinen Garten" zurück: Auch Himpies wächst unbeschwert heran, streift über die Plantage…mehr

Produktbeschreibung
Von der dunklen Schönheit der Gewürzinseln
Eine alte Gewürzplantage auf einer indonesischen Insel, die wispernde und raschelnde tropische Pflanzenwelt, das geheimnisvolle Säuseln des Meeres - dieses paradiesische Fleckchen Erde muss Felicia als Kind verlassen. Doch niemals wird sie die Worte ihrer Großmutter, der Plantagenbesitzerin, vergessen, die ihr zum Abschied sagt: "Auf Wiedersehen, Enkeltochter, ich warte hier auf dich." - Jahre später kehrt Felicia, inzwischen Mutter eines kleinen Sohnes, in den "Kleinen Garten" zurück: Auch Himpies wächst unbeschwert heran, streift über die Plantage und lauscht den Geschichten der einheimischen Dienstboten, bis sich eines Tages eine Tragödie ereignet. In ihrem Roman beschwört Maria Dermoût eine exotische Welt, in der die zeitlichen Grenzen aufgehoben sind, die Vergangenheit so mächtig ist wie die Gegenwart, die Toten kommen und gehen und kleine Objekte große Geschichten erzählen. Ein traumverlorener Blick auf ein weit entferntes, exotisches Land, auf eine längst untergegangene Welt - Wehklage und Ode auf das Leben zugleich.
Autorenporträt
Bettina Bach, Jg. 1965, übersetzt aus dem Französischen, Englischen und Nieder-ländischen. Zu den von ihr ins Deutsche übertragenen Autoren gehören neben Didier Decoin u. a. Jan Siebelink, Mary Hooper sowie Anne Plichota und Cendrine Wolf. Bettina Bach lebt in Jena.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.2017

Rückkehr auf die Zuckerplantage
Erinnerungen an Ostindien: Maria Dermouts großer Roman "Die zehntausend Dinge" in neuer Übersetzung

Eine der vielen kleinen Inseln, die zur Gruppe der Molukken gehören: Es duftet nach Nelken, nach Muskat und anderen Gewürzen. Von der reichen Pracht, die Portugiesen und Holländer hinterlassen haben, ist kaum noch etwas zu finden; Erdbeben und die Unruhen der Nachkolonialzeit haben sie zerstört. Die malaiischen Ureinwohner haben sich in die Berge zurückgezogen. Die Sklavenglocke am Hafen, die An- und Abfahrten der wenigen Schiffe verkündet, erinnert an die koloniale Vergangenheit. Erinnerung durchzieht Maria Dermouts Roman "Die zehntausend Dinge" von der ersten bis zur letzten Seite. Das Hauptwerk der niederländischen Schriftstellerin ist für uns eine Wiederentdeckung. Es erschien zum ersten Mal auf Deutsch bereits 1958, wie die englischsprachige Ausgabe, und wurde sofort zur Weltliteratur gezählt. Die neue Übersetzung von Bettina Bach ist makellos.

Maria Dermout ist auf einer Zuckerplantage auf Java aufgewachsen und nach wenigen Jahren in Holland dorthin zurückgekehrt. Es ist eine exotische Welt, in der die Toten gegenwärtig sind wie die Reste der alten Kultur mit ihren Geheimnissen. Tragische Geschichten werden immer weitererzählt und erhalten dadurch eine manchmal bedrückende Gegenwärtigkeit. Die tropische Natur überwuchert alles, auch die verwahrlosten Gewürzgärten, die neben Zuckerrohr einst den Reichtum der Insel ausmachten. Ihre Beschreibung in gelassener, poetischer Sprache gehört zum Schönsten dieses verzaubernden Buches.

Die Stimme Ostindiens hat man die 1888 geborene Maria Dermout genannt, eine Stimme voller Trauer, aber auch voller Bewunderung für die Besonderheit von Landschaft, Pflanzen und Tieren, der sich die Menschen unterzuordnen scheinen. Maria Dermout hat gründliche botanische Studien betrieben und ist eine fast wissenschaftlich genaue Beobachterin. Nie wollte sie in die Kategorie postkoloniale Literatur eingereiht werden. Bei ihr sind Rassen gleichberechtigt und gleichwertig, wie es auch Pflanzen, Vögel und anderes Getier sind. Sie nähert sich allen Geschöpfen behutsam, ohne ihnen zu nahe zu kommen.

Es sind seltsame Menschen, Verlassene, wie aus vergangenen Zeiten Übriggebliebene. Sie hüten unwiederbringliche, fast verlorene Kenntnisse, können gleichzeitig aber auch überraschend zeitgemäß und pragmatisch handeln. So lebt die Hauptfigur, die nur "die Frau vom kleinen Garten" genannt wird, davon, nach alten Rezepten weiße und schwarze Muschelsauce, Kräutersalbe und Liköre herzustellen und die Erzeugnisse des einstigen Musterhofes ihrer Großmutter auf den Markt zu bringen. In ihrem Raritätenschrank sammelt sie nicht nur Perlen, die "Tränen des Propheten", ihr Haus ist auch ein Museum der alten Inselkultur.

Religionen und Lebensweisen bestehen hier scheinbar einträchtig nebeneinander. Doch unterschwellig wirken Feindseligkeiten weiter und bedrohen den mühsam errungenen Frieden. So ist es kein Zufall, dass der geliebte einzige Sohn der Frau vom kleinen Garten als Soldat bei der Verfolgung eines aggressiven Bergstammes, von einem vergifteten Pfeil getroffen, stirbt. Sein Tod ist der traurigste aller Abschiede in diesem Abgesang vom Früher, denn mit dem Tod des Sohnes stirbt die Hoffnung auf ein glücklicheres Leben. Manche Geschichten in diesem ungewöhnlichen Roman haben einen autobiographischen Hintergrund. Diese Betroffenheit der Autorin teilt sich mit und weckt Anteilnahme wie selten in literarischen Werken.

MARIA FRISÉ.

Maria Dermout: "Die zehntausend Dinge". Roman.

Aus dem Niederländischen und mit Anmerkungen von Bettina Bach. dtv Verlagsgesellschaft, München 2016. 263 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Maria Frisé schwelgt in den Erinnerungen der Figuren in Maria Dermouts neu ins Deutsche übersetztem Roman. Zur Weltliteratur zählt das Buch für Frisé zu Recht. Die exotische Welt Javas mit ihrer alten Kultur, Totenkulten, Zuckerrohrplantagen, seltenen Pflanzen und Tieren und den fast verlorenen Kenntnissen der Menschen, aber auch unterschwelligen Feindseligkeiten kann die Autorin der Rezensentin aus eigener genauer Anschauung glaubhaft vermitteln. Kein Zweifel hat Frisé, dass Dermout nicht in die Kategorie postkolonialer Literatur fällt, sondern alle Menschen ihren Texten gleichberechtigt behandelt. Verzaubert von Dermouts poetischer Sprache nimmt die Rezensentin Anteil am Schicksal der Figuren.

© Perlentaucher Medien GmbH
"In tropischer Farbenpracht: Erinnerungen an ihre Zeit auf Java hat Maria Dermoût in ihrem Roman 'Die zehntausend Dinge' in eine wunderschöne Sprache gebracht. "
Neues Deutschland 13.10.2016