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A "New York Times bestseller One of the master stylists of American literature, Gore Vidal now provides us with his uniquely irreverent take on America's founding fathers, bringing them to life at key moments of decision in the birthing of our nation. "[Vidal's] quick wit flickers over the canonical tale of our republic's founding, turning it into a dark and deliciously nuanced comedy of men, manners, and ideas."--Amanda Heller, "Boston Sunday Globe "This entertaining and enlightening reappraisal of the Founders is a must for buffs of American civilization and its discontents."--"Booklist…mehr

Produktbeschreibung
A "New York Times bestseller One of the master stylists of American literature, Gore Vidal now provides us with his uniquely irreverent take on America's founding fathers, bringing them to life at key moments of decision in the birthing of our nation. "[Vidal's] quick wit flickers over the canonical tale of our republic's founding, turning it into a dark and deliciously nuanced comedy of men, manners, and ideas."--Amanda Heller, "Boston Sunday Globe "This entertaining and enlightening reappraisal of the Founders is a must for buffs of American civilization and its discontents."--"Booklist "Gore Vidal . . . still understands American history backwards and forwards as few writers ever have."--David Kipen, "National Public Radio
Autorenporträt
Gore Vidal, novelist, essayist, and playwright, was one of America's great men of letters. His many books include United States: Essays 1951-1991 (winner of the National Book Award), Burr: A Novel, and Lincoln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.2005

Gründerväter

Er wundere sich immer wieder, so vertraute John F. Kennedy einmal seinem Freund und Redenschreiber Gore Vidal an, über das Mittelmaß der wirtschaftlichen und politischen Elite, und er frage sich, warum die intellektuelle Tradition der Gründerväter verloren sei. Diese Frage, so schreibt Vidal in seinem letzten Buch, "Inventing a Nation", habe ihn seitdem verfolgt. Vielleicht waren die historischen Romane seiner "Amerikanischen Chroniken" schon späte Antworten an Kennedy.

"Inventing a Nation" jedenfalls will Gore Vidal als Versuch einer Antwort auf Kennedys Frage verstanden wissen. Das Buch gibt einen Überblick über die ersten Jahrzehnte der amerikanischen Republik, über ihre Entstehung und ihre Festigung und also über ihre Gründer. Sie sind das eigentliche Thema von Gore Vidal, wie der Untertitel bestätigt: "Washington, Adams, Jefferson". Die drei Porträts des Schriftstellers, zu dessen Registern Ironie ebenso gehört wie Sarkasmus, ist von einem doppelt aufklärerischen Impuls getragen: sie demontieren die nationalen Helden, indem ihre Eitelkeiten und ihr Machtstreben bloßgelegt werden, und preist sie zugleich als Geister, die ihre philosophischen Ideen einem politischen Ideal unterordneten. So ist Vidals historische Erzählung eine unausgesprochene Abrechnung mit der heutigen amerikanischen Führung, die, ohne Ideale und Ideen, jenes Mittelmaß, das schon Kennedy beklagte, zum Standard erhoben hat.

Die intellektuelle Mediokrität der heutigen amerikanischen Politiker und die Verunsicherung des Landes haben das Interesse an der großen Vergangenheit und ihren Helden wieder aufleben lassen. Zwar setzte die Verherrlichung der Gründerväter bald nach der Gründung der amerikanischen Republik ein. Aber seitdem bekannt wurde, daß Thomas Jefferson mit seiner schwarzen Sklavin Sally Hemmings zwei Kinder hatte, sind die Gründerväter für die Kritik freigegeben und werden auf menschliches Format zurechtgestutzt. So verloren die Sklavenhalter Washington und Jefferson im Zuge wachsender politischer Sensibilität ihre Aureole, und die Historiker wandten sich weniger glanzvollen, dafür von der Sklaverei unbefleckten Figuren wie Benjamin Franklin und John Adams zu.

Es war ein Buch von Joseph J. Ellis über die "Gründergeneration von John Adams bis George Washington" (so der Untertitel der deutschen Übersetzung), das 2000 das Interesse an den Gründervätern wieder weckte. Im Jahr darauf folgte eine Biographie über John Adams von David McCullough, dem beliebten Moderator populärhistorischer Sendungen des nichtkommerziellen Fernsehsenders PBS. Sie wurde zu einem regelrechten Bestseller, der historische Erzählungen zu einer Mode machte und deren Erfolg anderen Verlagen nun als Beispiel nahmen. Denn seitdem ebbt die Welle der historischen Sachbücher nicht ab. Ellis selbst sprach kürzlich in der "New York Times" von einer "Gründer-Woge", und von einem "Founders' Craze", einem Gründer-Fimmel, war schon im Frühjahr im "New Yorker" die Rede.

Tatsächlich werden die Gründerväter immer neu beschrieben: gemeinsam (wie von Vidal oder Ellis) oder einzeln (wiederum Joseph J. Ellis: "Seine Exzellenz George Washington", soeben in deutscher Übersetzung erschienen; oder Walter Isaacson: "Benjamin Franklin. An American Life"), von Schriftstellern wie Vidal, akademischen Historikern wie Ellis, Fernsehhistorikern wie McCullough oder Zeitschriftenredakteuren wie Isaacson. Die Formen reichen von biographischen Skizzen über historische Überblicke bis zu großen Sozialpanoramen.

Aber auch die Gründermütter (Cokie Roberts: "Founding Mothers. The Women Who Raised Our Nation"), Figuren wie Alexander Hamilton (Ron Chernow: "Alexander Hamilton") oder einflußreiche Denker wie Thomas Paine (Harvey J. Kaye: "Thomas Paine and the Promise of America") wurden von dieser Welle der historischen Begeisterung in die Buchhandlungen gespült. Und in seinem letzten Buch beschreibt McCullough das Entscheidungsjahr: "1776". Die Gründer werden in diesen Büchern teils vermenschlicht, indem ihre persönlichen Schwächen gezeigt werden, teils dennoch idealisiert, indem man ihre politische und moralische Integrität betont.

Das wiedererwachte Interesse an den Gründervätern macht eine restaurative Stimmung in den Vereinigten Staaten deutlich. Der verklärende Blick findet in der Vergangenheit die nationale Größe, die es wiederherzustellen gelte. Nach den Attentaten vom 11. September 2001 schlugen wirtschaftliche und politische Verunsicherung in einen Patriotismus um, der den Wunsch nach internationaler Abgrenzung nährte und zugleich die Weltmachtphantasie wiederbelebte. Die Gründerväter nun bieten eine abgewogene Mischung aus Vaterlandsliebe und Weltläufigkeit, aus Isolationismus und Machtstreben.

George Washington, so schreibt Ellis in seiner neuen Biographie, ging es immer um Macht: darum, Macht einzuschätzen, zu mäßigen und zu bündeln und gezielt einzusetzen. Seine Selbstbeherrschung im Umgang mit der eigenen und der nationalen Macht war zwar Teil einer geschickten Selbststilisierung, aber sie trug auch entscheidend dazu bei, daß er zu jenem politischen Übervater werden konnte, den man ebenso fürchtet wie bewundert und dem man nostalgisch vertraut. Denn der Verlust an Vertrauen und die Enttäuschung über die Wirklichkeit des gesellschaftlichen und politischen Alltags nährt die Sehnsucht nach den großen Führern. Diese Sehnsucht bedienen immer neue Bücher, die der pragmatischen Verlogenheit der Gegenwart die (gelungene) Mischung aus Inszenierung und Authentizität in der politischen Kultur der Vergangenheit vorhalten.

STEFANA SABIN

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