Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 9,50 €
  • Gebundenes Buch

Bald gibt es sie nicht mehr, die Landschaften in der Form, wie wir sie heute kennen. Die globale Erwärmung lässt das Eis in der Antarktis schmelzen, der CO2-Ausstoß und die Brandrodung minimieren die Wälder, Flüsse sterben durch Industrieverschmutzung, Wiesen weichen Städten als Folge des Bevölkerungswachstums.
Wie reagieren Fotokünstler auf diese Bedrohung? Verklären sie die Natur oder wollen sie den Betrachter aufklären? Verschiedene Standpunkte von international bekannten Fotografen wie Robert Adams, Edward Burtynsky, Hiroshi Sugimoto, Joel Sternfeld, Thomas Struth u. a. werden einander
…mehr

Produktbeschreibung
Bald gibt es sie nicht mehr, die Landschaften in der Form, wie wir sie heute kennen. Die globale Erwärmung lässt das Eis in der Antarktis schmelzen, der CO2-Ausstoß und die Brandrodung minimieren die Wälder, Flüsse sterben durch Industrieverschmutzung, Wiesen weichen Städten als Folge des Bevölkerungswachstums.

Wie reagieren Fotokünstler auf diese Bedrohung? Verklären sie die Natur oder wollen sie den Betrachter aufklären? Verschiedene Standpunkte von international bekannten Fotografen wie Robert Adams, Edward Burtynsky, Hiroshi Sugimoto, Joel Sternfeld, Thomas Struth u. a. werden einander gegenübergestellt: von der Hommage an die Seelenlandschaften der Romantik bis zur neutralen Dokumentation eines Landschaftsausschnittes im Wandel der Zeit.

Mit einer Einleitung von Friedrich Tietjen, seit Herbst 2007 Professor für Fotogeschichte und Fototheorie in Leipzig, und einem Interview von Nadine Barth mit Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) und Bundesbeauftragter der Bundeskanzlerin für den Klimaschutz, der für seine Verdienste von Queen Elizabeth II. ausgezeichnet wurde.

Einige der abgebildeten Fotoserien wurden exklusiv für das Buch produziert und werden hier zum ersten Mal veröffentlicht.
Autorenporträt
Nadine Barth, Studium der Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte. Tätigkeit als Autorin, Journalistin und Galeristin. Organisiert mit ihrer Agentur "barthouse" Ausstellungen und Kulturprojekte und publiziert in den Bereichen Fotografie und Mode. Bei DuMont erschienen "Berlin Fashion" und "Verschwindende Landschaften".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2008

Waldsterben, Eisschmelze, Erderwärmung

In schrecklich schönen Bildern erzählt ein Bildband mit künstlerischen Reisefotografien vom Verschwinden der uns vertrauten Natur / Von Thomas Köster

Wir können nicht mehr romantisch reisen. Der unschuldige Blick aufs Naturschöne ist uns im Laufe der Globalisierung abhandengekommen. Wo Caspar David Friedrich seinen Mönch noch verschwindend allein unterm endlosen Himmel auf Dünen meditieren ließ, aalen sich heute Touristenmassen. Die idyllische Waldeinsamkeit Joseph von Eichendorffs erstirbt im ruinösen Kettensägenlärm zu rodender Baumbestände. Und selbst die Ewigkeit des ewigen Eises scheint angesichts schmelzender Polkappen nurmehr Episode. Es ist ein schmerzhafter Wandel der Perspektive: Während der romantische Wanderer noch im flüchtigsten Sonnenstrahl den Atemhauch Gottes zu spüren glaubte, denken wir Kinder der globalen Erderwärmung selbst beim Anblick des Erhabensten in der Ferne ganz profan das Vergängliche mit.

Konsequenterweise ruft das Vorwort des opulenten Bildbands "Verschwindende Landschaften" das idealisierte Naturverständnis der Romantik noch einmal ins Gedächtnis - auch wenn es Friedrichs Wanderer über dem Nebelmeer von 1818 fälschlicherweise ans "Nordmeer" verfrachtet. Denn es ist das Bewusstsein vom Verlust des naiven Blicks auf Berge, Meere und Wälder, das die versammelten, ansonsten überaus heterogenen Arbeiten von einundzwanzig renommierten Fotokünstlern wie Axel Hütte, Thomas Struth, Joel Sternfeld oder Hiroshi Sugimoto perspektivisch bündelt. Sie alle sind zu Orten gereist, an denen der schleichende Tod natürlicher Schönheit besonders schmerzt. Bisweilen blitzt dabei die Sehnsucht nach der verlorenen romantischen Perspektive überdeutlich wieder auf: so in Peter Bialobrzeskis wundervollen Seestücken von der langsam wegbrechenden Westküste Sylts. Oder in den mystisch-nebulösen Spiegelbildern Josef Hoflehners der durch die Industrie bedrohten Karstlandschaft Südchinas.

Meist aber zeigen die Aufnahmen die schon stark verwundete Natur. Nur selten geschieht dies so offen wie auf den Bildern des Amerikaners Robert Adams, der die maschinelle Kahlschlagpraxis in den Wäldern Oregons und Washingtons in dokumentarischen Schwarzweißbildern brandmarkt. Die meisten Fotografen setzen eher auf die leise künstlerische Reflexion. Manchmal verschwindet dabei die Landschaft - wie auf den Buschbrandbildern Karin Apollonia Müllers aus Los Angeles - gänzlich hinter dem, was sie auslöscht. Und manchmal wird der Urgrund des Verschwindens sogar zum zentralen ästhetischen Monument. So erscheint der Hochspannungsmast, den der Brite Michael Kenna im weißen Schneefeld auf der nordjapanischen Insel Hokkaido gesehen hat, wie ein wohlgeformtes kalligrafisches Zeichen - und erschlägt den letzten, winzig kleinen Baum rein optisch im winterlichen Nichts.

Nirgendwo aber wird das ganze Ausmaß des Verschwindens derart facettenreich und doppelbödig erzählt wie auf den Bildern des deutschen Fotografen Olaf Otto Becker, deren Spektrum von grandiosen Treibeisgebirgen in der Manier Caspar David Friedrichs bis hin zu ölfassverseuchten Polargebieten im Herzen der Arktis reicht. Becker ist zweihundert Kilometer ins grönländische Inlandeis gewandert: eine Expedition in vermeintliche Terra incognita, die deren Unberührtheit als Illusion entlarvt - denn Becker ist ja da. So steht auf einem Foto vor schier endlosen, majestätischen Eisformationen das ironische Requisit eines absurden Bühnenstücks: die verschnürte Pulka des Fotografen als Zeichen der Landnahme.

Die Titel seiner Bilder hat Becker mit GPS-Daten versehen. "Ich lade Sie und nachfolgende Generationen ein, gelegentlich einmal nachzusehen, wie sich diese Orte im Laufe der Zeit verändert haben", heißt es in seinem Begleittext. Auch dies ist eine Botschaft des imposanten Bands, der mit dem erhobenen Zeigefinger zweier Beiträge aus der Feder eines Klimaforschers und eines Greenpeace-Vertreters die subtile Position der Bilder leider wieder relativiert: Die zum Großteil ruinierte Landschaft ist noch da, so lautet deren Botschaft, und wir haben das zweifelhafte Privileg, ihr beim Verschwinden zuzusehen. Vielleicht ist diese trostlose Aussicht ja jene Perspektive, um die uns zukünftig Reisende ebenso beneiden werden wie wir die Wanderer der Romantik um die ihre.

"Verschwindende Landschaften" herausgegeben von Nadine Barth. DuMont Buchverlag, Köln 2008. 224 Seiten, 140 Fotos. Gebunden, 49,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Wie traurig, wie romantisch, wie schön."
WELT AM SONNTAG

"Ein Band, der verführt und zum Nachdenken anregt."
NZZ AM SONNTAG

"Ein imposanter Band"
FAZ

"Den Folgen des Klimawandels auf der Spur: In einem berückenden Band zeigen herausragende Fotografen Bilder von verschwindenden und verschwundenen Landschafen, Die Ausstattung des Bandes ist so hochwertig wie die exzellente Druckqualität der Fotos."
DIE WELT

"Und jetzt: diese Fotografien. Schier unbegreiflich in ihrer Grandiosität. [...] All diese Bilder sind schreiend schön. Das Wissen um die Gefährdung des Gezeichneten macht sie einzigartig. Viele sind wie gemalt, geträumt, jenseits der Wirklichkeit."
BADISCHE ZEITUNG

"Wunderschön, diese Bilder! [...] Verwunschen, verträumt oder auch schon zerstört. Hier sieht alles noch einmal gut aus."
WAZ

"Verschwindende Landschaften Verschwindende Landschaften