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Romantic, poetic and heartfelt, Nick Cave's Sick Bag Song is a contemporary epic, somewhere between Fear and Loathing in Las Vegas and The Wasteland

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Produktbeschreibung
Romantic, poetic and heartfelt, Nick Cave's Sick Bag Song is a contemporary epic, somewhere between Fear and Loathing in Las Vegas and The Wasteland
Autorenporträt
Nick Cave has been performing music for more than forty years and is best known as the songwriter and lead singer of Nick Cave & The Bad Seeds, whose latest album Ghosteen was widely received as their best work ever. Cave's body of work also covers a wider range of media and modes of expression including film score composition and writing of novels. His recent Conversations events and Red Hand Files website have seen Cave exploring deeper and more direct relationships with his fans.
Rezensionen
About as rock'n'roll as you can get . . . [The Sick Bag Song] is shot through with fantasy, fiction, apocalyptic musings and tall stories The Sunday Times

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2016

Der Mungo-Mann im Spiegel
Was Nick Cave auf Spucktüten notierte
Abb.: Aus dem besprochenen band
In den frühen Neunzigerjahren hielt man Jean Baudrillard schon deshalb für einen Philosophen, weil er Artefakte des Alltags zu mahnenden Zeichen erklärte. Angeblich gaben sie metaphorisch Auskunft zum Zustand der Wirklichkeit. Das berühmteste Beispiel ist der Aufdruck auf den Rückspiegeln amerikanischer Autos, auf denen zu lesen war: „Achtung! Objekte in diesem Spiegel sind näher, als sie erscheinen.“ Das sollte ein Hinweis auf die Hyperrealität sein, ein Lieblingsterminus von Baudrillard.
  Dieses fast vergessene Raunen der Dinge taucht gerade wieder einmal auf. Es ist der Alt-Melancholiker, Alt-Romantiker und Alt-Grufti Nick Cave, der die Transzendenz des Banalen in neue Höhen liftet: in einem Reise-Tagebuch, das „The Sick Bag Song“ betitelt ist. Ein Spucktütenlied also, das tatsächlich teilweise auf Spucktüten der zivilen Luftfahrt niedergeschrieben wurde. „For Motion Discomfort“ ist auf diese Tüten gedruckt, also für Reise-Unbehagen sind sie bestimmt. Es kann aber auch – hier ist sie die Metametaphorik! – jenes Unbehagen meinen, sich überhaupt in Bewegung setzen zu müssen. Und Letzteres ist denn auch Caves Thema. Denn die mindestens ebenso schwarz wie Nick Caves Haare gefärbten Aphorismen darin – er selber thematisiert seine Haarfärbung – sind auf einer Nordamerika-Tournee im Sommer 2014 im Flieger entstanden. Einer Tournee, die unser Mann, der seit den Achtzigerjahren sein metaphysisches Zelt am Grabesrand aufgeschlagen hat, wohl als strapaziös empfunden haben muss.
  „Nordamerika erstreckt sich vor mir wie eine geplatzte Tüte mit Erbrochenem“, heißt es gleich zu Beginn und: „Ich werde . . . die Bühne betreten und für fast niemanden Gegenstand großer Faszination sein.“ Das ist natürlich kokett. Nick Cave ist ja zuerst nicht Autor, sondern Musiker, äußerst erfolgreich vor allem mit seinen schwer alttestamentarisch beladenen Balladen. Doch unabhängig von dem Heimweh nach seiner Frau in England, unabhängig vom melancholischen Affen, dem Cave hier ordentlich Zucker gibt, ist der Australier auch überraschend und dann unfassbar witzig. Eine seiner Stärken: Selbstironie.
  So liest man die Selbstbetrachtung seines Gesichts in einem Badezimmerspiegel, in der es am Ende heißt: „Ich baue mein Gesicht um, damit ich nicht mehr aussehe wie Kim Jong Un, sondern mehr wie Johnny Cash.“ Oder seine Begegnung mit Bryan Ferry: „Meine Frau und ich wollten Lucy Ferry besuchen. Bryan war weg, etwas erledigen. Ich war erleichtert. Wer will schon die Helden seiner Kindheit kennenlernen? Ich sonderte mich ab und entdeckte einen Swimmingpool. Ich legte mich auf eine Liege und schlief ein. Als ich erwachte, stand Bryan Ferry in Badehose im Pool. Er war weiß und gut aussehend und sehr still.“
  Viele Sentenzen sind im Englischen natürlich viel poetischer als in der deutschen Übersetzung: „Ich bin ein winziger Mungo-Mann mit einem riesigen pleistozänischen Piller“ ist nicht halb so lustig wie „I am a tiny mungo man with a giant Pleistocene ding-dong.“ Doch gibt es das englische Original ja quasi als Anhang zu dem ansonsten reich mit beschrifteten Kotztüten bebilderten Bändchen. Wenn man sich aber noch etwas wünschen dürfte, dann, dass die Welt ein besserer Ort für haarfärbende Sänger eines gewissen Alters wäre und dass deutsche Verlage bei zweisprachigen Ausgaben diese beiden Sprachen auf gegenüberliegende Seiten drucken und nicht nacheinander. Sonst blättert man bis zum Motion Discomfort.
BERND GRAFF
Nick Cave: The Sick Bag Song. Das Spucktütenlied. Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016. 288 Seiten, 24,99 Euro.
„Ich baue mein Gesicht um,
damit ich nicht mehr aussehe
wie Kim Jong Un . . . “
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