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"Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns": Mit dieser biblischen Paraphrase suchte George W. Bush Verbündete hinter sich zu versammeln und seinen Angriff auf den Irak zu legitimieren. Ist er damit ein heiliger Krieger? Der Historiker Philippe Buc, ausgewiesener Experte auf dem Gebiet mittelalterlicher religiös motivierter Gewalt, nimmt in seinem großen historischen Essay eine ungewohnte und provozierende Perspektive ein. Er untersucht, wann und unter welchen Bedingungen Konflikte christlich geprägter Gesellschaften zu manichäischen Kriegen wurden, zur Konfrontation von Gut und Böse. Die…mehr

Produktbeschreibung
"Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns": Mit dieser biblischen Paraphrase suchte George W. Bush Verbündete hinter sich zu versammeln und seinen Angriff auf den Irak zu legitimieren. Ist er damit ein heiliger Krieger? Der Historiker Philippe Buc, ausgewiesener Experte auf dem Gebiet mittelalterlicher religiös motivierter Gewalt, nimmt in seinem großen historischen Essay eine ungewohnte und provozierende Perspektive ein. Er untersucht, wann und unter welchen Bedingungen Konflikte christlich geprägter Gesellschaften zu manichäischen Kriegen wurden, zur Konfrontation von Gut und Böse. Die theologisch motivierte Legitimation von Terror und Krieg lädt Konflikte nicht nur auf, sie erschwert oder verhindert auch die Möglichkeiten von Friedensschluss und Versöhnung. Philippe Buc deckt mit großer Quellenkompetenz und ausgeprägtem Aktualitätsbezug die historischen Wurzeln des Geflechts der gegenwärtigen weltpolitischen Verwerfungen auf - ein gänzlich neuer Ansatz.
Autorenporträt
Philippe Buc, geb. 1961, war Professor an der Stanford University, Gastprofessor in Heidelberg und lehrt heute in Wien. Er ist ein international hochgeachteter Mediävist und ausgewiesener Expete auf dem Gebiet mittelalterlicher religiös motivierter Gewalt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Voltaire hätte seine Freude an dem Buch gehabt, meint Rezensent Bernhard Lang über Philippe Bucs Studie zu den Themen Gewalt, Wahnsinn und Martyrium unter dem Gesichtspunkt des Heiligen Krieges. Lang selbst kämpft schwer mit Bucs sprunghaftem Stil, erfährt aus den sieben im Band enthaltenen Essays jedoch allerhand Wissenswertes über religiösen Fanatismus, die Spiritualität der Kreuzritter und die kulturellen Muster gewaltsamen Handelns in Krieg und Terrorismus.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.2016

Geistlich die Rüstung, doch real die Waffen
Der Mediävist Philippe Buc spürt Wurzeln der Gewalt im Christentum nach

"Heute versteht man unter Fanatismus den religiösen Wahn: eine düstere und schlimme Geisteskrankheit, die man sich wie die Pocken zuzieht." So Voltaire in seinen "Fragen zur Enzyklopädie" (1771). Wenn ein phantasiebegabter Kopf - so fährt Voltaire fort - auf Schwachköpfe einredet, dann springt der Funke über. Seinem Aufruf, "die Kriege des Herrn" zu führen, folgen sie ohne Zögern. Und so verbreitet sich der Wahn weiter. An Zitate dieser Art knüpft der in Wien lehrende Mediävist Philippe Buc in seinem Buch an, um in sieben großen Essays den Themen Gewalt, Wahnsinn und Martyrium nachzugehen, die Voltaire und andere oft miteinander kombiniert haben.

Tatsächlich ist religiöser Fanatismus gewaltbereit. Das steht heute jedem vor Augen, den aktuelle Tagesnachrichten erreichen. "Der Krieg, den wir führen, ist ein geistlicher Krieg. Satan will unser Volk vernichten. Er will uns als christliche Armee vernichten." Das ließ ein amerikanischer Generalleutnant in der Zeit der Regierung von Präsident George W. Bush verlauten. Der General forderte die Kirchengemeinde, die ihm zuhörte, auf, für die Vereinigten Staaten zu kämpfen - durch Umkehr, Gebet und Glauben an Gott. Der Krieg, um den es damals, in den Jahren 2002 und 2003, ging, war ein wirklicher, mit Waffen geführter Krieg, ausgelöst durch die Zerstörung der Twin Towers in New York im September 2001.

Doch zählt der amerikanische General zu den fanatisierten Schwachköpfen, von denen Voltaire spricht? Die von ihm beschworene Idee eines doppelten, mit geistlichen und zugleich mit physischen Waffen geführten Krieges hat eine lange Geschichte. Nach dem Epheserbrief des Neuen Testaments soll der Gläubige die geistliche Rüstung anlegen und einen Kampf gegen jene finsteren Mächte führen, die nicht von "Fleisch und Blut" sind. Der rein spirituelle Kampf wird aber schon in der Alten Kirche nicht mehr vertreten; er muss nämlich mit einem handfesten Kampf einhergehen - zum Beispiel gegen Häretiker und andere Feinde des Glaubens.

Bald stand der äußere Kampf so im Vordergrund, dass ein Theologe wie Haymo von Auxerre im neunten Jahrhundert an den geistlichen Krieg erinnern musste. Für den französischen Kleriker wird der durch Beten, Fasten und Leisten guter Werke erlangte Sieg über die Dämonen auch den Sieg über feindliche Menschen nach sich ziehen. Ist Satan, der Anführer des Bösen, besiegt, dann kann der Sieg über die führerlose Armee der Bosheit nicht ausbleiben.

Die Idee des doppelten Kampfes gehört zur Propaganda für die Kreuzzüge, ist aber zugleich tief in der Spiritualität der Kreuzritter und ihrer theologischen Mentoren selbst verwurzelt. Die Idee des doppelten Kampfes prägt das Kriegshandeln. Der erste Kreuzzug (1096 bis 1099) - nur über diesen schreibt Buc - lässt sich nicht auf den Wunsch junger Ritter zurückführen, die Landbesitz suchten, eine Idee, die von Historikern gelegentlich geäußert und von Jonathan Riley-Smith bereits 1986 erfolgreich widerlegt worden ist.

Um die wahren Gründe zu verstehen, muss sich der Historiker mit der Geschichte der Bibelauslegung beschäftigen. Die Bibel und ihre Ausleger haben ein geistiges Repertoire geschaffen, das in Sachen Krieg besonders komplex und vielfältig ist. Die Berufung des Gläubigen zum christlichen Krieger ließ viele Deutungen zu. Der miles Christi kann sich berufen fühlen, gegen die eigene Neigung zum Laster zu kämpfen. Oder er kann den Kampf gegen Häretiker aufnehmen. Oder er kann sich auf den Weg machen und den irrgläubigen Muslimen in doppelter - geistlicher und kriegerischer - Strategie die Herrschaft über das Heilige Land entreißen. Oder, im zwanzigsten Jahrhundert, kann er sich dem extremen, waffentragenden Flügel der lateinamerikanischen Befreiungstheologie anschließen; man denke an den kolumbianischen Priester Camilo Torres.

Nach Buc ist gewaltsames Handeln in Krieg und Terrorismus, und das Denken darüber, bis heute von kulturellen Mustern antiker und mittelalterlicher Herkunft geprägt. Das nachzuweisen ist ihm zweifellos gelungen. Die in Bucs Buch versteckte Pointe scheint zu lauten: Die vom Verfasser aufgedeckten religiösen Kräfte, die aggressives Handeln unterstützen, sind als Wahn zu brandmarken.

Als echter Essayist huldigt Buc dem Dämon Apropos. Bei jedem Namen und fast jedem Stichwort fallen ihm zehn weitere Namen und zehn weitere Themen ein, und mindestens fünf flicht er in seine Texte ein. Das ist manchmal erhellend, selten elegant und bisweilen ermüdend. Philippe Buc hat ein anregendes, doch nicht gerade leicht lesbares Buch über Themen geschrieben, an denen Voltaire seine Freude gehabt hätte.

BERNHARD LANG

Philippe Buc: "Heiliger Krieg". Gewalt im Namen des Christentums.

Aus dem Amerikanischen von Michael Haupt. Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2015. 432 S., geb., 39,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Philippe Buc hat ein anregendes [...] Buch über Themen geschrieben, an denen Voltaire seine Freude gehabt hätte.« Frankfurter Allgemeine Zeitung »Philippe Buc deckt mit großer Quellenkompetenz und ausgeprägtem Aktualitätsbezug die historischen Wurzeln des Geflechts der gegenwärtigen weltpolitischen Verwerfungen auf - ein gänzlich neuer Ansatz.« Fränkische Nachrichten »Der französische Mediävist stößt mit seiner Arbeit zentrale Fragen der Geschichtswissenschaft an und provoziert zugleich wertvolle Resonanzen.« Zeitschrift für Historische Forschung »Heiliger Krieg, Märtyrertum und Terror gehören zu den zentralen und beklemmenden Erfahrungen unserer Gegenwart. Der französische Mittelalterhistoriker Philippe Buc, der nach einer Professur in Stanford inzwischen in Wien lehrt, deckt mit großer Quellenkompetenz und ausgeprägtem Aktualitätsbezug die historischen Wurzeln dieses Geflechts auf. Sein Durchgang durch fast zwei Jahrtausende stimuliert und provoziert, bleibt aber stets von souveräner Kennerschaft und ausgeprägtem Methodenbewusstsein getragen. Philippe Buc gehört zu den bekanntesten internationalen Mittelalterhistorikern, sein neues Buch wird größte Aufmerksamkeit finden.« Professor Dr. Bernd Schneidmüller, Universität Heidelberg »Man liest dieses ungewöhnlich genaue Buch mit stockendem Atem: Es handelt von unserer Gegenwart, von einer Dialektik der Gewalt, die ihre Schärfe heute einmal mehr offenbart.« Frankfurter Rundschau »Ein ungewöhnliches, aufrüttelndes und nachdenklich stimmendes Buch« der Niederrhein »Heiliger Krieg, Terror, Terrorismus, ja selbst Märtyrertum - markant-bedrohliche Formen von Gewalt, mit der der international renommierte Mittelalterhistoriker Philippe Buc 2000 Jahre Geschichte des Christentums in der westlichen Welt konfrontiert. Mit ebenso souveränem Weitblick wie tiefgehender Analyse und Interpretation seiner Quellen schafft er weit mehr als nur den beabsichtigen 'Essay': Er schafft einen wichtigen Beitrag in einer allgegenwärtigen Debatte, nämlich den über das Verhältnis von Religion und Gewalt. Und mehr als das: Philippe Buc liefert eine Streitschrift, die provozieren will und dies auch kann, die vor allem die Theologie - und nicht nur die römisch-katholische - zu einem intensiven Blick in den Spiegel herausfordert, den der Historiker Buc dem Christentum vorhält.« Professor Dr. Hubert Wolf, Universität Münster »Dieses Werk hat die Gestalt eines großen Essays, in dem vehement, energisch und mit beindruckend weitem Horizont das Verhältnis des Christentums zur Gewalt analysiert wird. Die schon länger international heftig diskutierte Frage, inwiefern monotheistische Religionen in besonderer Weise gewaltaffin seien, findet hier eine gedankenreiche und scharfzüngige Antwort, die für Vormoderne wie Moderne überraschende und einleuchtende Bausteine zusammenfügt.« Professor Dr. Gerd Althoff, Universität Münster "I love this book. It is deeply imagined, enormously learned, and brings into conversation, with elegance and coherence, a series of analytical threads about the ideology of violence in the Western trajectory, that, now pointed out in this way, I see everywhere." Dr Cecilia Gaposchkin, Dartmouth College "Philippe Buc analysiert im kühnen Essay 'Heiliger Krieg' die 'christliche' Komponente von Gewalt." Das Buch gehört "in all jene (Theologen-)Hände, die das westliche Christentum vorschnell zur reinen Friedensreligion zurechtbiegen möchten." Otto Friedrich, Die Furche »Buc ist ein kluges, reichhaltiges Buch gelungen, das hoffentlich nicht nur in der Fachwelt, sondern bei allen kulturgeschichtlich Interessierten ein gebührendes Interesse findet.« Das Historisch-Politische Buch…mehr