Professionsentwicklung durch systematische Bearbeitung von Konfliktfällen – Exemplarische Analyse anhand des zahnärztlichen Gutachterwesens
Dr. phil. Dr. med. dent. Hans Ulrich Brauer, 2016, 284 S., Pabst-Verlag, Lengerich, € 25,-
ISBN 978-3-95853-185-7
Im Grenzbereich zwischen Medizinrecht,
Berufspädagogik und Professionssoziologie widmet sich dieses Buch der Qualitätsförderung im…mehrProfessionsentwicklung durch systematische Bearbeitung von Konfliktfällen – Exemplarische Analyse anhand des zahnärztlichen Gutachterwesens
Dr. phil. Dr. med. dent. Hans Ulrich Brauer, 2016, 284 S., Pabst-Verlag, Lengerich, € 25,-
ISBN 978-3-95853-185-7
Im Grenzbereich zwischen Medizinrecht, Berufspädagogik und Professionssoziologie widmet sich dieses Buch der Qualitätsförderung im zahnärztlichen Gutachterwesen. Neben der Qualitätssicherung der Sachverständigentätigkeit hat der Autor Dr. Dr. mult. Hans Ulrich Brauer M.A. auch die Ableitung von Lernpotenzialen im Blick. Konkret sieht er in einem funktionierenden Gutachterwesen einen zentralen Professionalisierungsmechanismus. Demnach sei Lernen für den Einzelnen wie für den Berufsstand durch eine bewusste Auseinandersetzung mit aus der Behandlung resultierenden Rechtstreitigkeiten möglich. Diese Annahme folgt schlüssig auch professionstheoretischen Überlegungen.
Das vorliegende Fachbuch gliedert sich in sechs Teile: Nach einer kurzen Einleitung (Kapitel 1) werden die Grundzüge der Professionstheorie und die Zahnärzteschaft als spezialisierte Berufsgruppe eingeführt (Kapitel 2). Es folgt die Besprechung der Patientenberatung, der Schlichtung/Mediation und des Gutachterverfahrens sowie die Vorstellung des Stands in der Begutachtungszahnmedizin (Kapitel 3). In einer ersten Analyse zeigt sich, dass es schon vereinzelt erfolgreiche Ansätze gegeben hat das Gutachterwesen zu professionalisieren, aber auch, dass es bislang versäumt wurde die Binnenperspektive der Sachverständigen einzuholen. Genau dies ist der hier gewählte Ansatz, der anhand empirischer Befragungen erfahrener Gutachter umgesetzt wird (Kapitel 4). Das empirische Herzstück sind dabei fünf Gruppendiskussionen, die in einem mehrstufigen Codierungsprozess qualitativ ausgewertet werden. Die emergierten Vorschläge und abgeleiteten Qualitätsoffensiven hinsichtlich einer Verbesserung des Gutachterwesens werden detailliert besprochen (Kapitel 5). Als Bilanz implementieren diese ein höheres Maß an Reflexivität (z.B. die flächendeckende Etablierung gutachterlicher Qualitätszirkel und die Einführung von Mikroartikeln zur Begutachtung). Das Buch schließt mit einem sorgfältig abgewogenem Resümee (Kapitel 6).
Zusammenfassend wird das Begutachtungsverfahren in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde erstmals einer sorgfältigen Inventur unterzogen und aus der Selbstsicht der Gutachter werden Wege zu dessen Höherentwicklung gewiesen. Das Buch liefert dabei einen substantiellen Beitrag zur aktuellen Qualitätsdiskussion in der Begutachtungsmedizin und ist eine Bereicherung der Fachliteratur für medizinische Sachverständige.