Auch sein achtes Kind ist eine Tochter. Verzweifelt darüber, erklärt der marokkanische Vater sie kurzerhand zum Sohn. Als Zahra ihr Schicksal entdeckt, entscheidet sie, sich dem Wunsch des Vaters zu beugen. Und so wächst sie vor der Familie, den Verwandten, der Nachbarschaft als Knabe Ahmed auf. Tahar Ben Jelloun erzählt diese ungeheuerliche Geschichte durch ein Kaleidoskop orientalischer Märchen und entfaltet seine gesamte Erzählkraft.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.05.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Alblustträume von
Tahar Ben Jelloun
„Djemaa el Fna“, der Platz der Gaukler mitten in Marrakesch, wird zum Ort des Erzählers. Es gilt, den Zuhörern von einem ungeheuerlichen Leben zu berichten, in das sie selbst bald mit ihren eigenen Fantasien hineingezogen werden. Denn es klingt wie eine Auflehnung gegen Allah, gegen das vorherbestimmte Schicksal, als der Kaufmann Hadsch Ahmed in tiefster Verzweiflung entscheidet, sein nächstes Kind, nach sieben Mädchen, wird der lang ersehnte Sohn sein. So wächst ein Wesen heran, das diese Rolle annimmt, weil es erkennt, dass Frau sein in dieser Gesellschaft „als natürliches Gebrechen“ angesehen wird. Lange Zeit gelingt die Täuschung, doch immer mehr gerät Mohammed/Zahra in eine tiefe, fast tödliche Einsamkeit. Auf sich selbst zurückgeworfen lebt sie in „Alblustträumen“, die sich mit abenteuerlichen Fantasien und scheinbar wirklichem Leben vermischen, kunstvoll verschlungen mit den Geschichten der oft geheimnisvollen Zuhörer. Meisterhaft verbindet Tahar Ben Jelloun die Spielarten islamischer Erzählkunst, erinnert an einen „zärtlichen“ Islam, der schon 1982 in Kontrast zur Gewalt in der Gesellschaft steht.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Tahar Ben Jelloun: Sohn ihres Vaters. Aus dem Französischen von Christiane Kayser. Berlin Verlag 2015. 192 Seiten,
9,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Alblustträume von
Tahar Ben Jelloun
„Djemaa el Fna“, der Platz der Gaukler mitten in Marrakesch, wird zum Ort des Erzählers. Es gilt, den Zuhörern von einem ungeheuerlichen Leben zu berichten, in das sie selbst bald mit ihren eigenen Fantasien hineingezogen werden. Denn es klingt wie eine Auflehnung gegen Allah, gegen das vorherbestimmte Schicksal, als der Kaufmann Hadsch Ahmed in tiefster Verzweiflung entscheidet, sein nächstes Kind, nach sieben Mädchen, wird der lang ersehnte Sohn sein. So wächst ein Wesen heran, das diese Rolle annimmt, weil es erkennt, dass Frau sein in dieser Gesellschaft „als natürliches Gebrechen“ angesehen wird. Lange Zeit gelingt die Täuschung, doch immer mehr gerät Mohammed/Zahra in eine tiefe, fast tödliche Einsamkeit. Auf sich selbst zurückgeworfen lebt sie in „Alblustträumen“, die sich mit abenteuerlichen Fantasien und scheinbar wirklichem Leben vermischen, kunstvoll verschlungen mit den Geschichten der oft geheimnisvollen Zuhörer. Meisterhaft verbindet Tahar Ben Jelloun die Spielarten islamischer Erzählkunst, erinnert an einen „zärtlichen“ Islam, der schon 1982 in Kontrast zur Gewalt in der Gesellschaft steht.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Tahar Ben Jelloun: Sohn ihres Vaters. Aus dem Französischen von Christiane Kayser. Berlin Verlag 2015. 192 Seiten,
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»Meisterhaft verbindet Tahar Ben Jelloun die Spielarten islamischer Erzählkunst, erinnert an einen 'zärtlichen' Islam, der schon 1982 in Kontrast zur Gewalt in der Gesellschaft steht.« Roswitha Budeus-Budde Süddeutsche Zeitung 20150505