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Bei Gerhard Neumann, einem der prominentesten Kafka-Forscher aus Deutschland, steht Franz Kafka für die Figur des Künstlers im eingehenden 20. Jahrhundert, der seinen Platz zwischen Außenseitertum, Assimilation und Beobachterposten sucht. Ausgehend von Elias Canetti, der Kafka als "Experten der Macht" bezeichnete, zeigt Neumann, wie Sprache Macht erzeugt. Anhand der Tagebücher, der Beziehungen zwischen Schrift und Zeichnung bei Kafka, des "Berichts für eine Akademie" und der Romane "Der Proceß" und "Das Schloß" führt er vor Augen: Letztlich können Kafkas Texte, die Gewalt als schleichende…mehr

Produktbeschreibung
Bei Gerhard Neumann, einem der prominentesten Kafka-Forscher aus Deutschland, steht Franz Kafka für die Figur des Künstlers im eingehenden 20. Jahrhundert, der seinen Platz zwischen Außenseitertum, Assimilation und Beobachterposten sucht. Ausgehend von Elias Canetti, der Kafka als "Experten der Macht" bezeichnete, zeigt Neumann, wie Sprache Macht erzeugt. Anhand der Tagebücher, der Beziehungen zwischen Schrift und Zeichnung bei Kafka, des "Berichts für eine Akademie" und der Romane "Der Proceß" und "Das Schloß" führt er vor Augen: Letztlich können Kafkas Texte, die Gewalt als schleichende Krankheit der Gesellschaft beobachten, nur vom Scheitern als Grundmuster menschlichen Zusammenlebens handeln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.09.2012

Sprache ist Macht

In seinem neuen Buch über Franz Kafka bezieht sich Gerhard Neumann zunächst auf das Leben des Dichters. Darin nehme der Vater die Rolle des Unterdrückers, der Schauspieler Jizchak Löwy diejenige des Befreiers ein. Diese "Doppelbindung" bedinge den "Weg aus dem erlebten Konflikt in das Andere der Schrift, des Leben-Erzählens". Das führt zum roten Faden der Untersuchung: der Machtfrage. Insgesamt erscheine der Held bei Kafka nämlich als "Macht Erleidender und als Macht Ausübender zugleich". Sobald Neumann zur Feinanalyse des Machtphänomens ansetzt, gibt er sich aber nicht mehr mit der Biographie als Fundgrube zufrieden. Stattdessen bedient er sich zeichentheoretischer oder kulturwissenschaftlicher Methoden. Am überzeugendsten gelingen ihm indes jene Passagen, die sich auf den diskursiv kaum noch einholbaren literarischen Ausdruck konzentrieren. So fragt er etwa, wie bei Kafka Sprache selbst Macht ausübt oder inwiefern die Worte des Affen im "Bericht für eine Akademie" eine nur schwer zu definierende Position zwischen "Rede und Schrift, zwischen Stimme und Buchstabe" besetzen. Die Sprache ist entscheidend. Wer sie ernst nimmt, kommt dem Sinnzentrum eines Texts zum Greifen nahe. Gerhard Neumanns Studie belegt das. (Gerhard Neumann: "Franz Kafka - Experte der Macht". Carl Hanser Verlag, München 2012. 238 S., br., 19,90 [Euro].) span

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