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Peter von Matt ist ein begnadeter Literaturerzähler. Mit ansteckender Freude lässt er seine Leser teilhaben an seinen Entdeckungen. In präzisen und unterhaltsamen Beiträgen über die Deutsche Literatur von Lichtenberg bis Freud, von E.T.A. Hoffmann bis Ingeborg Bachmann und Elfriede Jelinek, von Goethe bis Kafka und Heiner Müller macht Peter von Matt anschaulich, warum die Literatur im Leben so wichtig ist.

Produktbeschreibung
Peter von Matt ist ein begnadeter Literaturerzähler. Mit ansteckender Freude lässt er seine Leser teilhaben an seinen Entdeckungen. In präzisen und unterhaltsamen Beiträgen über die Deutsche Literatur von Lichtenberg bis Freud, von E.T.A. Hoffmann bis Ingeborg Bachmann und Elfriede Jelinek, von Goethe bis Kafka und Heiner Müller macht Peter von Matt anschaulich, warum die Literatur im Leben so wichtig ist.
Autorenporträt
Peter von Matt, geboren 1937 in Luzern, war bis 2002 Professor für Germanistik an der Universität Zürich. Er ist Mitglied verschiedener Akademien. 2014 wurde er mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet. Er lebt in Zürich. Bei Hanser erschienen zuletzt: Das Kalb von der Gotthardpost. Zur Literatur und Politik der Schweiz (2012), Sieben Küsse. Glück und Unglück in der Literatur (2017) und Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten. Die Möglichkeiten der Literatur (ET: 20.02.23).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2007

Komm ins Wilde, Leser
Ohne Karte: Peter von Matt am Krater der Literatur

An manchen romantischen Landschaftsbildern mag den heutigen, mit wetterfester Kleidung ausgestatteten Betrachter amüsieren, dass die wilde Natur gewöhnlich von etwas steif wirkenden Bürgern im Gehrock wahrgenommen wird. Der allzeit adrett gekleidete und aufgeräumt wirkende Zürcher Literaturwissenschaftler Peter von Matt hat sich im Umschlagbild und im Titel seiner Sammlung von Aufsätzen zur deutschen Literatur ironisch an die Stelle dieser Beobachter gesetzt. Der Weg zum Kunstwerk führt für ihn seit je nicht den Bürgersteig entlang, sondern "durch Höhlen und Sümpfe, über Grate und Gletscherfelder, durch fauliges Dunkel und grelles Licht. Landkarten gibt es dafür keine." Derart will von Matt den Leser einmal wieder ins Gelände "der gegenläufigen, sich widersprechenden, einander sabotierenden Ordnungen" entführen.

Dieser auch das Düstere munter betrachtende Interpret liebt es, schlafende Hunde zu wecken. Mit Mut, Lust und List stellt er sich der Gegenwärtigkeit jeder passionierten Lektüre, in der selbst die ältesten und abgelegensten Texte plötzlich die Augen aufschlagen können. Dann kann es geschehen, dass der Leser allem wiederbegegnet, was er selbst und die Gesellschaft, in der er lebt, ins Unsichtbare verbracht hat. Solche produktiven Irritationen in der unerwarteten Einsicht und Aussicht gehen oft von einem packenden Satz oder vom Bruchstück aus. Dieser Vorleser akzeptiert keine vorgegebenen Unterscheidungen des Wichtigen vom Unwichtigen. Da kann eine Briefstelle bei Kafka unversehens in die Mitte der Problematik der Moderne rücken, der "Gleichzeitigkeit von Tod und Gelächter", in welcher der Tod repetierbar oder zum Endlosgeschehen wird. "Es ist unrecht über den Helden zu lächeln, der mit der Todeswunde auf der Bühne liegt und eine Arie singt. Wir liegen und singen jahrelang." Das ist gleichzeitig eine Probe von Kafkas Kunst, geläufige Witze in unendlich subtile Komik zu verwandeln.

In seinem eleganten Konversationston praktiziert Peter von Matt eine Ethik des Verstehens, nach der sich der Literaturwissenschaftler zum Reiseleiter nicht als versierter Repräsentant einer Methodenfirma qualifiziert, sondern als ein mit Liebe in die Untiefen der Texte blickendes Individuum. Das macht sich beiläufig frei nach Nestroy gern einen Jux mit der ernsten Miene wie mit dem Obskurantismus der Kollegen in der Germanistik. Zu einer "Szene, von der man schweigt", nämlich der Vereinigung von Faust und Helena in "Faust II", kommentiert von Matt in naturalistischer Zuspitzung: "Die beiden erlauben sich, öffentlich miteinander zu schlafen", um sich dann diebisch über die "verschleiernden Pirouetten" zu amüsieren, die von den Germanisten angesichts dieser Verse immer wieder gedreht wurden. Ganz gerecht ist der Spott nicht, nicht einmal in jedem Fall zutreffend. Dem leidenschaftlichen Deuter ist der Disput lieber als das Argumentieren auf der sicheren Seite, und am Anfang subtiler Abwägungen steht nicht selten eine hinreißerische Formulierung.

Den Glanz des freien Denkens verbreitet Peter von Matt vor allem dann, wenn es gilt, die Tradition aus dem Gefängnis der trivialen Lebensweisheit und der griesgrämigen Moral zu befreien. Die Frage nach der Wahrheit des notorisch missverstandenen Satzes "Es wandelt niemand ungestraft unter Palmen" gerät ihm zu einem konzisen Stück Moralistik jenseits konformistischer Moral und der Zwickmühle einer politischen Korrektheit, in der wir uns zwangsläufig kolonisierend am Fremden vergehen, ob wir es lieben oder ablehnen. Von Matts Interpretationen sind immer auch kleine Lektionen im unverzagten Annehmen dessen, was der Liebe als keineswegs immer leichter "sittlicher Aufgabe" würdig erscheint.

Ein ins Moderne gewendeter Moralist in der Tradition der französischen Aufklärung ist für Peter von Matt auch Elias Canetti, dessen Werk er über fünfunddreißig Jahre hinweg begleitet hat. Auch er einer, der ins Wilde geht, ein "Selbstdenker" im unwegsamen Gelände: "Er erinnert einen an die einsamen Pelzjäger, die Trapper in den Tundren der Mongolei oder in kanadischen Wäldern, jene legendären Einzelgänger, die monatelang verschwinden, mit nichts als ihren Waffen und ihrer Erfahrung." Die Reihe der immer wieder erneuerten Einladungen zur Lektüre zeigt Canetti als einen Meister der Verwandlungen, als Jäger und Spieler, als weisen Komödianten und Fallensteller, dessen Werk auch dem erfahrensten Leser den Einsatz seiner besten sinnlichen und kognitiven Fähigkeiten abverlangt.

Peter von Matt will den "guten Leser" in unentdeckte literarische Ländereien locken. Den Grenzübertritt macht er ihm leicht, aber er verspricht ihm dabei keine entspannte Reise und gibt ihm auch keine Gewähr, unbehelligt zu bleiben. Nicht nur unter Palmen kann sich die Wahrheit nämlich verwandeln und "uns den Teppich unter den Füßen" wegziehen.

FRIEDMAR APEL

Peter von Matt: "Das Wilde und die Ordnung". Zur deutschen Literatur. Carl Hanser Verlag, München 2007. 296. S., geb., 24,90 [Euro].

Peter von Matt: "Der Entflammte". Über Elias Canetti. Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag, München 2007. 128 S., geb., 12,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2007

Sachbücher des Monats April
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. ULRICH BECK: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Suhrkamp Verlag, 437 Seiten, 19,90 Euro.
2. BERND STÖVER: Der Kalte Krieg 1947 - 1991. Geschichte eines radikalen Zeitalters. C.H. Beck Verlag, 528 Seiten, 24,90 Euro.
3. CHRISTINA VON BRAUN/BETTINA MATHES: Verschleierte Wirklichkeit. Die Frau, der Islam und der Westen. Aufbau Verlag, 476 Seiten, 24,90 Euro.
4-5. PETER VON MATT: Das Wilde und die Ordnung. Zur deutschen Literatur. Carl Hanser Verlag, 296 Seiten, 24,90 Euro.
JOSEF H. REICHHOLF: Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends. S. Fischer Verlag, 336 Seiten, 19,90 Euro.
6. MICHA BRUMLIK (Hg.): Vom Mißbrauch der Disziplin. Antworten der Wissenschaft auf Bernhard Bueb. Beltz Verlag, 246 Seiten, 12,90 Euro.
7. BERND ROECK: Mörder, Maler und Mäzene. Piero della Francescas „Geißelung”. C. H. Beck Verlag, 256 Seiten, 19,90 Euro.
8. JULES MICHELET: Das Meer. Aus dem Französischen von Rolf Wintermeyer. Campus Verlag, 348 Seiten, 19,90 Euro.
9-10. GÖTZ ALY / MICHAEL SONTHEIMER: Fromms. Wie der jüdische Kondomfabrikant Julius F. unter die Räuber fiel. S. Fischer Verlag, 224 Seiten, 19,90 Euro.
PIERRE BAYLE: Historisches und kritisches Wörterbuch. Herausgegeben und übersetzt von Günther Gawlick und Lothar Kreimendahl. Felix Meiner Verlag, 2 Bände, zusammen 970 Seiten, 166 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats April 2007 von Mathias Kamann: SVENJA FLASSPÖHLER: Mein Wille geschehe. Sterben in Zeiten der Freitodhilfe. Wolf Jobst Siedler Verlag, 220 Seiten, 18,50 Euro.
Die Jury: Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Matthias Kamann, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Dr. Johannes Saltzwedel, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Albert von Schirnding, Norbert Seitz, Eberhard Sens, Hilal Sezgin, Volker Ullrich, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel.
Redaktion: Andreas Wang (NDR)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 30. April.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Höchst anregend scheinen Rezensent Friedmar Apel diese Essays zur deutschen Literatur, die der Zürcher Literaturwissenschaftler Peter von Matt vorgelegt hat. Die Aufsätze zeugen in seinen Augen von einem unkonventionellen, freien Zugang zur Literatur und von großer Leidenschaft bei der Interpretation. Er bescheinigt Matt nicht nur einen glänzenden Stil, sondern auch die Fähigkeit, dem Leser selbst ältere und abseitige Texte lebendig vor Augen zu führen und nahe zu bringen. Apel stößt dabei immer wieder auch auf verblüffende Einsichten. Nicht zuletzt hält er dem Autor auch zugute, sich gern auf einen produktiven Streit einzulassen und sich nicht auf das "Argumentieren auf der sicheren Seite" zurückzuziehen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Was an dem Essayisten von Matt betört, ist die Lust und Kunst des Formulierens, der scharfe Blick, unter dem selbst das Vertrauteste wie neu wirkt, es sind die kühnen Querverbindungen und Gedankenvolten, die schöne Mischung aus Eleganz und Prägnanz.« Ulrich Weinzierl, Die Welt, 19.05.07

»Vergnügte und geistreiche Expeditionen in das Reich der Literatur.« Klaus Harpprecht, Die Zeit, 10.01.08