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Stands alongside his autobiographical novels "The Buddha Of Suburbia" and "Intimacy" as a unique portrait of the successful author at work and the relationship with his father, a failed writer.
'Hanif Kureishi's literary memoir explores his relationship with his father, a failed writer.

Produktbeschreibung
Stands alongside his autobiographical novels "The Buddha Of Suburbia" and "Intimacy" as a unique portrait of the successful author at work and the relationship with his father, a failed writer.
'Hanif Kureishi's literary memoir explores his relationship with his father, a failed writer.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.07.2011

Im Debattierclub
Hanif Kureishi, der indischstämmige englische Bestseller-Autor, erinnert sich an seinen Vater
Ein englischer Schriftsteller mit indischen Wurzeln, dessen Vater ebenfalls geschrieben hat, aber nie den Traum vom Schriftstellersein verwirklicht hat – die Konstellation in Hanif Kureishis „Mein Ohr an deinem Herzen“ kommt einem bekannt vor. Einige Jahre vor Kureishis Buch, das 2004 in England herauskam, sind V. S. Naipauls „Between Father and Son: Family Letters“ erschienen. Darin kommen Naipauls literarische Anfänge zur Sprache, und die Rolle, die sein Vater für sie spielt. Als junger Mann war Naipaul von Trinidad nach London gegangen, sein Vater war daheim geblieben, mit großen Romanplänen, über denen er dann starb. Der Sohn, schon jung so hochmütig wie später als Nobelpreisträger, gab ihm Schreibtipps: „Beschreibe die Gesellschaft einfach so, wie sie ist – ohne sie zu erklären.“
Zwar stellt sich die literarische Vater-Sohn-Beziehung bei den Kureishis ganz anders dar, aber es gibt eine Verbindung von Kureishi zu Naipaul. Nach dem Tod seines Vaters, der nicht daheim geblieben war, sondern als Mitarbeiter der pakistanischen Botschaft in London sein Auskommen gefunden hatte, besucht Kureishi Naipaul in Salisbury. Er sei wohl auf der Suche nach einem Ersatzvater gewesen, meint er. Sir Vidia erweist sich überraschenderweise als freundlich und aufmerksam, aber auch als ein Meister der Desillusion. Seine besten Bücher seien schon geschrieben, Bücher fänden irgendwann Leser oder auch nicht, und der Roman sei eine Form des neunzehnten Jahrhunderts. „Ich genoss“, schreibt Kureishi, „meine Gespräche mit ihm und schrieb ihm lange, vielleicht etwas verrückte Briefe über meinen Großvater, meinen Vater und das Schreiben.“ Naipaul schreibt zwar nicht zurück, aber er ruft immerhin zurück.
Väter, Söhne, Bücher. „Mein Ohr an deinem Herzen“ beginnt damit, dass Kureishi um seinen fünfzigsten Geburtstag herum einen Ordner zugestellt bekommt, der ein verschollen geglaubtes Romanmanuskript seines Vaters enthält. Der Vater ist Anfang der neunziger Jahre, kurz nachdem Kureishi mit „Der Buddha aus der Vorstadt“ einen Welterfolg hatte, gestorben. Nun steht der „alte, abgenutzte, grüne Ordner“ im Arbeitszimmer und Kureishi ist klar, dass es mit dem Lesen nicht sein Bewenden haben wird. Irgendwie steht sofort die Freudsche Maxime „Erinnern, durcharbeiten, wiederholen“ im Raum. Der Gang durch die Texte des Vaters zwingt den Sohn zur Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft ebenso wie mit dem eigenen Schreiben, das nicht zu Ende ist, aber vielleicht, wie Naipaul von sich sagt, seine besten Momente schon hinter sich haben könnte. Und es scheint, als wolle sich Kureishi mit diesen Erinnerungen auch ein wenig von seinem Status als Held der „postkolonialen Literatur“ befreien.
Die Kureishis, indische Muslime, sind eine literarische Familie. Der Vater, der als junger Mann Indien in Richtung England verließ, habe sich „als Ersatz für den Islam und als Labsal für die Seele“ eine „Religion aus geliehenen Büchern, Unzufriedenheit und literarischem Ehrgeiz“ gebastelt, heißt es. Und er war darüber selbst zum Schriftsteller geworden.
„An Indian Adolescence“ ist das Manuskript überschrieben, das der Sohn – „wenn ich der Lektor meines Vaters wäre“ – „nicht immer schlüssig komponiert“ findet. Allmählich löst der Fund des Vater-Textes größere Erkundungen aus: E-Mails werden gewechselt mit Onkel Omar in Kanada, der selbst zwei autobiographische Bücher geschrieben hat, die in Pakistan Bestseller geworden sein sollen. Jetzt liest Kureishi abwechselnd im Manuskript seines Vaters und in der Autobiographie seines Onkels.
Ein Foto zeigt Onkel Omar als gut aussehenden Bonvivant. Cricket, Whisky, politische Diskussionen ohne Ende in drei oder mehr Sprachen (Urdu, Englisch, Urdu-Englisch), dabei stets die Streitfrage nach den Grenzen der Assimilation im Mutterland – man stellt sich die Kureishi-Familie als einen nimmermüden Debattierclub vor. Gegen den der junge Kureishi dann natürlich seinerseits rebellieren muss. Ein guter Teil des Buches, aber nicht der beste, besteht aus Erinnerungen an „Swinging London“. Sex, Drogen, politischer Aufruhr, das hat man vielleicht alles schon zu oft erzählt bekommen. Wenn sich Kureishi als Kommentator at large betätigt, fehlt dem Buch mitunter der Pfiff. Kein Elternteil könne den Kindern wirklich erzählen, was sexuelle Lust ist – „die erotische Raserei bleibt immer außen vor“. Das stimmt. „Für viele Jugendliche bot der Pop die einzige Hoffnung auf ein kreatives, spannendes Leben.“ Auch das stimmt. Aber es ist nicht unbedingt erhellend, im Unterschied zu der Geschichte konkreter Einzelner, die Kureishi auch erzählt.
Zum Ende hin nehmen Kureishis Erinnerungen dann aber zum Glück wieder Fahrt auf, dann geht es um die Bestimmung der eigenen literarischen Position fernab postkolonialer Klischees. Freud, Tolstoi, Tschechow, Nietzsche, Salinger und andere haben Kureishis literarische Welt geprägt. Die wichtigsten Romane seines Lebens hätten, sagt Kureishi, die „Form eines therapeutischen Bekenntnisses“. Gleiches lässt sich von den Erinnerungen an seinen Vater sagen. „Ich stecke“, so enden sie, „das Manuskript meines Vaters wieder in den grünen Ordner, schiebe ihn unter einen Papierstapel und gehe fort, verlasse den Raum.“
CHRISTOPH BARTMANN
HANIF KUREISHI: Mein Ohr an deinem Herzen. Erinnerungen an meinen Vater. Aus dem Englischen von Henning Ahrens. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011. 252 Seiten, 18, 95 Euro.
Hanif Kureishi (unten), 1954 geboren, erzählt in seinem neuen Buch, wie er zwischen „Swinging London“ (links: die Carnaby Street im Jahr 1968) und Sex Pistols erwachsen wurde.
Fotos (2): Science & Society/Interfoto,Ulf Andersen/StudioX
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