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"Es waren einmal vor langer, langer Zeit ein alter Mann und eine böse, alte Frau. Die hatten zwei Töchter..." Die eine, Nastjenka, ist fleißig und wunderschön und die Tochter des Alten. Die andere, Marfuschka, ist faul und hässlich und die Tochter der bösen Alten. Nastjenka leidet sehr unter der Stiefmutter, die nur Augen für die eigene Tochter hat.
Eines Tages begegnet Nastja im Wald dem jungen, eitlen Prahlhans Iwan, der sich Halsüberkopf in sie verliebt. Als Iwan aus lauter Hochmut eine Bärenmutter töten will, verwandelt ihn ein Waldmännlein vor den Augen des Mädchens selbst in einen
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Produktbeschreibung
"Es waren einmal vor langer, langer Zeit ein alter Mann und eine böse, alte Frau. Die hatten zwei Töchter..." Die eine, Nastjenka, ist fleißig und wunderschön und die Tochter des Alten. Die andere, Marfuschka, ist faul und hässlich und die Tochter der bösen Alten. Nastjenka leidet sehr unter der Stiefmutter, die nur Augen für die eigene Tochter hat.

Eines Tages begegnet Nastja im Wald dem jungen, eitlen Prahlhans Iwan, der sich Halsüberkopf in sie verliebt. Als Iwan aus lauter Hochmut eine Bärenmutter töten will, verwandelt ihn ein Waldmännlein vor den Augen des Mädchens selbst in einen Bären. Erst mit dem Erfüllen einer guten Tat bekommt er seine menschliche Gestalt wieder zurück. Sofort begibt sich der Jüngling auf die gefährliche Suche nach seiner Liebsten. Doch Nastjenka wurde inzwischen von der bösen Stiefmutter verstoßen, da sämtliche Freier nur um die Hand Nastjas anhielten, anstatt ihrer Tochter Marfuschka den Hof zu machen. Allein und verzweifelt trifft Nastjenka schließlich im tiefverschneiten Wald auf Morosko - Väterchen Frost...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.2023

Allein im Wald

Bären, ein Steinpilzzwerg und die Hexe Baba Jaga: Der Märchenfilm von 1964 unterhält nicht nur Kinder.

Es gibt Geschichten, die man - mit kleinen Variationen und Abwandlungen - über Landes- und Kulturgrenzen hinweg immer wieder findet. Die von Aschenputtel ist so eine. Im Märchenfilm "Väterchen Frost" aus dem Jahr 1964 etwa heißt das Aschenputtel Nastjenka (Natalja Sedych) und muss von früh bis spät die Aufträge erfüllen, die ihr die böse Stiefmutter aufgibt. Der Regisseur Alexander Rou, in der Sowjetunion zuständig für die reich ausgestatteten Märchenfilmproduktionen ("Feuer, Wasser und Posaunen" 1968, "Der Hirsch mit dem goldenen Geweih" 1973), spielt gleich zu Beginn mit allen Tricks des Mediums Film: Wenn die fleißige Nastjenka sieht, dass sie ihre Aufgaben nicht vor Sonnenaufgang zu Ende bringen wird, verneigt sie sich vor dem Morgenrot und bittet die Sonne, ihr noch ein bisschen Zeit zu geben, um dem Zorn der Stiefmutter zu entgehen. Rou lässt hier geschickt Aufnahmen rückwärts laufen: Der Hahn, dem das Krähen im Hals stecken bleibt, legt sich wieder hin, und der Feuerball, der schon über den Horizont lugte, sinkt wieder herab.

Und da Nastjenka natürlich, wie auch ihre Grimm'sche Schwester, schöner als die Stieftochter ist, überlegt die Stiefmutter, wie sie die junge Frau verschwinden lassen kann, damit die potentiellen Hochzeitskandidaten sich für ihr leibliches Kind interessieren. Sie beauftragt den Vater, Nastjenka im verschneiten Wald auszusetzen. Dort findet sie das titelgebende Väterchen Frost, während es den Winterwald mit Eiskristallen überzieht. Nastjenka sitzt halb erfroren unter einer Tanne und begegnet dem Mann mit dem langen weißen Bart dennoch höflich, woraufhin dieser sie mit in seinen Palast nimmt und vor der Kälte rettet.

Für das Kind schien dieser Film Stunden zu dauern, beim Wiedersehen im Erwachsenenalter kann man nun herausfinden, warum sich dieser Eindruck ergab: Der Regisseur Rou hat hier nicht nur das Volksmärchen von "Väterchen Frost" verarbeitet, er verbindet die Geschichte mit zwei bis drei weiteren Märchen, deren Handlungsstränge zunächst parallel laufen, um sich am Ende zu kreuzen (weshalb die deutsche Fassung des Films auch mitunter den Titel "Abenteuer im Zauberwald" trägt, der all die hier erzählten Märchen etwas allgemeiner zusammenfasst). Neben Nastjenka taucht natürlich ein Held namens Iwan (Eduard Isotow) auf, der zwar stark wie kein Zweiter ist, den die stetige Bewunderung, die er dafür von allen erfährt, jedoch zur Eitelkeit verführt, die nur noch auf sich selbst konzentriert ist und andere Menschen und deren Bedürfnisse nicht mehr sieht.

Als Iwan einem Waldmännlein mit Steinpilzhut hochmütig begegnet, verwandelt dieses ihn zur Strafe in einen Bären (man erinnere sich an das Grimm'sche Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot", in dem Ähnliches passiert). Erst als er nach einigen selbstlosen Taten in Bärengestalt charakterliche Läuterung bewiesen hat ("Verzeih mir, Steinpilzzwerg"), erhält er sein menschliches Aussehen zurück und kann sich nun auf die Suche nach der schönen Nastjenka machen, der er als Bär zum ersten Mal begegnet ist und die er seitdem nicht mehr hat vergessen können.

Wer glaubt, das alles genüge an Handlungssträngen vollauf, der sei darauf hingewiesen, dass hier auch noch wilde Räuber, wandelnde Bäume, ein quiekender Holzschlitten in Schweineform und natürlich die Hexe Baba Jaga (gespielt vom Theaterschauspieler Georgi Milljar mit wüsten Hauern im Gesicht) in ihrem Haus auf Hühnerbeinen auftreten. Und das alles in knappen vierundachtzig Minuten.

Spätestens beim Erscheinen der Baba Jaga gruseln sich nicht nur Kinder, denn Milljar gibt die Hexe schlau und listig mit gemeinem Funkeln in den Augen - sie ist die zwiespältigste Figur der slawischen Märchentradition, mal hilfreich, mal boshaft, immer unberechenbar. In vorchristlichen Legenden erscheint sie noch als schöne, zauber- und kräuterkundige Waldfrau, mit der Christianisierung wird diese Figur zur bösen Hexe, einer teuflischen Seelenfängerin in europäischer Tradition, umgedeutet.

Der Märchenfilm nimmt auf Letzteres Bezug und dekoriert die Hütte mit allerlei unheimlichen Attributen: ein wabernder Kessel blubbert im Raum, Spinnenweben hängen von Balken, düsteres Licht wirft bunte Schatten, ein schwarzer Kater schleicht durchs Zimmer. Die fürs Kinderfernsehen dann doch zu brutalen Stellen der Vorlagen lässt man aber wegfallen (in Märchensammlungen ist gern auch davon die Rede, dass diese Hexe ihren Zaun mit Menschenknochen dekoriert, das Pendant in "Hänsel und Gretel" hielt es ja ähnlich).

Beim Kinderfilmfestival in Venedig erhielt "Väterchen Frost" im Jahr 1965 den Hauptpreis. Mittlerweile ist der Film in restaurierter Fassung auf DVD erhältlich, und am Donnerstag nach Weihnachten zeigt ihn beispielsweise der rbb. MARIA WIESNER

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