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Mit seiner College-Liebe Ashleigh (Elle Fanning) plant Gatsby (Timothe& 769;e Chalamet) ein romantisches Wochenende in New York. Ashleigh soll für die College-Zeitung den berühmten Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber) interviewen, in der verbleibenden Zeit möchte Gatsby ihr seine Stadt zeigen - und das ist vor allem das alte New York mit Klassikern wie der Bemelmans Bar und einer Kutschfahrt durch den Central Park. Doch Ashleigh wird von Roland Pollard nach dem Interview zu einem Screening seines neuesten Films eingeladen. Während sie mit ihm, seinem Drehbuchautor Ted Davidoff (Jude Law)…mehr

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Produktbeschreibung
Mit seiner College-Liebe Ashleigh (Elle Fanning) plant Gatsby (Timothe& 769;e Chalamet) ein romantisches Wochenende in New York. Ashleigh soll für die College-Zeitung den berühmten Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber) interviewen, in der verbleibenden Zeit möchte Gatsby ihr seine Stadt zeigen - und das ist vor allem das alte New York mit Klassikern wie der Bemelmans Bar und einer Kutschfahrt durch den Central Park. Doch Ashleigh wird von Roland Pollard nach dem Interview zu einem Screening seines neuesten Films eingeladen. Während sie mit ihm, seinem Drehbuchautor Ted Davidoff (Jude Law) und dem gefeierten Filmstar Francisco Vega (Diego Luna) von einer unerwarteten Situation in die nächste schlittert, muss sie Gatsby immer wieder vertrösten. Auf sich allein gestellt lässt dieser sich im Regen durch die Straßen New Yorks treiben. Und trifft dabei nicht nur auf Chan (Selena Gomez), die schlagfertige jüngere Schwester seiner Ex-Freundin, er hat auch ein Gespräch mit seiner Mutter (Cherry Jones), das für ihn alles verändert. So ist am Ende eines regnerischen Tages für beide, Gatsby und Ashleigh, nichts mehr so, wie sie es zuvor erwartet hatten...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2019

Glaubt nur denen, die sich streiten
Alles eine Frage des Timings: Warum man Woody Allens Film "A Rainy Day in New York" trotz seiner Schwächen mögen kann

Wenn man Woody Allens neuestem Film einen neuen Titel geben dürfte, dann hieße er: "It's all about timing", "Timing ist alles". Wirklich alles in diesem Film handelt vom richtigen Zeitpunkt, vom Verstreichen von zu viel Zeit, von wiederholten Versuchen, vom bedeutungsvollen Zusammentreffen zweier Menschen oder Ereignisse zur gleichen Zeit, vom Moment, in dem es zu regnen beginnt, vom richtigen Zeitpunkt des Erzählens und natürlich des Liebens. Der Ort dafür? Unter einer großen Uhr. Vor allem Liebe und Kunst sind hier eine Frage des Timings. Die Kunst gibt das Timing der Liebe vor: Ein Gemälde von Hieronymus Bosch initiiert einen Kuss, ein Vergleich mit van Gogh und Virginia Woolf und ein Jazzpianostück das Begehren. Ein Begehren, das sich zwischen Menschen abspielt, die zum Beispiel Gatsby Welles heißen, oder das versagt, weil eine Lache klingt wie aus Steinbecks "Von Mäusen und Menschen". Alles ist Timing hier, alles ist Kunst. Ist ja schließlich Woody Allen.

"A Rainy Day in New York" erzählt von Ashleigh (Elle Fanning) aus Arizona und dem New Yorker Gatsby (Timothée Chalamet), die beide an der kleinen Campusuniversität "Yardley" in Upstate New York studieren. Seit kurzem sind die beiden ein Paar, und als Ashleigh, ehrgeizige Nachwuchsjournalistin bei der Collegezeitung, ein Interview mit dem offenbar berühmten Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber) in Manhattan bekommt, begleitet Gatsby seine Freundin nach New York.

Gatsby hatte geplant, ihr dort seine Lieblingsorte zu zeigen: eine Hotelbar, in der am Klavier Livejazz gespielt wird, das Metropolitan Museum, die Stadt im Regen. Ashleighs Interview aber verwandelt sich in einen Rettungseinsatz des Künstlers in der Schaffenskrise, inklusive Roadtrip nach Queens, dazu ein Ehedrama des Drehbuchautors (Jude Law), Ashleighs Begegnung mit einem Schauspieler (Diego Luna), der offenbar noch berühmter ist, und drei Männer, die in Ashleigh die Heilerin ihres Egos und daher eine zu erobernde Partnerin vermuten. Gatsby spielt währenddessen unfreiwillig in einem Film mit, küsst dabei Chan (Selena Gomez) und trauert um die verpasste Zeit mit Ashleigh. Noch.

Selbst der Zeitpunkt, zu dem man den Film jetzt sieht, genauer: die Verzögerung dieses Zeitpunkts ist eine Frage des (schlechten) Timings. Nachdem Allen ihn im Herbst 2017 als Amazonproduktion fertiggestellt hatte, wurden durch #MeToo und speziell durch Allens Sohn Ronan Farrow die Missbrauchsvorwürfe seiner Tochter Dylan von 1992 erneut und besonders heftig zum Thema. Es ist nicht leicht zu sagen, ob man sich in diesem Fall an den Grundsatz halten sollte, Vorwürfen sexueller Gewalt prinzipiell erst einmal zu glauben; oder ob man die Vorwürfe berücksichtigen soll, Mia Farrow habe ihre Tochter möglicherweise instrumentalisiert, als der Scheidungsprozess wegen Allens Beziehung mit seiner damals 19-jährigen Stieftochter Soon-Yi lief. Bei einem Vergleich mit Polanski oder gar Weinstein sollte man den juristischen Freispruch Allens allerdings berücksichtigen. Amazon ging es vermutlich mehr um Fragen des Marketings, als die Firma entschied, "A Rainy Day in New York" weder im Kino noch online zu zeigen. Allen klagte. Seit dem Sommer dieses Jahres ist der Film in verschiedenen europäischen Ländern zu sehen, jetzt auch in Deutschland. In den Vereinigten Staaten gibt es bisher keinen Starttermin. Wie schlimm ist das? Was verpasst man, wenn man "A Rainy Day in New York" nicht sieht?

Der Film hat erzählerisch deutliche Schwächen und einzelne Stärken, und beide haben wiederum entscheidend mit Timing zu tun. Da ist einerseits der meist zu hastige Rhythmus, der Exposition und Ereignisse so schnell aneinanderreiht, als gäbe es einen Preis zu gewinnen für die größtmögliche Zahl dramaturgischer Wendungen in der kürzesten Zeit. Umso stärker ist andererseits die Wirkung, wenn diese Hektik endlich zur Ruhe kommt, man ganze Minuten in einer Szene verweilt. Das sind die besten Momente von "A Rainy Day in New York". Es sind wirklich gute Momente, und das nicht nur, weil etwa "Everything Happens to Me", den vor Gatsby/Chalamet schon Charlie Parker und Chet Baker gespielt haben, einfach ein sehr guter Jazzsong ist.

Es stimmt, dass in diesem Film vieles stilisiert wirkt, zwei, drei, vier Nummern zu groß. Stilisiert, nostalgisch, manchmal ärgerlich unoriginell. Übertrieben sind allerdings die teilweise heftigen Verrisse, in denen Menschen, die zum großen Teil selbst schon bedeutend weit vom Teenageralter entfernt sind, sich mokieren, Woody Allen ausgerechnet sei zu alt, um seine jungen Figuren zu verstehen. Das sehe man schon daran, dass in "A Rainy Day in New York" keine Smartphones vorkommen. Auch der Vorwurf, die Zeit von Woody Allens Filmen sei abgelaufen, ist ja ein Timing-Vorwurf. Das Digitale allerdings entzeitliche nun einmal, es löse festgelegte Momente auf und eigne sich deshalb schlichtweg nicht für Allens Art von Kino.

Ebenso ist wahr, dass der Regisseur die immer gleiche Geschichte erzählt: eine, in der alles mit allem zusammenhängt. Sie handelt von der Kunst als höchstem Bindeglied, in der alles schneller und dichter und jazzmusikbegleiteter und, das stimmt, allerdings nicht länger stets origineller oder rhetorisch ausgefeilter ist als das Leben.

Erstens aber ist es eine wichtige Geschichte, ist es nun mal eine der Kerngeschichten des Kinos: Sie erzählt davon, wie sich die Figuren im Ablauf von Bildern, die sich unablässig bewegen, unbarmherzig fortschreiten, nicht verpassen, wie sie zusammenfinden können und dabei manchmal kluge und manchmal unterhaltsame Dinge sagen und in ganz seltenen Momenten beides zusammen. Und sie erzählt von den Bildern selbst. Vom Leben also und von der Kunst. Dem Kino vorzuwerfen, dass es vom Kino schwärme, dass es das Leben überhöhe, dass es Gesetzmäßigkeiten ausstelle, wo in der Realität vor allem Chaos herrsche - hieße das nicht, dem Kino dessen eigene Kinohaftigkeit vorzuwerfen? Dass ein Regisseur sich mit Mitte achtzig nicht noch einmal neu erfindet, ist nun auch kein Wunder.

Zweitens macht sich der Film ja über die Weinerlichkeit der alten Männer gerade lustig, genauso wie über die Berühmtheitsgläubigkeit und Unbelesenheit einer der beiden jungen Frauen.

Die Nostalgie und die Feier des Analogen rührt er nicht an, das stimmt. Er verpflanzt sie in Timothée Chalamets jungen Körper, gibt ihm Selena Gomez als spöttisches Gegenüber und versucht so, seinen eigenen Leidenschaften ein neues Leben zu geben. Pathetischer Wunsch, könnte man meinen - aber: Es funktioniert. Vor allem Chalamet und Gomez haben den Charme und die Frische, die alten Fragen zu neuen Fragen zu machen. "Glaubt nicht den Alten oder denen, die sie bewundern. Glaubt nur denen, die sich streiten." Glaubt Timothée Chalamet und Selena Gomez.

Beweist die Berührung durch zwei, drei Szenen eines Films, dass er kein schlechter Film ist? Wenn man findet, dass das so ist, wenn man es mag, im Kino gewisse Gesetze der Plausibilität und Gegenwart zu suspendieren, dann mag man auch "A Rainy Day in New York". Immer dann nämlich, wenn man gerade gewillt ist, ihn aufzugeben, kommt so ein Moment, und der Film hat einen wieder.

Woody Allens ganzes Werk dreht sich um das Verhältnis von Kunst und Leben, um Verhältnisse zwischen Künstlern und Normalsterblichen, um Schwärmerei und Enttäuschung. Gerade jetzt, wo nicht nur die (Un-)Trennbarkeit von Kunst und Künstler, sondern auch erneut diskutiert wird, was das Kino eigentlich ausmacht, sollte man dem späten Woody Allen vielleicht ein eigenes Filmgenre zugestehen: den Nostalgiefilm. Dort kann er in Ruhe weiterarbeiten und sich ab und zu in einer Pause einen Plausch gönnen mit Pedro Almodóvar.

Heute übrigens, am 1. Dezember, hat Woody Allen Geburtstag. Timing.

JULIA DETTKE

Ab Donnerstag im Kino

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