Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 12,50 €
  • Broschiertes Buch

Unterhaltsame literarische Spaziergänge durch das alte Leipzig.

Produktbeschreibung
Unterhaltsame literarische Spaziergänge durch das alte Leipzig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.03.2014

Strümpfe an der Leine

Zunächst ist es erfreulich, dass ein Buch über Leipzig nicht den Titel "Mein Leipzig lob ich mir" trägt. Man hat es zu oft gehört. Das Wort stammt von Goethe, genauer gesagt von einer seiner Figuren aus dem "Faust", dem Studenten Frosch in der Szene "Auerbachs Keller". Ist nun aber "...daß ich in Leipzig glücklich seyn werde..." besser? Mit sechs Punkten? Der Satzteil stammt von Schiller. Hinter dem Titel verbirgt sich ein literarischer Spaziergang des Leipziger Schriftstellers und Historikers Otto Werner Förster. Der Mann ist prallvoll mit Anekdoten, Zitaten und Klatschgeschichten. Man folgt ihm zunächst gern. Herrlich die Geschichte, wie Seume seinem Vermieter, immerhin seinem Rektor, Holz stiehlt. Wie Schiller in "An die Freude" ein Sauflied sieht. Wie Christian Gottfried Körner, der Vater des bekannten Dichters, mühevoll an einem Aufsatz ausgerechnet über den Tanz "vierteljahrlang (drückt), ehe ein ganz kleines Produkt zum Vorschein kömmt". Das alles ist unterhaltsam, witzig, bildend. Aber schon die Aufmachung des Buches macht den Spaziergang anstrengend. Das Schwarz-Weiß als Gestaltungsmittel mag noch hingehen. Aber dann sind die Texte mal breiter, mal enger gesetzt. Dem Porträt Elisa von der Reckes wird durch den Text der halbe Kopf weggeschnitten. Die Bildunterschriften wirken auf den Illustrationen wie Fliegendreck. Auf Seite 55 sind ganzseitig Strümpfe auf der Leine abgebildet, um Fontanes Gedicht "Shakespeares Strumpf" zu illustrieren. Was soll das? Und auf Seite 26 passiert das Unglück: Die offenbar komplizierte grafische Umsetzung verschluckt kurzerhand das Ende eines Textes. Ärgerlich ist auch der flapsige Ton Försters. Jene Menschen "Friedensgebetler" zu nennen, die in und an der Leipziger Nikolaikirche das Ende der DDR eingeleitet haben, passt nicht. Und vom Museum für bildende Künste, einem der interessantesten Museumsbauten aus den zurückliegenden Jahren, zu sagen, es sei "nicht eben berückend" und habe "viel Beton und wenig Platz für Bilder", ist Quark.

F.P.

"...dass ich in Leipzig glücklich seyn werde... Unterhaltsame literarische Spaziergänge durch das alte Leipzig" von Otto Werner Förster. Verlag J. G. Seume, Leipzig 2013. 158 Seiten, zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen, ein Stadtplan. Broschiert, 16,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr