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Dieser Bildband zeigt Bilder auf Banknoten. Es sind Bilder politischer Inhalte, besonderer Ereignisse, wichtiger Persönlichkeiten, Statussymbole und Landschaften. Banknoten sind Miniplakate, die eine heile Welt verkunden. Geld ist ein Mysterium. Der monetäre Wert sucht im Visuellen eine Entsprechung. Die Euro-Scheine etwa bemuhen sich, die europäischeIdee mit einer Bruckenmetapher zu vermitteln. 2002, als der Euro als Bargeld eingefuhrt wurde, waren ca. 12,7 Billionen Euro-Noten im Umlauf - 12,7 Billionen Brucken fur die heile Welt. Die Bilder auf Banknoten erzählen Geschichten und dienen dem…mehr

Produktbeschreibung
Dieser Bildband zeigt Bilder auf Banknoten. Es sind Bilder politischer Inhalte, besonderer Ereignisse, wichtiger Persönlichkeiten, Statussymbole und Landschaften. Banknoten sind Miniplakate, die eine heile Welt verkunden. Geld ist ein Mysterium. Der monetäre Wert sucht im Visuellen eine Entsprechung. Die Euro-Scheine etwa bemuhen sich, die europäischeIdee mit einer Bruckenmetapher zu vermitteln. 2002, als der Euro als Bargeld eingefuhrt wurde, waren ca. 12,7 Billionen Euro-Noten im Umlauf - 12,7 Billionen Brucken fur die heile Welt. Die Bilder auf Banknoten erzählen Geschichten und dienen dem Ruhm der Macht. Starke und glückliche Menschen gehen körperlicher Arbeit nach. Sie haben Zugang zu Bildung, leben in einer phantastischen Landschaft mit uppiger Tierwelt. In der Ikonografie tauchen oft gleichartige Motive auf und Grundmuster werden wiederholt. Die Darstellung von Menschen unterliegt Pathosformeln, der Gestik und Mimik wird eine universale Gültigkeit unterstellt. Tania Prill,Alberto Vieceli und Sebastian Cremers locken in Money " den Geist, der aus der Ornamentik der Banknoten spricht " (Walter Benjamin) und zeigen, mit welchen Bildern einem Stück Papier, das selbst keinen Wert darstellt, Wert aufgedruckt wird.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Schöne Banknoten
Ein Bildband zeigt wiederkehrende Motive

"Money makes the world go round", sang Liza Minelli im Musical "Cabaret". Geld aus aller Welt zeigt jetzt ein Prachtband aus der Schweizer Edition Patrick Frey, allerdings keine klingenden Münzen, sondern rund um den Globus gesammelte Banknoten. Das Buch hat Stallgeruch: Sein Verlag ist in der Züricher Limmatstrasse ansässig, unweit vom Finanzgeschehen in der Bahnhofstrasse. Kriterium für die Auswahl der Geldscheine war deren visuelle Besonderheit. Die Autoren Tania Prill, Alberto Viecelli und Sebastian Cremers suchten im Sinne von Walter Benjamin nach "dem Geist, der aus der Ornamentik von Banknoten spricht". Als Grafikdesigner wollten sie wissen, mit welchen Bildern und Symbolen Papiergeld über die Druckerpresse seine monetäre Bedeutung erlangt.

"Natürlich geht es hier um Machtdarstellungen", sagt das Trio. Sie erzählen, dass sie die Scheine im Verlauf von elf Jahren auf Reisen nach Deutschland, Frankreich und Italien, nach Iran, Syrien, dem Libanon, China und anderswohin sammelten. In den Wechselstuben habe man gestaunt, dass ihr Interesse nicht dem Wert der Noten oder den Seriennummern galt, sondern nur den Bildern auf den Vorder- und Rückseiten. Um nicht von der Optik dieser Bilder abzulenken, wurde die Auswahl im Buch so beschnitten, dass die aufgedruckten Zahlen und schriftlichen Hinweise nicht mehr zu sehen sind. Mit voller Absicht erscheinen nun lediglich die Bildmotive - ohne Länderangaben: "Wir wollten vermeiden, dass die Bilder den jeweiligen Ländern sofort zugeordnet werden können. Damit mehr auf die Bildwelten im Allgemeinen fokussiert werden kann und nicht auf das Zuordnen der Bilder zu den jeweiligen Ländern."

Der Text beschränkt sich deshalb auf zwei Sätze, in denen Geld als Mysterium und speziell Papiergeld als weltweites Objekt der Faszination ungeachtet seines geringen Materialwertes apostrophiert wird. Ansonsten wird der Betrachter mit der Fülle grob gerasterter, mal farbiger, mal schwarzweißer Geldschein-Illustrationen allein gelassen. Gezeigt wird eine Mixtur aus politischen Signalen, gekrönten Häuptern und nationalen Helden. Dazu durchgängig mit viel Patriotismus und Pathos idealisierte schöne Landschaften und Städte, glückliche Menschen, vor allem Schulkinder, Mütter und Werktätige, sowie exotische Tiere und Sagengestalten. Die Anmutung ist stets fröhlich und positiv. Motive und Grundmuster wiederholen sich nicht selten holzschnittartig. Oft erzählen die Bilder Märchen und Geschichten. Überall auf der Welt dienen Banknoten als Ausweis von Nationalstolz, Selbstverständnis und Machtanspruch.

Noch mehr Blickfang bietet im Inneren eine barbusige Schöne, die auf einem Hai reitet. Dass die Nackte mit den langen Haaren als Sagenfigur für die zum Britischen Empire gehörenden südpazifischen Cook Islands auf jedem Dollar dortiger Währung wirbt, erfahren wir nicht. Unweit dahinter ist auch Nils Holgersson zu sehen, hoch am Himmel auf dem Rücken seiner Gans. Die Brückenmetapher an anderer Stelle ist von den Euroscheinen vertraut. Als Visualisierung der europäischen Idee soll sie den Geist von Offenheit und Zusammenarbeit vermitteln.

Bleibt die Frage, wie lange es solch bilderreiches, eine "heile Welt" suggerierendes Papiergeld überhaupt noch geben wird. Offenbar macht die digitale Entwicklung eine sterbende Kultur daraus. So will die dänische Notenbank bekanntlich von Ende 2016 an keine neuen Geldscheine mehr drucken. Ähnliche Überlegungen gibt es auch in anderen Ländern, weil vor allem große Scheine gern für Steuervermeidung, Geldwäsche und illegale Geschäfte genutzt werden. Umso mehr Grund, das überkommene Papiergeld im Schweizer Bilderbuch noch einmal in aller Ruhe aus der Nähe zu betrachten, bevor es irgendwann von den Nationalbanken geschreddert wird.

ULLA FÖLSING

Tania Prill, Alberto Vieceli, Sebastian Cremers: Money. Edition Patrick Frey, Zürich 2015, 256 Seiten, 54 Euro

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