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Zwischen Wort und Bild
Die versammelten Essays des Dichters, Übersetzers, Kulturdiplomaten und Intendanten der Berliner Festspiele Joachim Sartorius umspielen in ihrem Titel die Troerinnen des Euripides: "Nie war ich im Inneren der Schiffe, aber ich weiß von Ihnen durch Worte, die ich hörte, und Bilder, die ich sah."
Die unveröffentlichten genauso wie die bereits erschienenen Essays von Joachim Sartorius durchqueren die Welt des Wortes (im ersten Teil: über Dichter) und die Welt des Bildes (im zweiten Teil: über Künstler). Schließlich schreibt Joachim Sartorius über Bilder und Sprache,
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Produktbeschreibung
Zwischen Wort und Bild

Die versammelten Essays des Dichters, Übersetzers, Kulturdiplomaten und Intendanten der Berliner Festspiele Joachim Sartorius umspielen in ihrem Titel die Troerinnen des Euripides: "Nie war ich im Inneren der Schiffe, aber ich weiß von Ihnen durch Worte, die ich hörte, und Bilder, die ich sah."

Die unveröffentlichten genauso wie die bereits erschienenen Essays von Joachim Sartorius durchqueren die Welt des Wortes (im ersten Teil: über Dichter) und die Welt des Bildes (im zweiten Teil: über Künstler). Schließlich schreibt Joachim Sartorius über Bilder und Sprache, über die wechselseitigen Berührungen. Die großen Namen der Literatur, die Freunde, treten auf: Cees Nooteboom, John Ashbery, William Carlos Williams oder Péter Nádas. Hinzu kommt die Laudatio auf den türkischen Autor Orhan Pamuk, Friedenspreisträger des Jahres 2005.
Autorenporträt
Joachim Sartorius, geboren 1946, wuchs in Tunis auf und lebt heute, nach langen Aufenthalten in New York, Istanbul und Nicosia, in Berlin. Seit 2001 leitet er die Berliner Festspiele. Sein lyrisches Werk, die sechs Gedichtbände ("Sage ich zu wem", "Der Tisch wird kalt", "Keiner gefriert anders", "In den ägyptischen Filmen", "Ich habe die Nacht" und "Hotel des Étrangers"), wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Er veröffentlichte mehrere, in Zusammenarbeit mit Künstlern wie Nan Goldin oder Emilio Vedova entstandene Bücher und ist Herausgeber der Werkausgaben von Malcolm Lowry und William Carlos Williams sowie der Anthologien "Atlas der neuen Poesie" (1995), "Minima Poetica" (1999) und "Alexandria Fata Morgana" (2001). Joachim Sartorius erhielt 1998 für seine Übersetzung amerikanischer Lyrik von John Ashbery und Wallace Stevens den Paul-Scheerbart-Preis und wurde mit zahlreichen Stipendien ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Auszeichnungen Paul-Scheerbart-Preis für die Übersetzung amerikanischer Lyrik von John Ashbery und Wallace Stevens 1998
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.09.2006

Joachim Sartorius preist große Männer

Der Typus des Diplomaten-Dichters wird in Deutschland wohl nur von Joachim Sartorius verkörpert. Die Laufbahn des in Tunis geborenen Autors, Übersetzers und Herausgebers begann als Kulturreferent und Vizekonsul in New York und führte über das Goethe-Institut zur Intendanz der Berliner Festspiele. In deren Rahmen kann man nun Dichter aus Ungarn, Arabien, China und von den Antillen hören. Reflex dieser alexandrinisch-weltumspannenden Aktivität sind Sartorius' gesammelte Reden, Vorworte und Essays, die um die Pole Dichtung und Malerei angeordnet sind.

In der Dichtung sind es vor allem die großen Amerikaner John Ashbery und W. C. Williams, für die sich Sartorius einsetzt, die in Deutschland nicht heimisch wurden. Ashberys "Tonspur eines Verstandes in kontinuierlicher Bewegung" bleibt immer wieder zu entdecken. Und ganz erstaunlich ist, daß das von Sartorius 1998 übersetzte Langgedicht "Paterson" beinahe unbemerkt blieb, obwohl es zum Verständnis der amerikanischen Kultur ebenso beiträgt wie "Preisen will ich die großen Männer" von James Agee (unser Foto), dem ein anderer Essay des Bandes gewidmet ist. Agees Text ist ein amerikanischer Klassiker, der eben nicht nur durch die zugehörigen Fotografien von Walker Evans im Gedächtnis zu bleiben verdient. Schriftsteller und Fotograf bereisten 1936 die amerikanischen Südstaaten, um dort das Landleben für das Magazin "Fortune" zu dokumentieren. Heraus kam ein bewegender Bericht über das Leben mehrerer Pächterfamilien, der jahrelang unpubliziert blieb, und leider ist das von Karin Graf 1989 übersetzte Buch auch schon lange wieder vom deutschen Buchmarkt verschwunden. Sartorius' zunächst als Nachwort erschienener Essay zeigt, wie wichtig Agees Buch wäre, um durch den Komplex von Not, Religiosität und Selbstkritik die europäischen Klischees von Amerika zurechtzurücken.

Erfolgreicher waren andere Texte, die Freunden aus Dichtung und Malerei gelten: Peter Nádas, Orhan Pamuk, Cees Nooteboom sind internationale Größen der Literatur wie etwa Nan Goldin und Horst Antes in der Kunst, mit denen zusammen Sartorius jeweils eigene Bücher produziert hat. Besonders eindringlich geraten sind die Porträts von zwei Autoren, die sich selbst zerstört haben: Malcolm Lowries flackernder Kampf des konstruktiven Intellekts mit dem Alkohol auch abseits seines berühmten "Unter dem Vulkan" wird von Sartorius auf wenige nicht minder flackernde Seiten gerafft, während er Drieu de la Rochelle eine Porträtstudie widmet. Der berühmteste intellektuelle französische Kollaborateur der NS-Zeit faszinierte bis zu seinem Selbstmord noch Geister wie Silvana Ocampo und André Malraux, und dieses Faszinosum herauszupräparieren gelingt Sartorius staunenswert. Wie aus überspanntem Verlangen nach Zärtlichkeit und eigenem Ungenügen ein Umschlag in den übelsten Totalitarismus erfolgt, stellt das Grundmuster des zwanzigsten Jahrhunderts dar.

Dieser Band des Schutzherrn vieler Dichter und Künstler bestätigt den Vorrang der poetischen Vielfalt aufs schönste.

THOMAS POISS

Joachim Sartorius: "Im Inneren der Schiffe. Zwischen Wort und Bild". DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2006. 260 S., geb., 22,90 .

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.08.2006

Erstaunlich, wen er alles kennt
Unter Dichtern und Freunden: Der Essayist Joachim Sartorius
Zwei Dutzend Prosastücke, einige davon hier zum ersten Mal veröffentlicht, bilden den schönen Sammelband, mit dem der DuMont Verlag seinem Autor zum 60. Geburtstag gratuliert. Er wird mit einem „Envoi” eröffnet, einem poetischen Geleitwort in Form einer großen Laudatio, beigesteuert vom Dichter und Freund Péter Nádas. Dessen Gedicht mit dem Titel „Wohin hefte ich meine Augen” in freien Zeilen von Akos Doma aus dem Ungarischen übersetzt, erinnert an die blühende Gattung der Lobgedichte, in denen die Dichter der Renaissance sich gegenseitig berühmt machten - und auch auf den Verlag fällt ein Strahl dieses Lichts: „Dumont ist zu danken / daß auch Ich habe die Nacht / alles andere als ein häßliches Buch ist”.
Das Geleitwort geht das Wagnis ein, trotz privater Freundschaft und kollegialer Wertschätzung mehr als ein nur subjektives Bild der Person Sartorius zu vermitteln: „wäre es nur möglich den Menschen und den Dichter zu trennen” - formuliert er, und bewundert natürlich gerade, dass es nicht möglich ist! Trotzdem sei es hier erlaubt, den Menschen seinen Freunden zu überlassen und den Dichter und Kritiker unter die Lupe zu nehmen. Was ihn auszeichnet und sofort anziehend macht, ist die offene Welt, in der er sich bewegt. Im „Nachspiel” (zwei Seiten aus der Rede, mit der er sich bei der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 2003 einführte) erinnert er selber, nun aber konkret und gar nicht metaphorisch, an das Mediterrane in seinen Gedichten „Immer wieder auch Verweise auf das Mittelmeer, weil ich dort - in Tunis, Istanbul und Zypern - fast ein Viertel meines Lebens verbracht habe.”
Um so auffälliger ist darum die Auswahl der Essays dieses Bandes mit seinen drei Kapiteln über Dichter, über Künstler, über Bilder und Sprache: Von den elf Studien zu „Dichtern” sind nicht weniger als fünf amerikanischen Autoren gewidmet! John Ashbery, zweimal William Carlos Williams, James Agee und Malcolm Lowry. Im dritten Kapitel steht ein Aufsatz „Zu den Wechselerhellungen von Poesie und Kunst am Beispiel von John Ashbery, Wallace Stevens und W.C. Williams”. Unter den Dichtern findet man noch Roberto Juarroz, Péter Nádas, Orhan Pamuk, Cees Nooteboom und den etwas aus dem Rahmen fallenden Pierre Drieu La Rochelle, der sich als Kollaborateur 1945 das Leben nahm.
Der Kulturagent als Poet
Diese Texte sind aus verschiedenen Anlässen, als Rezensionen oder Einführungen und Ankündigungen entstanden. Es sind Zeugnisse intensiven Umgangs, zum Teil auf persönlicher Bekanntschaft beruhend. Dass Sartorius John Ashbery und Wallace Stevens übersetzt hat, erlaubt ihm, fast aus der Autorperspektive zu sprechen. Konsequent zitiert er darum die Dichter auch in deutscher Übersetzung. Das ist ein kräftiges Plädoyer, auch die Poesie über ihre Sprachgrenzen und damit über ihr angestammtes Publikum hinaus zu treiben in die ganze Welt. Natürlich bleibt auch für Joachim Sartorius etwas Unübersetzbares in der Poesie. Aber wenn Poesie schon nicht so kongenial übersetzt werden kann wie Roman und Drama, so kann sie doch poetisch vermittelt werden. Sartorius gehört zu den immer zahlreicher werdenden Dichtern, die ihre Kunst in den Dienst einer solchen Welt-Poesie stellen.
Wen und was er alles kennt! Wird es eine Leserin oder einen Leser geben, die bei so vielen bekannten und weniger bekannten Namen keinen Nachholbedarf spüren? Im „Nachspiel” fragt er sich auch, ob die beiden Sphären seines Lebens, die berufliche und die poetische, sich beeinflussen. Vielleicht nicht direkt, aber es gibt wohl auch keinen besseren Beruf als den Kulturagenten in seinen vielfältigen Facetten, wenn ein wissensdurstiger Dichter ganz auf der Höhe seiner Zeit sein möchte.
Im dritten Kapitel „Über Bilder und Sprache” steht neben zwei neuen „Bildgedichten” auch noch einmal „Auf ein altes Bild”: „Fülle zu zeigen, die verschwinden kann, / wie sie erschienen ist. In diesem Bild, / reglos, ach, verschwendet sie sich.” Es gehört eine Portion Unerschrockenheit dazu, heutzutage die poetische Partikel „ach” zu verwenden; und gar das Biedermeier als Referenz zu wählen, kommt einer Herausforderung gleich. Mörikes „Auf eine Lampe” tönt hier fein, aber unüberhörbar hindurch. Damals, so sagt man, hätten die Dichter sich aufs Kleine und Nahe zurückgezogen, weil die große Welt ihnen aus politischen Gründen versagt war - das ist heute gewiss nicht mehr so, und schon gar nicht für den weit herumgekommenen Dichter Sartorius. Sein Bildgedicht ist auch kein Rückzug, sondern die diskrete, aber bestimmte Erinnerung daran, dass es heute aus Gründen medialer Überschwemmung schwer geworden ist, das Gelungene und die Nuance zu schätzen. Von den beiden neuen Bildgedichten ist „Pan und Syrinx”, wo Rubens zu Jan Brueghel d.Ä. spricht, viel lockerer und freundlich ironisch, während das andere, „Das Gemälde vom Reiskuchen”, sich gefährlich weit vorwagt mit dem Bekenntnis: „ ... Jetzt wissen wir, / warum nur manche Dinge Anmut in sich halten können, / und daß - ein solches Bild zu malen - nur möglich ist, / wenn in ihm die Liebe ist, vom Bild selbst ausgeschüttet” - mit Mörikes Worten: „,ein Kunstgebild’ der echten Art”!
HANS-HERBERT RÄKEL
JOACHIM SATORIUS: Das Innere der Schiffe. Zwischen Wort und Bild. DuMont Verlag, Köln 2006. 259 Seiten, 22,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Erfreut berichtet Rezensent Hans-Herbert Räkel von diesem Band mit zwei Dutzend zum Teil bisher unveröffentlichten Prosastücken des Essayisten Joachim Sartorius, mit dem der Dumont Verlag seinen Autor zum 60. Geburtstag ehrt. Der in drei Abschnitte - über Dichter, über Künstler sowie über Bilder und Sprache - unterteilte Band vermittelt nach Ansicht Räkels einen gelungenen Überblick über das vielfältige Schaffen von Sartorius. Besonders die Studien über Schriftsteller wie John Ashbery, William Carlos Williams, James Agee und Malcolm Lowry, Roberto Juarroz, Peter Nadas, Orhan Pamuk und Cees Nooteboom haben es Räkel angetan, bezeugen sie für ihn doch Sartorius' "intensiven Umgang" mit genannten Autoren. Und überhaupt: "Wen und was er alles kennt!". Räkels Einschätzung nach dürfte es kaum einen Leser geben, der angesichts dieser Fülle keinen Nachholbedarf verspürt.

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