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Tells the global history of comics from 1968 through to the present day. This book contextualizes the crucial modern period within the art forms broader history and offers a description of the more fluid, international and digital scene that is the mediums likely future.

Produktbeschreibung
Tells the global history of comics from 1968 through to the present day. This book contextualizes the crucial modern period within the art forms broader history and offers a description of the more fluid, international and digital scene that is the mediums likely future.
Autorenporträt
Dan Mazur is the co-founder of The Boston Comics Roundtable, and co-director of the Massachusetts Independent Comics Expo.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.07.2014

Seht her, was wir machen, ist Kunst!
Eine Pionierarbeit: Dan Mazur und Alexander Danner präsentieren eine Geschichte
der Comics, die wissenschaftliche Standards mit gediegener Buchgestaltung kombiniert
VON CHRISTIAN WELZBACHER
Die Gründe dafür, warum eine Kunstform zu einem bestimmten Zeitpunkt gesellschaftliche Relevanz entfaltet, sind oft schwer zu fassen. Gleichwohl erscheint es dem Leser sofort plausibel, dass Dan Mazur und Alexander Danner ihre fulminante Geschichte der Comics im Jahr 1968 beginnen lassen. Denn die erste Nummer von Robert Crumbs Magazin Zap markiert den Beginn einer neuen Ära, mit dem sich die damals omnipräsenten „Strips“ massiv mauserten.
  Inhaltlich räumte der Kalifornier Crumb mit dem banalen Trash für Kinder („Superhelden“) auf. Er servierte einem adulten Leserpublikum den starken Tobak seiner eigenen übersteigerten Lebenswirklichkeit: psychische Derangiertheit, sexuelle Obsession, gesellschaftlicher Verfall. Politisch gesehen mischte er sich damit – auf eine vom Staat bald als „gefährlich“ gebrandmarkte Weise – direkt in die Zeitdebatten ein. Formal gesehen wiederum verarbeitete Crumb historische Gattungsbezüge. Er entlehnte seinen Zeichenstil den Bildgeschichten der Zwanziger- und Dreißigerjahre, absorbierte und persiflierte damit die Geschichte des Mediums gleichermaßen. Crumb schrieb so dem Comic, ganz im doppelten Sinne, ein bis dahin ungekanntes Selbst-Bewusstsein ein, das die Zeichner und Texter nie wieder verlassen sollte: Seht her, was wir machen, ist Kunst!
  Von hier aus erzählen Mazur/Danner die „globale“ Entwicklung der letzten viereinhalb Jahrzehnte in großen Linien, indem sie sich den Machern an die Fersen heften: als Künstler-, genauer als Kunstgeschichte des Comics, die wissenschaftliche Standards (Literaturliste, Künstler- und Titelregister inklusive) mit gediegener Buchgestaltung (großformatig, üppig illustriert) kombiniert. „Global“ allerdings bedeutet schon aus Platzgründen nicht die ganze Welt, sondern die Epizentren des Comics in Europa, Japan und den USA – und die jeweils wechselseitigen Einflüsse.
  Nach Crumb und den Folgen wenden sich die Autoren – beide stammen aus dem comicaffinen Milieu Bostons – zunächst der Politisierung des Mangas und den Alternativbewegungen in Frankreich und Belgien, Italien und Spanien zu. Wir werden Zeuge, wie exportierte Mangas die amerikanische Erzähltechnik und Bildmontage dynamisieren; wie Franzosen und Italiener Helden von eigenem Format erfinden (allen voran: Hugo Pratts legendärer Corto Maltese); wie die Frauenbewegung ihre Comicszene ausbildet; wie neue experimentelle Magazine ( Pilote , Métal hurlante , Alterlinus ) entstehen, distribuiert über neuartige Comicläden; wie schließlich die ersten Epen auf den Markt kommen, Vorstufen der heute marktbeherrschenden Graphic Novels.
  Art Spiegelmans „Maus“ markiert den nächsten Höhepunkt der Comicgeschichte. 1992 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet, war die Holocaust-Geschichte jener Paukenschlag, der dem breiten Publikum offenbarte, dass Crumbs ein Vierteljahrhundert früher formulierter Anspruch keineswegs zu hoch gegriffen war.
  Ruft man sich die Definitions- und Emanzipationsprozesse des Comics vom Unterhaltungskitsch zur Kunstform in Erinnerung, so fühlt man sich auf Schritt und Tritt an den Film erinnert. Nicht nur, dass dieser etwa gleichzeitig mit dem gezeichneten „Strip“ entstand, verwandte Techniken der Bildmontage entwickelte, sich in Genres gliederte und, von Ausnahmen abgesehen, die ersten sechzig Jahre seiner Existenz als niederes Entertainment galt.
  Frappierend sind auch die Analogien nach 1968, wie beim „New Hollywood“ die großen Studios versuchten, die Konzernverlage DC, EC und Marvel sich durch thematische Neuausrichtung und den Einkauf frischer Kräfte aus dem Alternativmilieu zu erneuern. Wie in der Nouvelle vague wurde „Autorschaft“ ein großes Thema; Geschichten und Bilder gerieten zunehmend in den Sog medialer Selbstreferentialität; die Zeichner dekonstruierten die Gesetze der Narration. Umso erstaunlicher, dass das vielschichtige Verhältnis von Comic und Film in Mazur/Danners Geschichte keine nennenswerte Rolle spielt – obwohl sich in den letzten Jahren die Wahrnehmung von Comics doch gerade durch den Film weiter popularisiert hat. Marjane Satrapis Bildroman „Persepolis“ (ab 2000), erneut ein Meisterstück des politischen Comics und Beispiel für den Boom der (Auto-)Biografie, hat durch seine Verfilmung ein Millionenpublikum erreicht. Oder Matt Groening, der seit 1980 im Los Angeles Reader den Strip „Life in Hell“ zeichnete und bald mit den „Simpsons“ zum TV-Star wurde. Dann der erste echt globalisierte Comickünstler Jean Giraud, der in den Siebzigern als Moebius von Frankreich aus den Science-Fiction-Comics revolutionierte und als Set- und Kostümdesigner für Hollywood arbeitete: An „Dune“, „Tron“ und vor allem „Alien“ war er beteiligt.
  Natürlich lässt sich an einem Buch, das sich der Geschichte des Comics so umfassend nähert, manche Gewichtung, Auswahl oder Fehlstelle bekritteln. Es wäre indes unfair, übers Erbsenzählen das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Wir haben es hier mit einer Pionierarbeit zu tun, einem Grundlagenwerk. Dass dabei nicht nur eine materialreiche, sondern auch eine anschauliche und – das Wichtigste – anregende Darstellung gelungen ist, kann man eigentlich gar nicht genug loben. Es bleibt zu hoffen, dass auf dieser Basis „kritische“ Studien entstehen, die einige der hier eher kursorisch abgehandelten Aspekte, etwa die wirtschaftlichen Zusammenhänge (denn Comics sind, auch, ein Millionengeschäft), aufgreifen und ähnlich gründlich durchdringen, wie es im vorliegenden Band mit der Comic-Kunst geschieht.  
Dan Mazur, Alexander Danner: Comics. A Global History, 1968 to the Present. Thames & Hudson Ltd, London, 2014. 320 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 19,95 brit. Pfund.
Die Emanzipation des Comics zur
Kunstform ähnelt dem Aufstieg
des etwa gleichaltrigen Films
(Alt)meisterlich – und wie die Vorlage für einen Science-Fiction-Film: Panel aus „Arzach“ von Moebius.
Foto:  Les Humanoides Associés/Cross Cult 2014
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