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Der Amoklauf eines Irren, der nie geschnappt wurde; der unfassbare Chiffre-Killer, der das ganze Land in Angst und Schrecken versetzte - Amerikas Gegenstück zu Jack the Ripper. Wie viele Morde der wohl legendärste Serienmörder der USA wirklich beging, wird vermutlich nie ans Licht kommen. In Anlehnung an die wahre Geschichte dieses Serienmörders, der den Großraum San Francisco in Atem hielt und jahrzehntelang die Behörden in vier Verwaltungsbezirken mit seinen Chiffren und Briefen verspottete, inszenierte David Fincher den Thriller "ZODIAC- DIE SPUR DES KILLERS". Vier Männer sind von der Jagd…mehr

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Produktbeschreibung
Der Amoklauf eines Irren, der nie geschnappt wurde; der unfassbare Chiffre-Killer, der das ganze Land in Angst und Schrecken versetzte - Amerikas Gegenstück zu Jack the Ripper. Wie viele Morde der wohl legendärste Serienmörder der USA wirklich beging, wird vermutlich nie ans Licht kommen. In Anlehnung an die wahre Geschichte dieses Serienmörders, der den Großraum San Francisco in Atem hielt und jahrzehntelang die Behörden in vier Verwaltungsbezirken mit seinen Chiffren und Briefen verspottete, inszenierte David Fincher den Thriller "ZODIAC- DIE SPUR DES KILLERS". Vier Männer sind von der Jagd auf den Jäger besessen - diese Besessenheit verändert sie völlig und macht sie zu Gespenstern ihrer selbst: Die endlosen Hinweise, die der Killer hinterlässt, dominieren ihr Leben - und zerstören es.

Bonusmaterial

- Dokumentation: This is Zodiac - Trailer: Zodiac Director`s Cut Trailer - Coming in 2008, Blood Diamond, 300
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.05.2007

Alles vergebens
In David Finchers "Zodiac - Die Spur des Killers" gibt es keine Erlösung

Was ein Bild im Kino bedeutet, erklärt das nächste Bild. Erst ein Gesicht, dann ein Teller Suppe - und jeder wird aus diesem Gesicht ein Hungergefühl herauslesen. Folgt auf das Gesicht das Bild eines Sarges oder eines kleinen Mädchens, denkt man an Trauer oder Zuneigung. Das ist der Kuleschow-Effekt, benannt nach dem sowjetischen Regisseur, der vor fast achtzig Jahren die Wirkung der Montage erforschte, und er funktioniert im Prinzip noch immer, weil in der Wahrnehmung der bewegten Bilder alles von dem abhängt, was wir zu wissen glauben.

In "Zodiac" fährt in den ersten Bildern ein Auto eine nächtliche Straße entlang, und wir blicken mit der Kamera durchs Beifahrerfenster. Es ist der 4. Juli 1969, der amerikanische Nationalfeiertag, Feuerwerkskörper erleuchten den Himmel, Menschen lärmen in den Vorgärten, und wenn man auch nicht viel mehr weiß, als dass es sich um einen Film von David Fincher handelt, so liegt über dieser Szene doch das Flair des Unheimlichen. Dann steigt ein junger Mann in das Auto, er fährt mit der jungen Frau, die am Steuer sitzt, auf einen einsamen Parkplatz, und man weiß, dass etwas passieren wird, etwas anderes als ein hastiges Petting. Die Frau wird erschossen, von einem Mann, dessen Gesicht nicht zu erkennen ist, der Junge überlebt, schwer verwundet.

Das ist die zweite Tat des Killers, der sich selbst "Zodiac" nannte. Und was man in diesen ersten Sekunden gesehen hat, das ist so etwas wie der Fincher-Effekt. Er macht sich unseren konditionierten Blick zunutze, er führt ihn in die Irre und gibt ihm doch recht. Es war nicht der Blick des Killers - und doch endet die Sequenz tödlich. In "Zodiac" dreht sich alles um solche Konditionierungen, um Täuschungen und Enttäuschungen, um Schein und Wahrscheinlichkeit, und es ist David Finchers bislang subtilster Film, weil er nicht einfach die Muskeln spielen lässt, weil er nicht einfach Thrill erzeugt und mit den Erwartungen der Zuschauer spielt, wie er das in "Seven" getan hat oder in "Fight Club", der mittendrin den ersten Teil der Story als eine Halluzination des Helden erscheinen ließ.

Mörder und Medien

"Zodiac" ist die Geschichte einer Ermittlung und damit die Geschichte einer Obsession; aber nicht der Obsession eines Killers, der am Ende zur Strecke gebracht würde. Es ist ein Dokudrama über die Jagd auf einen Serienmörder, der längst seinen Platz in der populären Mythologie Amerikas hat. "Das Erstaunliche an Zodiac", hat Fincher in einem Interview gesagt, "ist nicht, was er getan hat, sondern welchen Hype er veranstaltet hat." Zodiac ist ein Medienprodukt, weil er in seinem Geltungsdrang die Medienöffentlichkeit suchte, weil er als Mörder zugleich ein Star sein wollte und in einem Bekennerschreiben fragte: "Ich warte auf einen guten Film über mich. Wer wird mich spielen?"

Vielleicht hat David Fincher, der zu Zeiten des Zodiac-Killers in der Bay Area aufwuchs, rund um San Francisco, wo Zodiac seine blutige Spur hinterließ, vielleicht hat der 44-Jährige auch ein wenig daran geglaubt, durch die akribische Rekonstruktion der Ermittlungen den Mörder doch noch zu überführen. Immerhin gibt es ja einen Dokumentarfilm von Errol Morris, "The Thin Blue Line" (1988), der den Weg eines Mannes in die Todeszelle minutiös nachzeichnete - mit dem Ergebnis, dass der ganze Fall noch einmal aufgerollt und ein Justizirrtum aufgeklärt wurde.

In seinem Zugriff zumindest ist Fincher näher an der Dokumentation als an einem Roman wie James Ellroys "Schwarze Dahlie" (und dessen Verfilmung durch Brian De Palma). So besessen war Ellroy von dem ungelösten Mordfall aus dem Jahr 1947, dass er ihn zumindest in der Fiktion aufklären musste. Das ist natürlich legitim, aber Finchers Obsession ist anderer Art. Sein Film stützt sich auf zwei Bücher von Robert Graysmith, der damals Karikaturist beim "San Francisco Chronicle" war; zunächst ein neugieriger Zaungast des Geschehens, der alles aufsog, was mit dem Killer zu tun hatte, während er Nixon-Nasen aufs Papier zeichnete, und der später vollends in den Sog von Zodiac geriet, der die Ermittlungen auf eigene Faust fortzuführen versuchte und im Laufe der Jahre die zwei Bücher darüber geschrieben hat, die ihn bekannter gemacht haben als seine Cartoons.

Im Film spielt Jake Gyllenhaal diesen Graysmith - als einen Nerd, einen unsicheren jungen Mann, dessen Leben durch die Suche nach dem Killer aus der Spur gerät, der mit seinen Recherchen anfängt, als der Polizeireporter (Robert Downey jr.) und die beiden Polizisten (Mark Ruffalo und Anthony Edwards) längst die Hoffnung aufgegeben haben. Der Reporter kämpft erfolglos mit dem Alkohol, der eine Polizist lässt sich frustriert versetzen, der andere bekommt eine Dienstaufsichtsbeschwerde, weil man ihn verdächtigt, einen Brief des Killers gefälscht zu haben, um die Ermittlungen weiterführen zu können. Und Graysmith vergräbt sich in seine Aufzeichnungen, bis seine Frau ihn samt den Kindern verlässt.

Spuren und Sackgassen

Zum ersten Mal zeigt Fincher nicht nur, was für ein toller Stilist er ist; er findet stattdessen einen Stil, welcher der Geschichte angemessen ist. Es ist eine Welt in dunklen Brauntönen, dazwischen das triste Grau der Flure in der Redaktion des "Chronicle" und im Polizeipräsidium; allenfalls ein bisschen Gelb lässt Fincher noch zu. Der Film zeigt all die vergeblichen Nachforschungen, man sieht verheißungsvolle Spuren erkalten, sieht Verhöre und die Berge von Papier, die sich im Laufe der Ermittlung auftürmen.

Es hilft nicht viel, dass die erste Botschaft des Killers entziffert wird - ein Buchstabensalat voller Zeichen, ein Rätsel mit schlechter Rechtschreibung. "Ich liebe es Menschen zu töten weil es solchen Spaß macht es macht mehr Spaß als Wild im Wald zu töten weil der Mensch das gefährlichste Tier ist" - so steht es da, ein Lehrerehepaar kann den Text entziffern, doch dann geschehen weitere Morde, die sich Zodiac zuschreiben lassen, weil es Überlebende gab. Und Fincher, der in "Seven" die Opfer des Serienmörders wie bizarre Skulpturen arrangierte, geht hier mit einer Nüchternheit zu Werke, die erst den ganzen Schrecken erzeugt.

Der Taxifahrer, das dritte Opfer des Zodiacs, existiert erst nur als Luftbild seines Fahrzeugs, das sich in Bewegung setzt, aus dem Autoradio dringen Stimmen, die über den Killer reden, und auf einmal ist die Kamera mitten im Taxi, wenn Zodiac den Fahrer erschießt. So sind die Medien allgegenwärtig, als Teil einer Inszenierung, in welcher der Killer zum unsichtbaren Regisseur wird. Und noch aus der Kino-Karriere des Zodiacs gewinnt Fincher eine Pointe. Als Graysmith und einer der Polizisten sich 1971 nach der Premiere des ersten "Dirty Harry"-Films, in dem es um einen Killer namens Scorpio geht, im Kinofoyer treffen, sagt der Karikaturist: "Sie werden ihn fassen", und der Polizist erwidert resigniert: "Nein, sie drehen ja schon Filme über ihn."

"Zodiac" ist kein Film, für den man sich erwärmen oder von dem man schwärmen könnte. Er hat die eisige Kälte der Vergeblichkeit, er lässt offen, was ungeklärt ist, er insinuiert nicht einmal, wer der Täter war, auch wenn Robert Graysmith auf einem Verdächtigen beharrt und der Film diesen Mann so zeigt, dass der Verdacht plausibel wirkt. Statt sich mit großer spekulativer Geste als des Rätsels Lösung zu präsentieren wie, nur zum Beispiel, Oliver Stones "JFK", endet "Zodiac" damit, dass der Hauptverdächtige stirbt und eine Jahre später durchgeführte DNS-Analyse keine weiteren Indizien liefert.

Bis zum Schluss hat Fincher auf kleiner Flamme die Erwartung am Leben gehalten, der Täter werde womöglich doch noch überführt, weil ein solches Finale nun mal zum Bauplan jedes Hollywood-Thrillers gehört; dass der Film mit einem Fragezeichen und einem nüchternen Abspanntext aufhört, das ist ein Triumph, der Fincher in seinen Genrefilmen versagt geblieben ist, weil er dort irgendwann, wie widerwillig und gewunden auch immer, eine Lösung liefern musste. Und wo ein David Lynch in "Inland Empire" alle Spuren einer Story mutwillig verwischte, breitet Fincher alles aus, was man von einer Story nur wissen und logisch erschließen kann - und hinterlässt in dieser Transparenz das größere Rätsel.

PETER KÖRTE

Ab Donnerstag im Kino

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