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Benjamin Ford (Robert de Niro) ist ein ehemaliger amerikanischer Soldat. Er hat sich mittlerweile in eine abgelegene Hütte der Rocky Mountains zurückgezogen, um die schmerzhaften Erinnerungen an den Kriegseinsatz in Bosnien zu vergessen. Alles ist harmonisch bis eines Tages Emil Kovac (John Travolta) auftaucht. Der ehemalige serbische Soldat hat Ford ausfindig gemacht, um eine alte Rechnung zu begleichen. Es folgt ein unerbittliches Katz-und-Maus-Spiel, in dem Ford und Kovac ihren eigenen ganz persönlichen Krieg bis an die Grenzen ihrer Psyche und Physis führen ...
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Produktbeschreibung
Benjamin Ford (Robert de Niro) ist ein ehemaliger amerikanischer Soldat. Er hat sich mittlerweile in eine abgelegene Hütte der Rocky Mountains zurückgezogen, um die schmerzhaften Erinnerungen an den Kriegseinsatz in Bosnien zu vergessen. Alles ist harmonisch bis eines Tages Emil Kovac (John Travolta) auftaucht. Der ehemalige serbische Soldat hat Ford ausfindig gemacht, um eine alte Rechnung zu begleichen. Es folgt ein unerbittliches Katz-und-Maus-Spiel, in dem Ford und Kovac ihren eigenen ganz persönlichen Krieg bis an die Grenzen ihrer Psyche und Physis führen ...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2013

Zwei Stunden Vorbereitung auf die Befreiung

Travolta trimmt sich, doch sein Film ist nicht fit: Sonst aber zeigt sich das unabhängige amerikanische Kino beim Festival im französischen Deauville von seiner starken Seite.

DEAUVILLE, im September

Blockbuster in der Bredouille? Hollywood mit seinem Latein am Ende? Viel war jüngst von einer Krise des amerikanischen Kinos zu lesen, von stupiden Spezialeffekt-Spektakeln, die von Kritikern verrissen und vom Publikum verschmäht wurden. Doch es gibt sie noch, die guten Filme aus den Vereinigten Staaten - sie finden nur oft keine Verleiher.

Darum pilgern zahlreiche Amerikaner jedes Jahr im September nach Frankreich, zum Festival von Deauville: Hier bekommen sie Independent-Kinoperlen zu sehen, die in ihrer Heimat nie das Licht der Leinwand erblicken. Auch diesmal bot der Wettbewerb des Filmfests erstaunliche Entdeckungen, obgleich fast alle Regisseure das düstere Bild einer von omnipräsenter Gewalt und sozialen Missständen gebeutelten Gesellschaft zeichneten: Man konnte den Eindruck gewinnen, Amerika wäre von wilden Wesen bevölkert, die mehrheitlich in Wohnwagen hausen, ums nackte Überleben kämpfen und sich gegenseitig den Schädel einschlagen wollen.

Dabei sind die meisten Wettbewerbsbeiträge tief in der amerikanischen Provinz verwurzelt. So entführte uns der Gewinnerfilm "Night Moves" in die Wälder von Oregon: Hier sprengen drei radikale Umweltschützer, gespielt von Jesse Eisenberg, Dakota Fanning und Peter Sarsgaard, den Staudamm eines Wasserkraftwerks, kommen aber mit den unvorhergesehenen Folgen ihres Gewaltakts nicht zurecht und drohen an Schuldgefühlen, Panik und Paranoia zu zerbrechen. Trotz eingestreuter Suspense-Elemente bleibt die Regisseurin Kelly Reichardt (bekanntgeworden durch "Meek's Cutoff") in dieser hochaktuellen Reflexion über Idealismus und Aktionismus ihrem unverwechselbaren Stil treu: dem ruhigen Bilderrhythmus, der minimalistischen, elliptischen Erzählweise, dem kühlen Blick aufs Geschehen. Mit dem fesselnden Anti-Thriller prämierte die Jury das Werk einer engagierten Autorenfilmerin, dem eine weltweite Kino-Auswertung zu wünschen ist.

Unter Kinofans hat sich auch längst herumgesprochen, dass man in Deauville den Filmstars so nahe kommt wie sonst kaum irgendwo sonst auf der Welt. Besonders zugänglich zeigte sich John Travolta, der bereits 1978 bei der "Grease"-Premiere in Deauville durch einen heißen Tanz mit Olivia Newton-John den roten Teppich entflammt hatte: Nun, 35 Jahre später, schrieb er stundenlang Autogramme, ließ sich geduldig mit seinen Fans fotografieren und trainierte gemeinsam mit anderen Gästen im Fitnessraum des Hotels.

Schade nur, dass Travolta ausgerechnet den haarsträubendsten Film des Festivals im Gepäck hatte: die Folter-Farce "Killing Season". Darin mimt er mit bizarrem Bart und dubiosem Balkan-Akzent einen serbischen Veteranen des Bosnienkrieges, der sich grausam an einem amerikanischen Ex-Soldaten rächt, den Robert De Niro mit müder Routine verkörpert. Immerhin verzückte Travolta das Publikum bei der Entgegennahme des Ehrenpreises mit einer Dankesrede, die er in charmant gebrochenem Französisch vortrug.

Irritierend war allerdings, dass Travolta sich dafür eine übertrieben üppige, mehr schlecht als recht sitzende Perücke aufgesetzt hatte. Damit weckte er - wohl unabsichtlich - Erinnerungen an den Eröffnungsfilm des Festivals: an "Behind the Candelabra", Steven Soderberghs nächste Woche auch in Deutschland anlaufende Filmbiographie des schrillen Vollblut-Entertainers und Perückenträgers Liberace. Die Ovationen, mit denen dieser Film in Deauville gefeiert wurde, waren eine sichtliche Genugtuung für den Regisseur: Trotz der beiden Schauspieler-Zugpferde Michael Douglas und Matt Damon war kein Hollywood-Studio bereit gewesen, die Geschichte über die Liebe zwischen zwei Männern zu finanzieren. Schließlich erbarmte sich der Kabelfernsehsender HBO - der Film kam nie in die amerikanischen Kinos, erzielte aber Rekord-Einschaltquoten und ist nun für fünfzehn Emmys nominiert. Dieser Fall sei ein Beweis für die Feigheit der Studio-Bosse, schimpfte der Liberace-Darsteller Douglas in Deauville: "Vor dreißig Jahren hat man in Hollywood noch Talente erkannt und gefördert, doch im heutigen Filmbusiness ist Talent überhaupt nicht mehr gefragt."

Soderbergh hat die Konsequenzen gezogen - er bekräftigte während des Festivals, dass er keinen Kinofilm mehr drehen, sondern nur noch fürs Fernsehen arbeiten werde: "Da findet man noch mutige Macher, da werden die interessanten Projekte verwirklicht." In dieselbe Kerbe hieb Vince Gilligan, der Schöpfer der preisgekrönten Fernsehserie "Breaking Bad", der in Deauville einen Meisterkurs gab. Mit Hollywood-Studios verbinde er grauenhafte Erinnerungen, sagte er: "Das Drehbuch zu dem Will-Smith-Film ,Hancock' musste ich fast dreißigmal umschreiben." Beim Fernsehen hingegen genieße er sämtliche Freiheiten: "Niemand versucht, mich zu bremsen oder zu zensieren." Dort habe man ihn stets unterstützt beim "Breaking Bad"-Experiment, einen anfangs sympathischen Serienhelden langsam in einen ultrafiesen Kriminellen zu verwandeln. Im Übrigen würden sich die Arbeitsweisen beim Fernsehen und beim Kino heute kaum mehr unterscheiden: "Nur die Wohnwagen der Filmstars sind noch etwas größer!"

Dass man auch als Ausländer bei amerikanischen Koproduktionen eine persönliche Handschrift wahren kann, zeigte der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho ("Mother", "The Host") mit dem Abschlussfilm des Festivals: Seine poetische Polit-Parabel "Snowpiercer" basiert locker auf dem Comicroman "Le Transperceneige" ("Schneekreuzer") von Jacques Lob und Jean-Marc Rochette. Bong entwirft eine postapokalyptische Zweiklassengesellschaft - er erzählt von den letzten Überlebenden einer Klimakatastrophe, die dazu verdammt sind, auf ewig in einem infernalischen Arche-Noah-Zug rund um den vereisten Erdball zu rasen. Sein erster englischsprachiger Film vereint Stars wie Ed Harris, Chris Evans, John Hurt oder Tilda Swinton, die mit ansteckender Spiellust eine eiskalte Despotin hinlegt: eine herrliche Mischung aus gruseliger Schuldirektorin und Chaplins großem Diktator.

Bongs smarter Science-Fiction-Thriller, bei seiner internationalen Premiere in Deauville ausgiebig bejubelt, ist bereits in 167 Länder verkauft - nur in Deutschland hat er noch keinen Verleih. Das wird sich hoffentlich noch ändern, denn das einfallsreiche bildgewaltige Spektakel gehört auf die große Leinwand. Ärger droht Bong aber in den Vereinigten Staaten: Sein amerikanischer Vertrieb will den zweistündigen Film um zwanzig Minuten kürzen, wogegen Tilda Swinton in Deauville scharf protestierte. "Snowpiercer" habe einen wunderbaren therapeutischen Effekt: "Nach zwei Stunden in der klaustrophobischen Enge des Zuges hat man beim Verlassen des Kinos das Gefühl, frei zu sein und sein Leben ändern zu können." Jeder habe das Recht auf solche zwei Stunden Aversionstherapie, betonte Tilda Swinton. "Wohlgemerkt: zwei Stunden. Nicht etwa eine Stunde und vierzig Minuten!"

MARCO SCHMIDT

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