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18 Monate kämpft Mike Deerfield im Irak, überlebt den Krieg, wird aber nach seiner Rückkehr in die Heimat plötzlich vermisst. Mikes Vater (Tommy Lee Jones), stellt an Mikes Armeestützpunkt Nachforschungen an, um das Verschwinden seines Sohnes aufzuklären. Mit Unterstützung von Det. Emily Sanders (Charlize Theron) kommt er einem Netz aus Korruption und Lügen auf die Spur.
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- Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Making Of - Interviews

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Produktbeschreibung
18 Monate kämpft Mike Deerfield im Irak, überlebt den Krieg, wird aber nach seiner Rückkehr in die Heimat plötzlich vermisst. Mikes Vater (Tommy Lee Jones), stellt an Mikes Armeestützpunkt Nachforschungen an, um das Verschwinden seines Sohnes aufzuklären. Mit Unterstützung von Det. Emily Sanders (Charlize Theron) kommt er einem Netz aus Korruption und Lügen auf die Spur.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2008

Die Einsamkeit des Patrioten
"Im Tal von Elah": Paul Haggis' Film erzählt von Amerika in Kriegszeiten

Gute Ratschläge sind alles, was ein Vater seinem Sohn in den Krieg mitgeben kann. Für die kalten Nachtwachen in Bosnien empfiehlt sich eine Strumpfhose, auch wenn das unmännlich erscheinen mag. "Du darfst dich nur nicht damit erschießen lassen, das wäre peinlich." Es sind Worte aus der Verlegenheit, die einen Abschied begleiten. Später aber, wenn der Sohn nicht mehr aus dem Krieg nach Hause kommt, bekommen diese Worte einen anderen, einen zärtlichen Klang. Wehmütig werden die guten Ratschläge erinnert. Aber was sind Strumpfhosen gegen die Gefahren des Kriegs?

Hank Deerfield, der Vater, den Tommy Lee Jones in dem Film "Im Tal von Elah" von Paul Haggis spielt, war selbst Soldat. Er hat in Vietnam gekämpft, er hat einen Sohn bei einem Hubschrauberunglück verloren und Mike, seinen jüngeren, nach Bosnien gehen sehen und später in den Irak. Von dort ist er zwar wieder zurückgekommen, er hat die Heimkehr aber nicht lange überlebt. Unweit eines Truppenstützpunkts in New Mexico wird die Leiche von Mike Deerfield gefunden - er ist verkohlt wie ein Bombenopfer, sein Tod ist allerdings auf Verletzungen durch ein Messer zurückzuführen. Jemand muss wie wild auf ihn eingestochen haben. Ein Fall für die Kriminalpolizei, oder ein Fall für die Militärpolizei?

Für den Regisseur und Autor Paul Haggis ist der Tod von Mike Deerfield in erster Linie ein Fall für den Vater. Er vertritt jenes bessere Amerika, um das es in dem Film geht - Zivilcourage gegen Befehlsgewalt, Wahrheit gegen Lüge, Trauer gegen Zynismus. Zuerst will Hank nur das Zimmer sehen, in dem sein Sohn seine letzten Nächte verbracht hat, in Fort Rudd in New Mexico. In der Schublade findet er das Mobiltelefon von Mike, das er in einem unbeobachteten Moment an sich bringt. Hier entdeckt er - in den auf dem Telefon gespeicherten Videoaufnahmen - erste konkrete Anhaltspunkte dafür, was die Soldaten im Irak erlebt haben und was seinen Sohn dazu gebracht haben könnte, dass er eines Tages während eines Anrufs deutliche Zeichen eines Zusammenbruchs erkennen ließ: "Hol mich hier raus, Vater."

Das Versäumnis, das Hank Deerfield damals auf sich geladen hat, als er nichts tun konnte in Monroe, Texas, viele tausend Meilen vom Einsatzort seines Sohnes entfernt, diese Schuld arbeitet er nun ab. Er will den Tod von Mike nicht auf sich beruhen lassen, er will diesen grauenvollen Mord aufklären, gegen die Militärpolizei, die in erster Linie daran interessiert ist, die eigenen Reihen dicht zu halten, aber auch gegen die zivile Polizei, die mit den Soldaten möglichst wenig zu tun haben möchte.

In Detective Emily Sanders (Charlize Theron), die als alleinerziehende Frau selbst einen schweren Stand in ihrer Abteilung hat, findet er eine Verbündete. Ihrem kleinen Sohn erzählt Hank Deerfield die Geschichte von David und dem Riesen Goliath, die ihren Kampf im Tal von Elah austrugen. Ein einzelner Furchtloser gegen eine riesenhafte Übermacht - das ist auch die Idee des Films, die jedoch vielfach gebrochen ist. Denn die Übermacht formt eben keinen Goliath, gegen den sich eine Waffe richten lässt. Sie bleibt amorph, die Gefahren der Geopolitik zählen ebenso dazu wie die Exekutive im eigenen Land.

Ursprünglich hatte Paul Haggis das Drehbuch für Clint Eastwood geschrieben, mit dem er schon bei "Million Dollar Baby" zusammengearbeitet hat. Man kann sich gut vorstellen, wie dieser andere Film ausgesehen hätte. Eastwood nimmt sich zwar gern zurück, er gibt jedoch ungern Autorität ab, und noch dort, wo er mit brüchiger Stimme einer jungen Frau das Boxen beibringt, ist er unbestritten Herr der Lage.

Ganz anders Tommy Lee Jones. Er gibt der Figur des Hank Deerfield eine Tiefe, die ans Neurotische grenzt. Die Disziplin des ehemaligen Soldaten zeigt sich in seinen einsamen Nächten in Motelzimmern. Makellos glatt streicht er sein Bett, wenn er das Zimmer verlässt. Er traut niemandem und hält mit seinem Argwohn eine Untersuchung am Leben, die alle zuständigen Instanzen längst abgeschlossen hätten.

Das Amerika, mit dem er es dabei zu tun bekommt, zeichnet Paul Haggis nicht als einen lebenswerten Ort. Wenn die Soldaten von Fort Rudd Ausgang haben, dann geraten sie in eine Welt aus Imbissbuden und Strip-Lokalen, die einzigen Freuden in der trostlosen Halbwüste von New Mexico. Die Wohnquartiere sind unpersönlich, selbst Emily Sanders kann ihrem Sohn nur ein notdürftiges Heim bieten. Von der Mythologie, die das Land umgibt, von dem Glanz einer Supermacht ist bei Paul Haggis nichts zu sehen. Bei ihm ist das Land grau, ein fahles Licht liegt über der Szene.

"Im Tal von Elah" datiert aus der Zeit, als die Lage in Amerika und im Irak besonders düster erscheinen musste. Der Film bezeichnet im Grunde die dunkelste Stunde, als ein Ende der Präsidentschaft von George W. Bush noch kaum abzusehen schien und eine Politik der Vernunft nicht auszumachen war. Nicht dass sich seither viel zum Besseren geändert hätte - aber die, wie immer virtuelle Aufbruchstimmung in einem Wahljahr trifft der Film nicht mehr.

Das ist deswegen von Bedeutung, weil Paul Haggis der Geschichte von Hank Deerfield in jeder Einstellung eine repräsentative Dimension verleiht. Zwar gibt es einen tatsächlichen Fall, der dem Drehbuch zugrunde liegt. Er dient Haggis aber in erster Linie dazu, an seinem Land ein Exempel zu statuieren. Wie schon in "L. A. Crash", seinem hochgelobten Debüt als Regisseur, mit dem er überraschend auch den Oscar gewann, geht es auch hier um Trauerarbeit. Die Integrationskraft der amerikanischen Nation ist geschwunden, es gibt keinen gemeinsamen Nenner mehr, auf den sich die Bürger beziehen könnten. Hank Deerfield ist der Protagonist dieser "zivilgesellschaftlichen" Einsamkeit. Das Ideal männlichen Heldentums ist in den Furchen verschwunden, die sich durch das Gesicht von Tommy Lee Jones ziehen. Die amerikanische Flagge dient dabei als das wesentliche Symbol - sie war nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zu einem Zeichen der Einheit geworden.

Inzwischen ist das Land aber so zerrissen, dass Haggis sich zu einem Gegenzeichen genötigt sieht. Die Flagge ist das letzte Vermächtnis von Soldaten, die im Krieg für ihr Land gestorben sind. Die Eltern bekommen dieses patriotische Symbol, eine Reliquie, die auf einen sinnvollen Tod, einen Heldentod, verweist. Hier hingegen ist das "star-spangled banner" ein Grabtuch auf dem Gemeinsinn, und es fasst das ganze Pathos dieses Films zusammen, dass Paul Haggis es nicht unterlässt, diese Flagge am Ende zu hissen.

BERT REBHANDL

Ab Donnerstag im Kino

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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