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Er kam aus kleinen Verhältnissen. Er empfing die Großen der Welt. Er siegte über die Adenauer-CDU. Er war die Inkarnation der rheinischen Seele: Theo Burauen, der im November 1956 zum Kölner Oberbürgermeister gewählt und bis 1973 viermal im Amt bestätigt wurde. Bei den Kommunalwahlen 1964 holte er als Spitzenkandidat erstmals in der Geschichte die absolute Mehrheit für die SPD. Georg Bönisch erzählt aus dem Leben dieses Aus-nahmepolitikers und lässt zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen. Intensive Archivrecherchen öffnen überdies neue Blickwinkel - etwa auf die Umstände von Burauens Rücktritt…mehr

Produktbeschreibung
Er kam aus kleinen Verhältnissen. Er empfing die Großen der Welt. Er siegte über die Adenauer-CDU. Er war die Inkarnation der rheinischen Seele: Theo Burauen, der im November 1956 zum Kölner Oberbürgermeister gewählt und bis 1973 viermal im Amt bestätigt wurde. Bei den Kommunalwahlen 1964 holte er als Spitzenkandidat erstmals in der Geschichte die absolute Mehrheit für die SPD. Georg Bönisch erzählt aus dem Leben dieses Aus-nahmepolitikers und lässt zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen. Intensive Archivrecherchen öffnen überdies neue Blickwinkel - etwa auf die Umstände von Burauens Rücktritt oder auf den Flugzeugabsturz 1968 im afrikanischen Ruanda, den er mit großem Glück überlebte. Im Jahr darauf ermittelte eine Umfrage seinen Bekanntheitsgrad: 96 Prozent. Diese Zahl war und ist ein Wert für die Ewigkeit.
Autorenporträt
Georg Bönisch, geb. 1948, ist seit 1969 historisch interessierter Journalist und Autor. Bis Ende 2013 war er Redakteur beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Im Greven Verlag Köln erschien von ihm unter anderem "Der unbekannte Dom" sowie "Köln und Preußen".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2015

Viel Licht im Kölner Rathaus
Aus Theo Burauens Leben

Wenn es nach Theo Burauen gegangen wäre, hätte es das Unterrichtsfach "Kölsch" gegeben - natürlich nur zur Mundartpflege, nicht als lokale Bier-Schulung. Der 1906 in Köln geborene Sohn eines Schriftsetzers war von Ende 1956 bis Ende 1973 Oberbürgermeister der Domstadt. Bevor er ins Amt kam, war die Rheinmetropole eine CDU-Hochburg gewesen. Außerdem herrschte ausgerechnet dort von 1953 bis 1965 über die Verwaltung Oberstadtdirektor Max Adenauer, der zweitälteste Sohn des Bundeskanzlers der Jahre 1949 bis 1963 (sowie legendären Kölner Stadtoberhauptes von 1917 bis 1933).

Der SPD-Politiker übte seine Funktion im Ehrenamt aus, war von Beruf Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt/Bezirk Mittelrhein und auch Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag, wo er sich für eine Abkehr von der kommunalen "Zweiteilung der Gewalten" einsetzte: "Erst im Mai 1994 entschied der NRW-Landtag, die von den Briten dekretierte Kommunalverfassung, auch ,Norddeutsche Ratsverfassung' genannt, in die ,Süddeutsche Ratsverfassung' umzuwandeln: mit einem direkt gewählten, hauptamtlichen Bürgermeister als Chef der Verwaltung. Burauens Plan schon lange", meint Georg Bönisch jetzt in seinem flott geschriebenen Lebensbild.

Burauen brachte es 1969 in einer Umfrage nach dem Bekanntheitsgrad Kölner Politiker auf "fast 96 Prozent der Befragten": "Der Mann des Volkes, aber kein Volkstribun. Einer, der Autorität besaß, ohne Macht zu haben. Weil er die Sprache der Menschen hier sprach. Weil er ihre Sorgen und Nöte verstand. Weil er versöhnte, statt zu spalten." Von diesem Pfad kam er allerdings 1966 ab, als sich heftige Kritik an den Fahrpreiserhöhungen der Kölner Verkehrsbetriebe entzündete. Burauen hüllte sich zunächst in Schweigen, reagierte nicht auf Schreiben aus der Studenten- und Schülerschaft und war empört über eine Großdemonstration am 21. Oktober. In einem Boulevardblatt wetterte er gegen "Gammler und sonstige Müßiggänger, die auf Kosten unserer Gesellschaft leben", wollte "auf eine Reihe von ihnen" in Köln "ganz verzichten". Die Proteste deuteten jedoch "weite Teile der Öffentlichkeit" völlig anders als der Oberbürgermeister. Überhaupt ließen sich "die Kölner Ereignisse, die auch international stark beachtet wurden, als Ausgangspunkt der 68er Bewegung" interpretieren: "Hier, in der Burauen-Stadt, begann es: der Bruch mit den Vätern, der Bruch mit den Traditionen des Adenauer-Staates, die Konfrontation mit den überholten Idealen und Moralvorstellungen der Kriegsgeneration."

RAINER BLASIUS

Georg Bönisch: Der 96-Prozent-Mann. Kölns Oberbürgermeister Theo Burauen. Greven Verlag, Köln 2015. 168 S., 18,90 [Euro].

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