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1957: Vier Österreicher - Hermann Buhl, Kurt Diemberger, Marcus Schmuck und Fritz Wintersteller - schreiben am 8047 m hohen Broad Peak Alpingeschichte: Ihnen gelingt die erste Besteigung eines Achttausenders ohne die Hilfe von Hochträgern.Doch drei Wochen nach seinem Triumph stürzt Hermann Buhl am benachbarten Siebentausender Chogolisa durch Wechtenbruch tödlich ab.2006: Im 50. Jahr nach der Erstbesteigung macht sich eine österreichisch-deutsche Expedition auf den Weg, den Spuren von Hermann Buhls letzter Expedition zu folgen. Nach mehreren Versuchen stehen schließlich drei der Teilnehmer auf…mehr

Produktbeschreibung
1957: Vier Österreicher - Hermann Buhl, Kurt Diemberger, Marcus Schmuck und Fritz Wintersteller - schreiben am 8047 m hohen Broad Peak Alpingeschichte: Ihnen gelingt die erste Besteigung eines Achttausenders ohne die Hilfe von Hochträgern.Doch drei Wochen nach seinem Triumph stürzt Hermann Buhl am benachbarten Siebentausender Chogolisa durch Wechtenbruch tödlich ab.2006: Im 50. Jahr nach der Erstbesteigung macht sich eine österreichisch-deutsche Expedition auf den Weg, den Spuren von Hermann Buhls letzter Expedition zu folgen. Nach mehreren Versuchen stehen schließlich drei der Teilnehmer auf dem Gipfel des Broad Peak. Doch einer von ihnen kehrt nicht mehr zurück ...Jochen Hemmleb verwebt die Geschichte der Erstbesteigung 1957 mit den dramatischen Ereignissen am Broad Peak im Sommer 2006: ein fesselnder, offener und ehrlicher Bericht über das Leben auf einer Achttausender-Expedition, in den 50-er Jahren und heute, über die Bergsteiger, ihre Motivationen und Gedanken, über Erfolg - und über den Tod eines Freundes.
Autorenporträt
JOCHEN HEMMLEB, geb. 1971, Diplom-Geologe, Drehbuchautor, Fachberater, Co-Regisseur und Produktionsassistent im Bereich Alpinismus, Buchautor, Übersetzer und Vortragsredner, lebt in Bozen. 1999, 2001, 2010 und 2011 initiierte und begleitete er die Suchexpeditionen nach Mallory und Irvine am Mount Everest, denen die sensationelle Entdeckung des 1924 verschollenen Himalaya-Pioniers George Mallory gelang. Mehrere Publikationen sowie Dokumentarfilme entstanden zu diesem Thema. 2004 führte ihn sein Faible für die historisch-detektivische Spurensuche im Gebirge zum Nanga Parbat, 2006 zum Broad Peak.Mehr unter: www.jochenhemmleb.com
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.06.2007

Diesseits des Mythos
Noch 50 Jahre nach seinem Tod beschäftigt der Bergsteiger Hermann Buhl die Nachwelt
Unmittelbar vor seinen letzten Metern macht der Bergsteiger Hermann Buhl einen entscheidenden, finalen Fehler. In 7200 Metern Höhe verlässt er beim Abstieg an der Chogolisa (7665 Meter) die Spur seines Bergsteigerkollegen Kurt Diemberger. Er läuft durch den Sturm geradeaus, direkt auf einen abbrechenden Wechtenrand. Sein tödlicher Sturz am 27. Juni 1957 endet in der Unsterblichkeit. Der Österreicher bleibt bis heute verschollen und wird zur Legende.
Es scheint, als habe der Absturz die Debatten um seine Person erst genährt, ja, als hätte der frühe Tod vor 50 Jahren den alpinhistorischen Beitrag Buhls erst veredelt. Er selbst war nicht mehr da, und so wurde sein Bergsteigerleben von einigen seiner Kollegen bis ins Detail aufbereitet, überhöht und wieder entzaubert. Selbst Reinhold Messner, dem gerne nachgesagt wird, dass er unter Bergsteigern nur sich selbst als Vorbild akzeptiere, erkannte gerade zu Beginn seiner Karriere Buhl als Vorbild an. In einem seiner Bücher würdigt er dessen herkulisch anmutenden Marsch auf den Nanga Parbat: „Was der kleine Mann vorhat ist unvorstellbar . . . Der Alleingang ist ein ungeheures Unterfangen und gegen jede bergsteigerische Vernunft.”
In einer Ära des Alpinismus, als Bereiche jenseits der 8000 Meter gerade erst erforscht wurden und nur mit Hilfe von Kolonnen an Hilfskräften und Tonnen an Ausrüstung in Angriff genommen wurden, war der österreichische Einzelgänger ein besessener Pionier. Letztlich läutete der einst eher zarte Bub als Felskletterer sogar im Schnee der höchsten Berge eine Entwicklung ein, die später in Solo- und Speedbegehungen gipfelte. Buhl bestieg als Erster den Nanga Parbat (8125 Meter), als er am Berg seine Chance erkannte und aus dem zögernden Expeditionstross ausscherte. Beim Abstieg überlebte er ein Biwak an einer steilen Wand in 8000 Metern Höhe, auf einem Felsblock stehend ohne Schlafsack, Zelt und Flaschensauerstoff, nur mit Hilfe des Aufputschmittels Pervitin. Nach 41-stündigem Alleingang kehrte der damals 28-Jährige mit dem Gesicht eines 60-Jährigen ins Lager zurück, wo seine Kollegen warteten. Wenig später wurde er zu Österreichs Sportler des Jahres 1953 gekürt. Allerdings verweigerte ihm der streitbare Expeditionsleiter Karl Maria Herrligkoffer die Anerkennung, wohl deshalb, weil Buhls Einzelleistung auf mangelnder Disziplin basierte und den Erfolg der gesamten Expedition in den Schatten stellte. Reinhold Messner entpuppte sich 17 Jahre später ebenfalls am Nanga Parbat unter Herrligkoffer als Wiedergänger des Individualisten Buhl.
Buhl schrieb seine Erlebnisse nieder, hielt Vorträge und steckte 1957 fast sein gesamtes Geld in eine zweite, seine eigene Expedition am Himalaja. Wieder wollte er ohne künstlichen Sauerstoff als Erster einen Achttausender bezwingen, dieses Mal den Broad Peak (8047 Meter). Er strebte dies mit einem möglichst kleinen Team an, ohne die bis dahin üblichen einheimischen Hochträger, die sonst die Bergsteigerelite zwischen Basislager und Gipfel versorgten. Auch begnügten sich der „bergsteigerische Leiter” Buhl und der offizielle Expeditionsleiter Marcus Schmuck mit 2000 Kilogramm Gepäck, noch 1953 waren für die Erstbesteigung des Mount Everests 350 Träger für 13 Tonnen Material benötigt worden. Trotz Kompetenzgerangels mit Schmuck plagte sich Buhl in einer längst zerrissenen Seilschaft zum Gipfel – als zerknirschter Letzter. Messner schrieb 1975 in Anerkennung des Minimalismus’, dem sich Buhl selbst unterwarf: „Hermann Buhl hat den Westalpenstil in den Himalaja verpflanzt.” Nur wenige Tage später trat er mit Diemberger in der kleinstmöglichen Gemeinschaft am Berg den verhängnisvollen Versuch an der benachbarten Chogolisa an.
Manchen hat die Faszination Buhl immer noch nicht losgelassen. Erst in diesem Frühjahr, pünktlich zu seinem 50. Todestag, kamen erneut zwei Bücher über ihn auf den Markt. Eines stammt von seiner ältesten Tochter Kriemhild. Als Buhl mit nur 32 Jahren tödlich verunglückte, war Kriemhild kaum sechs Jahre alt. Ihr selbst war als Heranwachsende egal, welch glänzenden Ruf der Vater in der Bergsteigerwelt genoss, und ob er nun in einer kleinen Seilschaft dem Alpinismus eine neue Stoßrichtung gegeben hatte. Sie schreibt von einem Mann, der seine Familie im Stich gelassen hat: „Im Alter zwischen acht und 18 dachte ich mir schon oft: ’Wie kann er da hochgehen und einfach abstürzen und uns sitzen lassen.’” Kriemhilds Rache: Sie ist noch nicht einmal schwindelfrei. Dennoch ist das Buch letztlich eine Annäherung an den Vater, eine Versöhnung mit ihm. Die grundsätzliche Frage, wo Abenteuerlust und vertretbares Risiko in Verantwortungslosigkeit umschlagen, kann es naturgemäß aber auch nicht beantworten.
Während Kriemhild Buhl das familiäre Vermächtnis aufarbeitet, hat sich Jochen Hemmleb dem bergsteigerischen Erbe Buhls und speziell der Expedition am Broad Peak gewidmet. Für „Broad Peak – Traum und Albtraum” begab er sich mit bemerkenswerter Akribie auf Spurensuche. Hemmleb zeichnet beinahe
jeden Schritt von Buhls zweiter Achttausender-Besteigung nach. Er wälzte Artikel, studierte die widersprüchlichen Aussagen der Expeditionsbegleiter Marcus Schmuck, Fritz Wintersteller, Kurt Diemberger und begleitete schließlich selbst eine Tour bis zum Basislager des Berges. Anders als die zahlreichen schreibenden Bergsteiger wahrt Hemmleb die Sicht des bergsteigenden Schreibers: Für ihn war das Buch wichtiger als der Gipfel. Er zeigt Parallelen zwischen 1957 und seinen persönlichen Erlebnissen auf. Am Ende aber steht der Tod eines Freundes, und wieder einmal bannt die Tragödie mehr, als es alle gebündelten Fakten vermögen.
Buhls einstiger Begleiter Kurt Diemberger bemerkte einmal knapp: „Hermann wollte bergsteigen.” Damit hat er das Meiste gesagt. DOMINIK PRANTL
Am Nanga Parbat entpuppt sich Messner als Wiedergänger Buhls
Die Tragödie bannt mehr als alle gebündelten Fakten zusammen
Informationen
KRIEMHILD BUHL: Mein Vater Hermann Buhl, Herbig Verlag. München 2007. 256 Seiten, 19,90 Euro.
JOCHEN HEMMLEB: Broad Peak – Traum und Albtraum, Auf den Spuren von
Hermann Buhls letzter Expedition, Tyrolia-
Verlag. Innsbruck-Wien 2007, 200 Seiten,
24,90 Euro.
Am 21. Juni, 19 Uhr, stellt Jochen Hemmleb sein Buch „Broad Peak – Traum und Albtraum” im Alpinen Museum München des DAV vor. Eintritt 6 Euro.
Reinhold Messner widmet Hermann Buhl von 27. Juni an eine Sonderausstellung im Messner Mountain Museum Ortles.
In 41 Stunden um 30 Jahre gealtert: Der 28-jährige Hermann Buhl nach seiner Rückkehr vom Gipfel des Nanga Parbat. Foto: dpa
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