Claus-Peter Lieckfeld erzählt uns in seinem Buch „Anwalt der Hexen – Pater Spee“ von dem womöglich wichtigsten Lebensabschnitt des jesuitischen Paters, der sich gegen die Folter bei Hexenbefragungen einsetzt und dabei selbst dem Scheiterhaufen immer näher rückt. Erschienen ist das eBook im Dezember
2012 im dotbooks Verlag und umfasst rund 440 Seiten.
Geschrieben wird das Jahr 1629. Der…mehrClaus-Peter Lieckfeld erzählt uns in seinem Buch „Anwalt der Hexen – Pater Spee“ von dem womöglich wichtigsten Lebensabschnitt des jesuitischen Paters, der sich gegen die Folter bei Hexenbefragungen einsetzt und dabei selbst dem Scheiterhaufen immer näher rückt. Erschienen ist das eBook im Dezember 2012 im dotbooks Verlag und umfasst rund 440 Seiten.
Geschrieben wird das Jahr 1629. Der jesuitische Pater Friedrich Spee entgeht nur knapp einem Attentat auf seine Person, ausgeführt von einem jungen Tuchmachersohn aus Peine. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Spee wettert gegen den lutherischen und calvinistischen Glauben und will sie entweder zum wahren Glauben bekehren oder sie hinfort jagen. Der Tuchmachersohn Till Rothmann ist einer dieser Lutheraner.
„Mein liebes Teutschland gebiert Hexen in der Nacht und verbrennt Menschen am Tage.“ (F. Spee)
Eben jener Spee hat aber auch eine ganz andere Seite. Wenn er an etwas glaubt, dann aus ganzem Herzen. So ist es auch mit dem Thema der Hexenverfolgungen, das regelrechte Hochburgen in Deutschland hat. Er ist ein konsequenter Gegner und lässt dies auch jeden wissen. Er glaubt nicht daran, dass Geständnisse unter Folter erzwungen wirklich etwas beweisen – im Gegenteil. Er kritisiert die Prozessführung aufs schärfste, die einen doch so oder so schuldig spricht – vor oder nach der Folter. Sein Werk „Cautio Criminalis“ kritisert eben jenes und bringt ihn fast um Kopf und Kragen.
„Wer meint, unter der Folter etwas anderes zu hören als den Schrei gepeinigten Fleisches, der kennt weder Menschennatur noch die Gebote des Herrn. Geständnisse unter Feuer, mit Strick oder Wasser erpresst, sind ein großer Lug und ein schrecklicher Trug.“ (F. Spee)
Gleichzeitig erzählt das Buch aber auch die Geschichte des flüchtigen Till Rothmann, der sich nach Schweden durchschlägt um dort in der Armee von Gustav Adolf – der Stern des Nordens – anzuheuern und so die Lutheraner in Deutschland zu befreien aus den Fängen der kaiserlichen Papisten, sodass er mit seiner Familie wieder nach Peine zurückkehren und die Besitztümer zurückerlangen kann. Doch ob dieser Krieg wirklich so gerecht sein wird und er so sein Ziel erreichen kann?
Ein historischer Roman, der es sehr wörtlich nimmt. Anfangs hatte ich einige Probleme damit in den Schreibstil hineinzufinden, der eher an ein Werk des 17. Jahrhunderts erinnert als an einen heutigen Roman. Doch es lohnt sich, sich durch die ersten Kapitel hindurchzubeissen. Es wurde mit jedem Kapitel besser.
Inhaltlich war der Roman sehr authentisch und gleichzeitig wirklich spannend. Der Krieg und das Leid der Bevölkerung war allgegenwärtig und wurde nicht beschönigt. Man bekam auch einen guten Einblick in den Konflikt zwischen der katholischen und der protestantischen Kirche, der auch 100 Jahre nach Martin Luther noch mehr als aktuell war. Sehr schön fand ich desweiteren auch, dass das Buch sich nicht nur um Pater Spee gedreht hat und damit den inneren Konflikt in der katholischen Kirche, sondern auch aus Sicht eines Lutheraners, Till Rothmann. Seine Geschichte war nicht minder spannend und das Ende war bei beiden nicht absehbar. Interessant war auch die „Cautio Criminalis“, die als krasses Gegenstück zum Hexenhammer und der Constitutio Criminalis Carolina steht.
Kurzgesagt: Keine leichte Lektüre, aber lohnenswert!