In Zeiten der Nullzinspolitik schauen sich immer mehr Anleger jenseits von Tages- und Festgeld nach lukrativen Alternativinvestments um. Da klingt das Versprechen von Luis Pazos schon verlockend, mit speziellen Anlageformen regelmäßige und hohe Dividendenzahlungen als Zusatzeinkommen zu erzielen.
Vor allem in den USA und Kanada gibt es nämlich Assetklassen, die aufgrund ihrer starken Regulierung…mehrIn Zeiten der Nullzinspolitik schauen sich immer mehr Anleger jenseits von Tages- und Festgeld nach lukrativen Alternativinvestments um. Da klingt das Versprechen von Luis Pazos schon verlockend, mit speziellen Anlageformen regelmäßige und hohe Dividendenzahlungen als Zusatzeinkommen zu erzielen. Vor allem in den USA und Kanada gibt es nämlich Assetklassen, die aufgrund ihrer starken Regulierung besonders steuerlich begünstigt sind und dadurch eine anlegerfreundliche Ausschüttungspolitik mit hohen Renditen bieten. In seinem Buch "Bargeld statt Buchgewinn" stellt Pazos diese bei uns nahezu unbekannten Anlageinstrumente vor und bewertet sie bezüglich Chancen und Risiken.
Reguläre Aktiengesellschaften legen jährlich auf ihrer Hauptversammlung die Dividendenhöhe fest. Diese kann höher oder niedriger als im Vorjahr ausfallen oder ganz entfallen. Bei den speziellen Anlageinstrumenten, die Pazos vorstellt, haben die Anleger aber einen festen Anspruch auf regelmäßige Zahlungen, da die Unternehmen an eine Ausschüttungspflicht gebunden sind und dafür ein Besteuerungsprivileg genießen. Das Ziel dabei ist es, einen möglichst konstanten Zahlungsstrom zu generieren, welcher einem (Zweit-)Einkommen gleichkommt und dem Anleger monatlich oder quartalsweise als Eigentümerlohn überwiesen wird.
Pazos gliedert die Beschreibung der in Frage kommenden Anlageformen, wie z.B. Business Development Companies (BDC) (USA), Master Limited Partnership (MLP) (USA) und Income Trusts (Kanada), immer nach dem gleichen Schema: Zusammenfassung (Grobe Orientierung), Entwicklung und Besonderheiten (Was versteht man unter der Anlageklasse, Entwicklung, gesetzliche Änderungen), Kosten und Besteuerung (insb. welche Steuern fallen wo an, Formulare, Rückerstattungsmöglichkeiten), Chancen und Risiken (politische Risiken, d.h. Wahrscheinlichkeit von Gesetzesänderungen, Währungsrisiken, Ausfallrisiken, Liquiditätsrisiken/Marktkapitalisierung...), Fazit und Beispiele (mit konkreter Nennung von Wertpapierprodukten). Auch die praktische Umsetzung kommt nicht zu kurz. Die Auswahl der richtigen Depotbank, bei der die Produkte auch erworben und verwahrt werden können, ist genauso wichtig, wie die Beachtung von steuerrechtlichen Bedingungen.
Pazos weist zu Recht darauf hin, dass jeder Anleger nur das kaufen sollte, was er auch wirklich versteht. Problematisch sind häufig die zahlreichen Typen und vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten, die ein genaues Studium der jeweiligen Bedingungen erfordern, welche oft nur in englischer Sprache verfügbar sind. Auf allzu komplex konstruierte Papiere sollte man daher grundsätzlich verzichten. Komplizierte, intransparente Bedingungen dürften in aller Regel ohnehin zugunsten des Emittenten ausfallen.
Für Anleger, die die Risiken (vor allem das Insolvenz- und Politikrisiko) zu hoch sind, behandelt der Autor auch Einzelaktien, Anleihen, Fonds und ETFs, um mit ihnen eine herkömmliche Dividendenstrategie umzusetzen.
Pazos Sprache kam mir manchmal etwas gestelzt daher, sodass ich zuerst dachte, dass es sich um eine schlechte Übersetzung handelt. Es mag sprachlich gewöhnungsbedürftig sein, verständlich bleibt es in jedem Fall.
Wer sein Portfolio mit "Exotenprodukten" diversifizieren will, dazu der englischen Sprache mächtig ist, ein Grundwissen über die Finanzmärkte verfügt und den Analyseaufwand nicht scheut, findet in diesem Buch viele Anregungen. Ob die zusätzlichen Risiken die Mehrrendite aber wert sind, muss jeder Anleger für sich beantworten.