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Produktdetails
Trackliste
CD
1? min flaskan fri?a00:02:33
2I (Manto for viola solo and female voice 1957)00:04:08
3II (Manto for viola solo and female voice 1957)00:03:58
4III (Manto for viola solo and female voice 1957)00:02:50
51. Pirouettes harmoniques (Drei Skizzen)00:04:04
62. Danse dense (Drei Skizzen)00:01:30
73. Cantique à six voix (Drei Skizzen)00:04:56
8Duo (canon) for 2 violins, without opus, without Sz. (1902)00:00:43
9I. Allegro vivo (Duo for violin and viola)00:01:15
10II. Andante (Duo for violin and viola)00:01:58
11III. Ben ritenuto (Duo for violin and viola)00:02:36
12Midhouse Air00:01:49
13I. Poco allegro (Original Version)00:03:56
14II. Poco andante (Original Version)00:04:24
15III. Allegro (Original Version)00:05:10
16Zugabe00:03:15
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2011

Bleibt schön in der Familie

Aus der Schublade des begnadeten Salzburger Mozart-Interpreten, als der Thomas Zehetmair zu Beginn seiner Karriere gehandelt wurde, hatte er sich sehr schnell zu befreien gewusst, noch bevor sie richtig geschlossen wurde. Und seither hat er sich, als Geiger wie als Musiker, nicht einseitig festlegen lassen. Was das Repertoire anbetrifft, so gilt Zehetmair heute als ein unerschrockener Anwalt nicht restlos durchgesetzter Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts, etwa von Karl Amadeus Hartmann. Er ist ein begehrter Uraufführungsinterpret, eigens für ihn werden Stücke geschrieben. Aber auch dem traditionellen Virtuosenrepertoire vermag er sich immer wieder auf extrem unkonventionelle Weise zu nähern, etwa Paganinis Capricen, die er unlängst zum zweiten Mal aufnahm und auf geradezu irritierende Weise in expressionistische Geisterbeschwörungen verwandelte.

Betörende Süße, welke Fahlheit und grelle Schärfe, all dies steht dem Geigenton von Zehetmair im Wechsel souverän zur Verfügung, auch ist er ein Interpret, der es liebt, mit vielen Stimmen zu sprechen. Zu seiner Unabhängigkeit vom Musikmarkt und dessen mächtigen Apparaten trägt die Vorliebe für kleine und Kleinst-Besetzungen bei, sei es im Streichquartett oder im Duo mit seiner Frau, der Bratscherin Ruth Kilius. Mit ihr hat Zehetmair jetzt ein neues Album erarbeitet, das staunenswerte, assoziativ miteinander verknüpfte Seitenwege einschlägt ("Manto and Madrigals" ECM New Series 4763827, im Vertrieb von Universal).

Das Repertoire für die Besetzung Viola/Violine ist ja nicht gerade umfangreich zu nennen. Der Klang der beiden Instrumente wirkt in dieser Aufnahme ganz nah und unmittelbar, ohne mystischen Hallraum. Doch was sie spielen, das ist geprägt vom schönen Reiz des Fremden und der Weite von Zeit und Raum, es sind intime Erzählungen, in denen die Hierarchie von Vertrautem und Unvertrautem alsbald verschwindet. Minimalistisch in einem archaischen Zwielicht summen die Quint-Klänge im Arrangement eines isländischen Lieds von Rainer Kilius vor sich hin. Aus lauernder Zurücknahme bricht plötzlich in einer Miniatur von Peter Maxwell Davies ausgelassene Countrymusic hervor. Ein absurdes Spiel mit ineinander verhakten Rhythmen treibt das schräge "Perpetuum Mobile"-Stück heftig voran, das Johannes Nied komponiert hat. "Drei Skizzen" von Heinz Holliger, geschrieben als Zugabe zu Mozarts "Sinfonia Concertante", führen nach einem Tanz luftiger Flageolett-Pirouetten das Bratsche/Geige-Duo in die Sechsstimmigkeit, denn zu dem jeweils zweistimmigen Satz der Streicher treten die Gesangsstimmen beider Interpreten hinzu.

Vorbild hierfür ist Giacinto Scelsis Komposition "Manto". Wenn sich in dessen drittem Satz zu der verwirrend vielstimmig aufgefächerten Solobratsche schließlich auch noch die Vokalstimme der Bratschenspielerin hinzugesellt, vereint zu einem strengen Gesang im Gestus düsterer Verkündigung, dann entsteht ein suggestives Porträt der antiken Seherin Manto, Tochter des Teiresias. Großartig inszeniert Ruth Kilius das verzwickte Stück, mit einer Intensität, die bis in den selbstbewussten Einsatz der Stimme hineinreicht.

Fast exotisch wirkt in dieser Umgebung die vertraute Schreibweise von Bohuslav Martinus "Three Madrigals", aber auch die eines Duo-Stücks von Nikos Skalkottas. Ein Favoritenstück seit einem halben Jahrhundert ist das erstere. Letzteres wurde für die Schublade geschrieben dem einzigen griechischen Arnold-Schönberg-Schüler, in seiner Athener Einsamkeit der dreißiger Jahre. Dank Zehetmair und Kilius funkeln beide Stücke in geistiger Kraft, feinnerviger Musikalität.

MARTIN WILKENING

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