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Schicksale zwischen Thaya und March Der Eiserne Vorhang zwischen Österreich und der Tschechoslowakei gehörte zu den härtesten Sperrzonen im Kalten Krieg. An Thaya und March starben beinahe so viele Flüchtlinge wie an der Berliner Mauer. Spionage, Verrat, Verschleppung oder Flucht standen hinter den tödlichen Tragödien. Die Fäden im Hintergrund zogen die tschechoslowakischen Geheimdienste - über ihr dicht verwobenes Netz in ganz Österreich, mit Zentralen in Salzburg und Wien. Stefan Karner und sein Forschungsteam des Ludwig Boltzmann-Instituts haben mithilfe der Archive und Institute in Prag,…mehr

Produktbeschreibung
Schicksale zwischen Thaya und March Der Eiserne Vorhang zwischen Österreich und der Tschechoslowakei gehörte zu den härtesten Sperrzonen im Kalten Krieg. An Thaya und March starben beinahe so viele Flüchtlinge wie an der Berliner Mauer. Spionage, Verrat, Verschleppung oder Flucht standen hinter den tödlichen Tragödien. Die Fäden im Hintergrund zogen die tschechoslowakischen Geheimdienste - über ihr dicht verwobenes Netz in ganz Österreich, mit Zentralen in Salzburg und Wien. Stefan Karner und sein Forschungsteam des Ludwig Boltzmann-Instituts haben mithilfe der Archive und Institute in Prag, Brünn und Pressburg erstmals Zugriff auf die bisher unter Verschluss gehaltenen Geheimakten bekommen. Zahlreiche Fallbeispiele erzählen die Schicksale, die sich bis zur Mitte der Fünfziger Jahre ereigneten - und über die das kommunistische Regime der Tschechoslowakei für immer den Mantel des Schweigens breiten wollte.
Autorenporträt
Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, Vorstand des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte der Universität Graz sowie Leiter und Gründer des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung Graz-Wien-Klagenfurt. Seit 1990 Forschungen in russischen Archiven. Österreichischer Wissenschafter des Jahres (1995); Co-Vorsitzender der Österreichisch-Russischen Historikerkommission. Karner verfasste über 40 Bücher und rund 350 wissenschaftliche Beiträge. Zahlreiche öffentliche Funktionen und Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Gesellschaften des In- und Auslandes. Leitung mehrerer Groß-Ausstellungen, zuletzt "Österreich-Tschechien" (Niederösterreichische Landesausstellung 2009) und "90 Jahre Republik Österreich" (Parlament Wien 2008/09). Zahlreiche in- und ausländische hohe Auszeichnungen, zuletzt Commendatore des Georg-Ordens des Vatikans.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.07.2014

Tödliches Angeln
Die Zeit des Kalten Kriegs

Aus verstaubten Filmen hält sich das Bild vom Nachkriegsösterreich als Tummelplatz von Agenten aus Ost und West. Eine Sammlung von Geschichten, die sich wirklich zugetragen haben, findet sich im Buch von Stefan Karner, erzählt anhand der Aufzeichnungen vor allem aus den einst tschechoslowakischen Archiven. Da geht es um Flüchtlinge und Schlepper, Spitzel und Doppelagenten, Helfer und Verräter - Stoff für berührende oder abenteuerliche Geschichten. Zum Beispiel die von den drei jungen Tschechen Ludvík Duron, Otakar Králicek und Zdenek Stasný, die im August 1950 versuchten, bei Nikolsburg über die Grenze nach Österreich zu gelangen. Sie gerieten an einen Inoffiziellen Mitarbeiter der Staatssicherheit, der ihr Vertrauen gewann und sie schließlich vor dem Zaun den Grenzern auslieferte. Die jungen Wachsoldaten waren offenbar instruiert worden, es handle sich um eine bewaffnete Gruppe, eröffneten gleich nach dem Halt-Befehl das Feuer und trafen alle drei tödlich. Die Sache wurde vertuscht, letztlich wurde nie jemand für den Mord zur Verantwortung gezogen. 129 Menschen wurden nach Zählung des Autors an der 453 Kilometer langen Grenze zwischen Österreich und der Tschechoslowakei bis zum Fall des Eisernen Vorhangs getötet.

Eine schillernde Figur war der Niederösterreicher Walter Wawra. Im Zweiten Weltkrieg war er bei der Waffen-SS, wegen Lebensmittelschmuggels für Gefangene wurde er im Konzentrationslager Buchenwald interniert. Nach dem Krieg trat er in die KPÖ ein. Dann stand er abwechselnd in Kontakt mit dem amerikanischen Geheimdienst CIC und dem tschechoslowakischen StB. Diesem spielte er einen CIC-Agenten namens "Jurík" in die Hände, indem er ihn unter Einsatz von Lügengeschichten, reichlich Alkohol und Schlafmitteln über den Grenzfluss Thaya schaffte. Sein Ende fand Wawra nicht als Agent, sondern beim Schwarzangeln. So glaubte er, auf einer Sandbank in der Thaya fischen zu können. Doch wurde er von Grenzwachen für einen Flüchtling gehalten und beim Davonschwimmen erschossen. Neun solcher Tragödien enthält das Buch. Vorangestellt sind zwei Kapitel über die Teilung Europas mit Österreich im Brennpunkt sowie über das Wirken der Geheimdienste. Das Team um den Grazer Historiker Karner arbeitet seit 20 Jahren die Materialien des Geheimdienstes der ehemaligen Tschechoslowakei auf und bereitet ein großes wissenschaftliches Werk vor. Bei der Lektüre dieser Vorstudie irritieren manchmal Wiederholungen und eine gewisse Unentschlossenheit zwischen dramatischer Schilderung und nüchterner Sachdarstellung.

STEPHAN LÖWENSTEIN

Stefan Karner: Halt! Tragödien am Eisernen Vorhang. Die Verschlussakten. Ecowin Verlag, Salzburg 2013. 213 S., 21,90 [Euro].

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