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Frontmatter -- INHALT -- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS -- VORWORT -- EINLEITUNG -- Teil I: DIE GROSSMÄCHTE UND REGIONALE KONFLIKTE: THEORETISCHE UND INHALTLICHE GRUNDLEGUNG -- Teil II: DER ORIENT IN DER WELTPOLITIK: KONZEPTIONELLE GRUNDFRAGEN -- TEIL III: DIE USA UND DIE INTERNATIONALEN KONFLIKTE DES ORIENT -- Teil IV: DIE UDSSR UND DIE INTERNATIONALEN KONFLIKTE DES ORIENT -- Teil V: DIE KONFLIKTE DES ORIENT IN DEN AMERIKANISCH-SOWJETISCHEN BEZIEHUNGEN: VON DER KONFRONTATION ZUR KOOPERATION -- Teil VI: ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK: DAS ENDE DES OST-WEST-KONFLIKTS IM ORIENT UND SEINE AUSWIRKUNGEN --…mehr

Produktbeschreibung
Frontmatter -- INHALT -- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS -- VORWORT -- EINLEITUNG -- Teil I: DIE GROSSMÄCHTE UND REGIONALE KONFLIKTE: THEORETISCHE UND INHALTLICHE GRUNDLEGUNG -- Teil II: DER ORIENT IN DER WELTPOLITIK: KONZEPTIONELLE GRUNDFRAGEN -- TEIL III: DIE USA UND DIE INTERNATIONALEN KONFLIKTE DES ORIENT -- Teil IV: DIE UDSSR UND DIE INTERNATIONALEN KONFLIKTE DES ORIENT -- Teil V: DIE KONFLIKTE DES ORIENT IN DEN AMERIKANISCH-SOWJETISCHEN BEZIEHUNGEN: VON DER KONFRONTATION ZUR KOOPERATION -- Teil VI: ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK: DAS ENDE DES OST-WEST-KONFLIKTS IM ORIENT UND SEINE AUSWIRKUNGEN -- Teil VII: SCHLUSSFOLGERUNGEN FÜR EUROPA UND DEUTSCHLAND -- ANHANG
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.08.1995

Schlüsselregion des Südens
Über das Ende des Kalten Krieges im Orient

Helmut Hubel: Das Ende des Kalten Krieges im Orient. Die USA, die Sowjetunion und die Konflikte in Afghanistan, am Golf und im Nahen Osten 1979-1991. Schriften des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V., Reihe Internationale Politik und Wirtschaft, Band 60. R. Oldenbourg Verlag, München 1995. 303 Seiten, 98,- Mark.

Helmut Hubel betont gleich einleitend, daß ohne weltpolitisch angelegte Regionalstudien die politische Entwicklung im Orient nicht angemessen begriffen werden könne. Er will die Beschäftigung mit dem Orient nicht den Regionalexperten überlassen. Im Streit zwischen Globalisten und Regionalisten nimmt Hubel die Mitte des "regional differenzierten Globalismus" ein. Obwohl man sich von Hubel mehr Feingefühl für Eigenständigkeiten des Orients gewünscht hätte (so kommt der Islam bei seinen Betrachtungen als welt- und regionalpolitische Größe nicht vor), ist die vorliegende Arbeit doch ein Meilenstein in der deutschsprachigen Literatur über internationale Politik im Orient.

"Orient" ist eigentlich ein kulturwissenschaftlicher und kein weltpolitischer Begriff. Bei seiner Differenzierung des Globalismus greift Hubel auf die fachliche Unterteilung des internationalen Systems der Staaten in regionale Teileinheiten, die in der Fachsprache als "regionale Subsysteme" bezeichnet werden, zurück. Regionalisten bezeichnen die aus europäischer Sicht als Naher Osten (in Indien nennt man dieselbe Region hingegen Westasien) bezeichnete Region als "Subsystem". Es umfaßt neben den arabischen Ländern Iran, Israel und die Türkei. Hubel will sich auf diese Einschränkung nicht einlassen, weil er in seiner Betrachtung der Regionalkonflikte auch auf Afghanistan eingeht. Aus diesem Grunde will er "die Grenze zu einem anderen regionalen Subsystem, zu Südasien, überschreiten". Die Ausführungen über die sowjetische Intervention in Afghanistan und deren weltpolitische Folgen sind bemerkenswert. Dennoch: Afghanistan gehört kulturell zum Orient, nicht aber zum politisch definierten Nahen Osten.

Im westlichen weltpolitischen Interesse ist der Orient laut Hubel "als eine Schlüsselregion des Südens" einzustufen. Wichtig ist diese Region, wie im einzelnen gezeigt wird, sowohl ihres Ölvorkommens als auch ihrer geopolitischen Bedeutung wegen. Obwohl der Islam in der Orient-Betrachtung von Hubel völlig fehlt, läßt sich exzeptionell der bemerkenswerte Satz in seiner Arbeit finden: "In der Stadt Jerusalem mit ihren Heiligtümern der drei monotheistischen Weltreligionen ist die weltweite Bedeutung dieses Raumes geradezu wie in einem Brennspiegel zusammengefaßt." Dennoch fehlt in dieser Arbeit die Erkenntnis, daß religiös definierte Zivilisationen welt- und regionalpolitische Bedeutung erlangen. Daraus folgt, daß eine neue nichtstaatliche Konfliktebene in der Politik nach dem Ende des Ost-West-Konflikts hinzukommt, die für die Konfliktanalyse von entscheidender Bedeutung ist.

Hubel bleibt in seiner Arbeit über Konflikte nach dem Ende des Kalten Krieges den Lehren der Disziplin der internationalen Beziehungen vor dem Ende des Ost-West-Konflikts treu. Diese Lehren betrachten den Staat als zentralste Einheit der Interaktion in der Weltpolitik. Hubel beweist profunde Kenntnisse hinsichtlich der nahöstlichen Staaten und berichtet über ihre institutionelle Schwäche, die sie fragil und anfällig für Konflikte macht. Von Fachleuten werden diese Staaten als "nominelle Nationalstaaten" bezeichnet. Hubel erklärt die Schwäche der nahöstlichen Staaten damit, daß "die europäische Konzeption vom Nationalstaat im Nahen und im Mittleren Osten nicht auf fruchtbaren Boden fiel". Während der Ära des Ost-West-Konflikts konnten diese Staaten ihre Schwäche durch die Ausnutzung der beiden Supermächte für ihre Belange überspielen. Aus diesem Grunde ist das Ende des Kalten Krieges "ein tiefgreifender weltpolitischer Einschnitt" in jener Region. Das hängt wohl damit zusammen, daß "für alle regionalen Parteien der bisherige Hebel des weltpolitischen Konflikts zwischen West und Ost entfallen ist". Statt Systemkonkurrenz betreiben die bisherigen Supermächte eine Kooperation, für die sowohl der Golfkrieg als auch die Madrid-Friedenskonferenz markante Beispiele waren. Im selben Jahr 1991 wurde dann die Sowjetunion aufgelöst.

Bedeutet das Ende des Kalten Krieges und der dazugehörigen Systemkonkurrenz in der Region des "Orients" das Ende der regionalen Konflikte? Hubel ist ein Realist in seiner Einschätzung der internationalen Politik: Die neue Welt sei weder demokratisch noch marktwirtschaftlich, also nicht friedlich geworden. "Derweil bedrohen neue regionale Konfliktherde . . . die Weltordnung", merkt er an. Obwohl die weltpolitische Einheit des Westens mit dem Ende des Ost-West-Konflikts ihre wichtigste Basis eingebüßt hat, vertritt Hubel die Auffassung, daß Europa keine selbständige Rolle in der Weltpolitik spielen könne. Er hält nichts vom "Traum einer dritten Kraft" und setzt alles auf "koordinierte europäisch-amerikanische Anstrengungen". Der bosnische Konflikt widerlegt diese Auffassung. Er ist durch seine islamische Dimension in die "Orient-Okzident-Beziehungen" eingespannt. Die Europäer haben im Balkan - und noch mehr im Nahen Osten - viel mehr als die Amerikaner zu verlieren, und sie können sich nicht immer auf "die europäisch-amerikanischen Anstrengungen" stützen, wie Hubel es verlangt. BASSAM TIBI

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