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Due anni prima di andarsene di casa mio padre disse a mia madre che ero molto brutta. La frase fu pronunciata sottovoce, nell'appartamento che, appena sposati, i miei genitori avevano acquistato al Rione Alto, in cima a San Giacomo dei Capri. Tutto - gli spazi di Napoli, la luce blu di un febbraio gelido, quelle parole - è rimasto fermo. Io invece sono scivolata via e continuo a scivolare anche adesso, dentro queste righe che vogliono darmi una storia mentre in effetti non sono niente, niente di mio, niente che sia davvero cominciato o sia davvero arrivato a compimento: solo un garbuglio che…mehr

Produktbeschreibung
Due anni prima di andarsene di casa mio padre disse a mia madre che ero molto brutta. La frase fu pronunciata sottovoce, nell'appartamento che, appena sposati, i miei genitori avevano acquistato al Rione Alto, in cima a San Giacomo dei Capri. Tutto - gli spazi di Napoli, la luce blu di un febbraio gelido, quelle parole - è rimasto fermo. Io invece sono scivolata via e continuo a scivolare anche adesso, dentro queste righe che vogliono darmi una storia mentre in effetti non sono niente, niente di mio, niente che sia davvero cominciato o sia davvero arrivato a compimento: solo un garbuglio che nessuno, nemmeno chi in questo momento sta scrivendo, sa se contiene il filo giusto di un racconto o è soltanto un dolore arruffato, senza redenzione.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.11.2019

Neues aus Neapel
Gerade eben kam Elena Ferrantes jüngster Roman „Das verlogene
Leben der Erwachsenen“ in die italienischen Buchhandlungen.
Die Veröffentlichung ist eine gigantische Inszenierung
VON MAIKE ALBATH
Vielleicht sind wir längst alle Figuren eines neuen Romans. Den Elena Ferrante dann irgendwann schreiben wird, wenn sich die Aufregung ein bisschen gelegt hat und die Zeit reif ist für eine Milieustudie der 2010er-Jahre. Noch ist es nicht so weit, noch scheint sie aus sicherer Entfernung die spätkapitalistischen Werbestrategien zu beobachten, die allgemeine Medienhysterie, die ihr grundsympathischer Verlag E/O so wirkungsvoll losgetreten hat. Es geht um Aura-Bewirtschaftung, um die Verdichtung von Geheimnissen, um Täuschungen und Irrtümer. Lauter ur-ferranteske Themen, insofern hätte sie es selbst nicht besser erfinden können.
Ein verlegerischer Coup ist es zweifellos. Der Auftakt war – natürlich – ein Tweet von E/O gleich nach der italienischen Sommerpause Anfang September: Am 7. November werde ein neuer Roman von Elena Ferrante erscheinen, verriet der Verlag, der Titel sei aber noch top secret. Zum Trost wurden einige Zeilen zitiert. Wieder eine weibliche Stimme, wieder gehe es um Neapel, vermerkten die ersten Kommentatoren aufgeregt. Vielleicht sogar eine Fortsetzung der weltberühmten Neapel-Reihe der „Genialen Freundin“, die in Italien gerade als TV-Serie unter der Regie von Saverio Costanzo, produziert von der RAI und HBO, große Erfolge feierte und von sieben Millionen Zuschauern gesehen wurde. Die zweite Staffel kommt im Januar ins Fernsehen. Die Verkaufszahlen der Tetralogie, die in vierzig Sprachen übersetzt wurde, liegen in Italien nach Auskunft von E/O bei rund 1,5 Millionen, weltweit sind es über 12 Millionen. Die Höhe der Erstauflage des neuen Buches behält der Verlag für sich, aber es ist die höchste, die das unabhängig geführte Familienunternehmen je gedruckt hat. Das Time Magazine setzte Elena Ferrante auf eine Liste der hundert einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt. Die Nachricht des neuen Romans sowie das Zitat wurden in Italien und etlichen anderen Ländern aufgegriffen.
Die Öffentlichkeit war angefüttert, das Terrain bereitet, es prasselte Tweets von ungeduldigen Lesern. Wann es endlich soweit sei? Ob man auch in Brasilien mit der Veröffentlichung rechnen dürfe? Dann lagen auf einmal Postkarten mit den besagten ersten Sätzen in allen Buchläden aus, auf der Rückseite stand: „Der neue Roman von Elena Ferrante. Bestell’ dir hier dein Exemplar“. Am 29. Oktober wurde der Titel enthüllt und der Umschlag lanciert: „La vita bugiarda degli adulti“, „Das verlogene Leben der Erwachsenen“, passend dazu eine Schwarz-Weiß-Fotografie mit den Händen zweier Mädchen.
Am Montagabend der vergangenen Woche erreichte eine raunende E-Mail des E/O-Pressechefs Giulio Passerini die italienischen Literaturredakteure. Man werde spät in der Nacht ein verschlüsseltes PDF mit den Druckfahnen verschicken, die nur mit einem Passwort zugänglich sei. Für die Lektüre solle man fünf bis sechs Stunden einrechnen, es sei ein großartiger, spannungsreicher Roman. Der Verlag behielt weiter alle Zügel in der Hand, denn der Andruck der meisten Tageszeitungen ist um 23 Uhr. Einige Kollegen lasen bis zum Morgengrauen, die erste Rezension erschien am Dienstagfrüh um 7.51 Uhr. Im Verlauf des Tages brachten die großen Blätter Corriere della Sera, La Repubblica und La Stampa online Besprechungen, außerdem der römische Messaggero und der neapolitanische Mattino, weitere folgten, aber in den gedruckten Ausgaben waren sie erst am Mittwoch zu finden, also rund 12 Stunden vor Verkaufsbeginn. Eine bessere Werbekampagne, noch dazu umsonst, gelingt nicht einmal Apple.
Er habe eine Nacht mit Elena Ferrante verbracht, bemerkte der Rezensent der Repubblica süffisant, womit er indirekt das harsche Urteil des Romans über die unausrottbaren patriarchalen Strukturen Italiens bestätigt. Insgesamt ist der Tenor der Besprechungen positiv, die Autorin habe ihren charakteristischen Ton getroffen, alle typischen Elemente ihrer Bücher seien enthalten: das neapolitanische Ambiente, Familienzwist, Freundschaft. Ab 24 Uhr und eine Minute konnte man das Buch dann in der Nacht zum Donnerstag tatsächlich auch kaufen, weshalb in allen großen italienischen Städten Ferrante-Nights anberaumt waren, Buchhandlungen und Literaturhäuser luden ein, Radiomoderatoren und Schauspieler waren involviert, es gab Gewinnspiele mit Preisen.
Das Gründerehepaar von E/O, Sandro Ferri und Sandra Ozzola, und ihre Mitarbeiter trafen sich in der römischen Buchhandlungskneipe Altroquando, wo man sich bis Mitternacht die Zeit mit Klaviermusik, Wein und einem Quiz vertrieb. Die Wirtschaftszeitung Il Sole 24 ore, die 2016 die vermeintliche Identität der Autorin auf reißerische Weise enthüllen ließ, gab schlecht gelaunt erste Anweisungen, wie man das Ganze überleben könne. Den Lesern gefiel es, sie kamen, feierten und kauften.
Sie werden nicht enttäuscht sein. „Das verlogene Leben der Erwachsenen“ ist die Geschichte einer Jugend im Neapel der frühen Neunzigerjahre. Ein weiblicher Entwicklungsroman mit Krisen, Brüchen, Katastrophen und der Demontage zweier bürgerlicher Familien. Die Erzählerin, am 3. Juni 1979 geboren, rollt die Geschehnisse aus der Retrospektive auf. Ihr knapp vierzigjähriges Ich blitzt an drei, vier Stellen durch. Giovanna, auch Giannina oder Giannì genannt, ist fast dreizehn, als die Handlung einsetzt, und sechzehn, als sie, frisch entjungfert, mit ihrer Freundin Ida zu einer Reise nach Venedig aufbricht. „Im Zug versprachen wir einander, so erwachsen zu werden, wie es keiner anderen je gelungen war“, lautet der letzte Satz, und tatsächlich gibt es genügend lose Fäden, aus denen sich mindestens zwei weitere Bände mit demselben Personal stricken ließen.
Der Einstieg ist glänzend: Auf der ersten Seite lauscht Giovanna einem Gespräch, das nicht für ihre Ohren bestimmt ist. Die von Teenagerallüren befallene Tochter werde hässlicher und hässlicher, vertraut der charismatische Intellektuelle Andrea Trada, Lehrer für Geschichte und Philosophie, seiner Ehefrau Nella an, Latein- und Griechischlehrerin. Giovanna ähnle immer mehr seiner Schwester Vittoria. Schockiert betrachtet sich Giovanna von nun an stündlich im Spiegel und beobachtet ihren sich wandelnden Mädchenkörper. Ausgerechnet ihr Vater, den sie liebt und verehrt, spricht so über sie. Denn seine Verwandtschaft ist tabu. Andrea ist froh, der neapolitanischen Unterschicht entkommen zu sein. Giovanna entscheidet, dass sie ihre Tante kennenlernen will.
So setzt ein Emanzipationsprozess ein, der viel mit der Entdeckung der Sexualität zu tun hat, kurioserweise aber auch mit Gott und Gebeten. Das wohlbehütete Mädchen aus dem feinen Wohnquartier am Vomero besucht die Tante im Industriegebiet. Vittoria ist ruppig, vulgär, bestimmend und zugleich faszinierend. Sie erklärt der Nichte, was es heißt, ordentlich „gevögelt“ zu werden. Ihr sei das mit dem verheirateten Enzo gelungen. Wenn die Nichte das nicht schaffe, sei ihr Leben nichts wert. Ihre vermeintlich so fortschrittlichen Eltern, die sie nicht einmal getauft haben, solle sie sich genau anschauen. Vieles sei ganz anders, als es scheine.
Tatsächlich: Die kultivierten, gemessenen Manieren sind nur Fassade, auf einmal geht alles den Bach runter. Zu einem mysteriösen Band zwischen den abgespaltenen Wurzeln der Herkunft und Giovanna wird ein Armreif, der immer neue Konstellationen zum Vorschein bringt.
Durch die schuldhaften Verstrickungen der Erwachsenen verliert das Mädchen ihre Kindheitsfreundinnen, die Schwestern Angela und Ida. Sie wird zur Eigenbrötlerin, in ihr herrscht ein „zerzauster Schmerz ohne Erlösung“. Etwas verschiebt sich, als sie bei einem Kirchenbesuch mit ihrer Tante einem Philosophiedozenten begegnet, der ihre Wissbegier anfacht. Um Robertos willen liest sie das Evangelium und diskutiert mit ihm über Bußfertigkeit.
Wie in den anderen Ferrante-Romanen entsteht eine klaustrophobisch-bedrängende Atmosphäre, die in der vielschichtigen Psyche der Figuren ihren Ursprung hat und einen Teil der Faszination ausmacht. Zwar ist „Das verlogene Leben der Erwachsenen“ längst nicht so schmissig wie die Tetralogie der „Genialen Freundin“, die mit rasanten Kehrtwendungen, melodramatischen Momenten und Cliffhangern eine Fülle von niederen Leserinneninstinkten geweckt hatte, aber auch als sozialgeschichtliches Panorama über die Bedingungen der Peripherie packend gewesen war.
Dieses Mal ist das Personal überschaubarer, der Rhythmus ruhiger. Die Dialoge sind gewohnt prägnant, und die zweite Hälfte von „Das verlogene Leben der Erwachsenen“ gewinnt dann eine interessante Dynamik, was mit der Ambivalenz Giovannas und dem Sujet der Gewalt zusammenhängt. Dieses Wilde, das in der Ursprungsfamilie des Vaters offener zutage tritt und eben auch in der Sexualität eine Rolle spielt, ist unheimlich und überwältigend zugleich. Während die Sprache eher eindimensional bleibt, verfängt das Motivgewebe der Spiegelungen und Täuschungen. Die neue Fähigkeit zur Lüge verleiht Giovanna eine nie gekannte Freiheit.
Bei Ferrante muss man das Gesamtwerk und auch die Inszenierung berücksichtigen. Setzt die immer noch aus dem Verborgenen schreibende Stimme wirklich nur Genealogien weiblichen Erzählens fort, die von Matilde Serao, Sibilla Aleramo, Elsa Morante und Annamaria Ortese bis zur Gegenwart reichen? Geht es um Selbstermächtigung, oder handelt es sich nicht vielmehr um einen äußerst schillernden, groß angelegten Versuch über die Bedingungen von Fiktion?
Die Mutter der Heldin, die in ihrer unterwürfigen Art am schlechtesten wegkommt, korrigiert im Nebenberuf für einen Verlag Heftchenromane. Sie schreibe sie häufig völlig um, betont Giovanna drei Mal. Diese Nella müsste im selben Alter wie die Ich-Erzählerin Lenù der NeapelSerie der „Genialen Freundin“ sein. Viele hatten sich über die kitschigen Buchumschläge der Reihe, die bewusst auf ein weibliches Lesepublikum abzuzielen schienen, gewundert. Es ist ein Spiel mit lauter Masken.
Für das „Time Magazine“ ist sie
eine der hundert einflussreichsten
Persönlichkeiten der Welt
„Zwei Jahre, bevor mein Vater uns verließ, sagte er zu meiner Mutter, dass ich
sehr hässlich sei. Der Satz wurde mit leiser Stimme ausgesprochen, in der Wohnung,
die meine Eltern, frisch verheiratet, im Rione Alto gekauft hatten, oberhalb von
San Giacomo dei Capri. Alles – Neapels Räume, das blaue Licht des eisigen Februars,
diese Worte – blieb stehen. Ich dagegen geriet ins Rutschen und gerate auch jetzt ins
Rutschen, in diesen Zeilen, die mir eine Geschichte geben wollen, wohingegen sie nichts sind,
nichts, das meines wäre, nichts, was tatsächlich begonnen oder zu irgendeinem
Schluss geführt hätte: nur ein Durcheinander, von dem niemand, nicht einmal derjenige,
der in diesem Moment schreibt, weiß, ob es den passenden Faden einer
Erzählung aufnimmt oder nur ein zerzauster Schmerz ist, ohne Erlösung.“
Der Anfang des Romans. Aus dem Italienischen von Maike Albath
Dieses Mal ist das
Personal überschaubarer,
der Rhythmus ruhiger
Elena Ferrante: La vita bugiarda degli adulti. Edizioni E/O, Rom 2019, 336 Seiten, 19 Euro.
Die deutsche Ausgabe soll im Herbst 2020 im Suhrkamp Verlag erscheinen.
Foto: David Alan Harvey/Magnum Photo/Agentur Focus
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