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Eine Frau, ein Mann, ein Problem: Jonathan, alleinerziehender Vater einer zehnjährigen Tochter, und Schira, beide Schriftsteller, beide Singles. Sie verlieben sich, scheinen irgendwie füreinander geschaffen, doch eine neue Beziehung anzufangen ist genauso schwierig, wie ein Buch fertig zu schreiben.

Produktbeschreibung
Eine Frau, ein Mann, ein Problem: Jonathan, alleinerziehender Vater einer zehnjährigen Tochter, und Schira, beide Schriftsteller, beide Singles. Sie verlieben sich, scheinen irgendwie füreinander geschaffen, doch eine neue Beziehung anzufangen ist genauso schwierig, wie ein Buch fertig zu schreiben.
Autorenporträt
Yael Hedaya wurde 1964 in Jerusalem geboren. Sie studierte Philosophie und Anglistik in Jerusalem und Kreatives Schreiben in New York. Sie hat als Drehbuchautorin für die erfolgreiche israelische Fernsehserie 'Be Tipul' gearbeitet, die in Amerika als 'In Treatment' adaptiert wurde, und schreibt für verschiedene israelische Zeitschriften. Yael Hedaya wohnt in der Nähe von Tel Aviv. 'Alles bestens' ist ihr fünftes Buch bei Diogenes.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.2004

Mein teures Thermometer
Mittelklassenkampf: Yael Hedaya erzählt vom Alltag in Tel Aviv

Die israelische Autorin Yael Hedaya, Jahrgang 1964, scheint sich nun auch im deutschen Sprachraum als Spezialistin für Beziehungsfragen zu empfehlen. Ihre erste, 2000 auf deutsch publizierte Erzählung "Liebe pur" handelt von einem blind date, aus dem sich ein Dreiecksverhältnis zwischen Mann, Frau und Hund entwickelt: der Vierbeiner als Beziehungsstifter. Das neue Buch, laut Untertitel eine "Liebesgeschichte", handelt von zwei Schriftstellern, die sich "wie Zwillinge" ähneln und sich nach dem Motto "Gleich und gleich gesellt sich gern" finden. Da ist der Mittvierziger Jonathan Luria, Erfolgsautor, seit fünf Jahren Witwer, Vater der zehnjährigen Dana, und die ebenso erfolgreiche alleinstehende Schira Klein. Beide sind mit ihren Erstlingswerken an der Spitze der Bestsellerlisten gelandet, beide nun in der Schreibkrise. Schira, die Jüngere, bastelt an ihrem zweiten Buch, das denselben Titel wie der Roman trägt. Den Stoff bilden die ersten fünf Monate ihrer Beziehung mit Jonathan.

Wer auf die versprochene Liebesgeschichte wartet, wird zunächst einmal auf die Folter gespannt, denn bis zur ersten näheren Begegnung unseres Paares müssen wir 448 Seiten hinter uns bringen. Dann aber geht es zur Sache: ",Spaghetti?' fragte sie leise, und da schloß er sie in die Arme." Bis dahin lebten die beiden in zwei überschaubaren, sich teils überschneidenden Kreisen in Tel Aviv nebeneinanderher. Das Personeninventar besteht aus einigen Paaren und alleinerziehenden Personen mitsamt Kindern, dazu Jonathans Mutter in Jerusalem und Schiras Vater, der ins Krankenhaus eingeliefert wird und später stirbt. Doch zuerst einmal erleben wir die Welt vornehmlich aus dem Blickwinkel der altklugen Dana und ihrer Freundinnen. Da geht es um Partys und Ausflüge, um Dabeisein oder Ausgeschlossenwerden und darum, den Vater ab und zu auf Einladungen mitzuschleppen, wo dieser dann schließlich auf Schira trifft. Verabredungen unter den pubertierenden Freundinnen werden getroffen, Mütter und Väter begegnen sich in Bäckereien, Feinkostgeschäften und den factory outlets von Tel Aviv. So wälzt sich die Geschichte in einem zähen Erzählstrom dahin.

Nun fällt es nicht schwer, sich in Yael Hedayas Schilderungen aus dem Alltag in einer israelischen Großstadt hineinzudenken. Fremd ist uns diese Welt jedenfalls auf den ersten Blick ganz und gar nicht. Eher führt die Autorin uns in schlichter Sprache ein wenig zu nah an die Situationen heran, die wir so genau vielleicht gar nicht kennenlernen möchten, weil sie uns nicht viel neue Erfahrungen versprechen. Trotz der gehobenen Berufe all dieser Figuren - die Schriftsteller sind von Psychologinnen, Uni-Dozenten, Anthropologen und Fachleuten für Telemarketing umgeben - ist das Buch erstaunlich unintellektuell. Nicht etwa von Büchern, von Politik, Kunst oder Zeitgeschehen ist bei den Dinnerpartys oder den Autofahrten ins Umland von Tel Aviv die Rede. Statt dessen geht es um "Brust oder Schenkel?" oder um einen "Sesselfurzer" unter den Teilnehmern am Elternabend, "der am Fieberthermometer sparen will". Das mag in all der jugendlich-flotten Diktion authentisch klingen - der Sommer ist "ätzend", der Autofahrer "bescheuert" und ein chinesisches Kind zu adoptieren "geil". Doch rührt der Eindruck von Realitätsnähe und Echtheit der Szenen in den Rumpffamilien gerade von der, wie es im Buch selbst heißt, "gewissen Banalität" der Gespräche und der breit ausgewalzten Alltäglichkeit her.

Auf Zusammenstöße wartet man freilich vergebens: Die beiden Stadtneurotiker wahren untereinander wie zwischen sich und der Welt einen wohldosierten Abstand. Da ist kein Raum für heiße Leidenschaft oder zehrende Konflikte. Zwar ist Schira, die einige Affären hinter sich hat, nicht so abgeklärt, als daß sie nicht immer noch von einer innigen Liebe träumte. Und auch Jonathan scheint seine innere Lähmung, die ihn seit dem Tod seiner Frau beherrschte, zu überwinden und sich in Schiras Gegenwart wirklich wohl zu fühlen. Dennoch bleibt die Beziehung in einer eigentümlichen Schwebe. Sowenig, wie es zum Streit zwischen den beiden kommt, sowenig mögen sie sich andererseits festlegen und sich etwa auf ein gemeinsames Haus auf dem Lande einigen, dem doch so viele Autofahrten in die Umgebung von Tel Aviv gegolten hatten. Es bleibt eine seelische Berührungsscheu, eine etwas müde, gelegentlich melancholisch wirkende Unentschlossenheit.

Was denn nun? Eine Liebesgeschichte? Eine Beziehungskiste? Oder eher vielleicht bloß allzubreit angelegte Szenen aus dem Mittelklasse-Alltag von Tel Aviv gegen Ende der neunziger Jahre? Am besten läßt sich dieses Buch wohl auf einen ganzen Monat verteilt als Bettlektüre - fünfundzwanzig Seiten täglich - goutieren. Möglichen Einschlafproblemen wäre jedenfalls für diesen Zeitraum wirksam begegnet.

IRMELA HIJIYA-KIRSCHNEREIT.

Yael Hedaya: "Zusammenstöße". Eine Liebesgeschichte. Aus dem Hebräischen übersetzt von Ruth Melcer. Diogenes Verlag, Zürich 2003. 751 S., geb., 24,90 [Euro].

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»Die Autorin Yael Hedaya muss man zu den Besten der jungen Generation rechnen.« Wieland Freund / Rheinischer Merkur Rheinischer Merkur