'Funnys Bafög-Anspruch ist erloschen und sie entscheidet sich, als Stripperin ihr Geld zu verdienen. Bei ihrer Arbeit beobachtet sie sich selbst genauso konsequent wie die, die sie beim Ausziehen beobachten, und beginnt, ihre Eindrücke aufzuschreiben. So entsteht die Arbeitsbiografie der Funny van Money, in der sie mit unverwüstlichem Humor den hohen Unterhaltungswert der Tabledance-Branche sowie deren Abgründe wiedergibt. Dabei agiert sie weder als betroffene Rotlichtbekennerin noch als milieuromantische Erzählerin, sondern gewährt einen unvoreingenommenen Blick in eine Welt jenseits des Ausbildungsförderungsgesetzes.
CD 1 | |||
1 | Titel 1 | 00:03:57 | |
2 | Titel 2 | 00:04:13 | |
3 | Titel 3 | 00:04:43 | |
4 | Titel 4 | 00:04:46 | |
5 | Titel 5 | 00:04:01 | |
6 | Titel 6 | 00:05:00 | |
7 | Titel 7 | 00:05:05 | |
8 | Titel 8 | 00:03:40 | |
9 | Titel 9 | 00:04:49 | |
10 | Titel 10 | 00:04:40 | |
11 | Titel 11 | 00:03:49 | |
12 | Titel 12 | 00:04:03 | |
13 | Titel 13 | 00:04:04 | |
14 | Titel 14 | 00:03:41 | |
15 | Titel 15 | 00:03:33 | |
16 | Titel 16 | 00:03:23 | |
17 | Titel 17 | 00:03:44 | |
18 | Titel 18 | 00:04:53 | |
CD 2 | |||
1 | Titel 19 | 00:03:28 | |
2 | Titel 20 | 00:03:50 | |
3 | Titel 21 | 00:04:09 | |
4 | Titel 22 | 00:03:18 | |
5 | Titel 23 | 00:04:04 | |
6 | Titel 24 | 00:04:17 | |
7 | Titel 25 | 00:03:41 | |
8 | Titel 26 | 00:02:57 | |
9 | Titel 27 | 00:04:08 | |
10 | Titel 28 | 00:04:15 | |
11 | Titel 29 | 00:03:52 | |
12 | Titel 30 | 00:03:21 | |
13 | Titel 31 | 00:04:01 | |
14 | Titel 32 | 00:02:58 | |
15 | Titel 33 | 00:03:34 | |
16 | Titel 34 | 00:03:33 | |
17 | Titel 35 | 00:03:50 | |
18 | Titel 36 | 00:04:50 | |
19 | Titel 37 | 00:04:48 | |
20 | Titel 38 | 00:02:46 | |
CD 3 | |||
1 | Titel 39 | 00:04:36 | |
2 | Titel 40 | 00:02:42 | |
3 | Titel 41 | 00:03:17 | |
4 | Titel 42 | 00:03:57 | |
5 | Titel 43 | 00:03:55 | |
6 | Titel 44 | 00:03:24 | |
7 | Titel 45 | 00:03:56 | |
8 | Titel 46 | 00:03:05 | |
9 | Titel 47 | 00:04:24 | |
10 | Titel 48 | 00:02:37 | |
11 | Titel 49 | 00:03:53 | |
12 | Titel 50 | 00:03:37 | |
13 | Titel 51 | 00:03:43 | |
14 | Titel 52 | 00:02:54 | |
15 | Titel 53 | 00:03:17 | |
16 | Titel 54 | 00:02:49 | |
17 | Titel 55 | 00:03:09 | |
18 | Titel 56 | 00:03:49 | |
19 | Titel 57 | 00:03:10 | |
20 | Titel 58 | 00:03:47 | |
Weitere 1 Tracks anzeigen | |||
21 | Titel 59 | 00:03:40 | |
CD 4 | |||
1 | Titel 60 | 00:03:34 | |
2 | Titel 61 | 00:04:05 | |
3 | Titel 62 | 00:04:11 | |
4 | Titel 63 | 00:04:27 | |
5 | Titel 64 | 00:03:31 | |
6 | Titel 65 | 00:03:03 | |
7 | Titel 66 | 00:03:37 | |
8 | Titel 67 | 00:04:14 | |
9 | Titel 68 | 00:03:53 | |
10 | Titel 69 | 00:04:03 | |
11 | Titel 70 | 00:03:10 | |
12 | Titel 71 | 00:03:36 | |
13 | Titel 72 | 00:02:52 | |
14 | Titel 73 | 00:04:00 | |
15 | Titel 74 | 00:03:54 | |
16 | Titel 75 | 00:03:03 | |
17 | Titel 76 | 00:04:15 | |
18 | Titel 77 | 00:03:27 | |
19 | Titel 78 | 00:03:55 | |
20 | Titel 79 | 00:03:28 |
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.08.2012Kalte Stange,
zarte Seele
Eine gewisse Funny van Money berichtet von ihrer
Tabledance-Tour durch die Bundesrepublik
VON JAN FÜCHTJOHANN
Funny van Money ist wohl ein Pseudonym. Welcher mit allen Wassern der Kulturwissenschaft gewaschene Körper ist da in Go-go-Pantys und weißen Sexstrumpfhosen die Stangen sämtlicher deutscher Tabledance-Bars runtergerutscht? Und dann im Programm des Verlags Hanser Berlin gelandet? Man weiß es nicht. Sicher wird es irgendwann enthüllt werden, denn ums Enthüllen geht’s ja schließlich.
Obwohl der Titel eher abwiegelt („This is Niedersachsen und nicht Las Vegas, Honey“), ist der Buchmarkt schon ordentlich vorgeheizt. Bereits vor Erscheinen liefert Google 10 000 Ergebnisse für „Funny van Money“. Der kanadische Schwulenpornograf Bruce LaBruce ließ die Autorin für Pressefotos an allen Halteverbotsschildern Berlins an der Stange tanzen. Und Stephan Porombka, Hildesheimer Professor für Kulturjournalismus, griff für den Klappentext tief in die Metaphernkiste und steckt der Animierdame „seismografische Neugier“ und: „coole Rotzigkeit“ ins Höschen. Igitt.
Zum Inhalt: Die junge Frau studiert, bis ihre Bildungsförderung ausläuft und damit ihr ganzer Lebensentwurf infrage steht. Sie braucht Geld und sucht sich Arbeit im Nackttanzmilieu. Dort klebt der Boden, die Plastikpalmen blühen und über allem hängt eine Glocke aus Bon Jovi, süßem Sekt und Irrsinn. Stoff für viele Anekdoten. Doch nebenbei wird auch noch mit dem Tänzerin-als-Opfer-Paradigma aufgeräumt. Als ein betrunkener Gast sagt, Funny habe das doch gar nicht nötig, sie könne „doch auch im Büro arbeiten“, findet sie das lustig. Ihre Lieblingskassette ist voller Lieder, die alle „I don’t care“ heißen. Sie zitiert feministische Theorie. Und auf die Frage, ob dieser Job für Frauen denn nicht entwürdigend sei, antwortet sie: „Bisher hatte ich eher das Gefühl, dass es wenn schon die Männer sind, die hier degradiert werden. Auf ihre animalischen Instinkte degradiert, durch das strategische Vorgehen einer psychologisch reflektierten Frau. Die ihre Reize bewusst einsetzt. Um ihre vordergründig monetären Ziele zu erreichen. Das Gute ist, dass der gemeine Tabledance-Gänger das Reflexionsniveau der Tänzerinnen unterschätzt.“
In den Clubs geht es jedenfalls eher um Tarifverhandlungen als um Erotik. Das nackte Tanzen reicht den wenigsten Männern, die meisten wollen auch noch: echte Liebe, echtes Verständnis, echte Fürsorge und, nachher im Hotel, echten Sex von hinten. Nur echtes Geld bezahlen sie ungern. Stattdessen jammern und tricksen sie, verteilen Komplimente und Beleidigungen. Als einer der Tänzerinnen auf der Bühne einmal ein Tampon rausrutscht, zeigen sie ihre wahren Gefühle dem anderen Geschlecht gegenüber: Sie gruseln und sie fürchten sich.
Funny nimmt das mit abgeklärtem Humor: „Wenn man einen einigermaßen großen Hintern einmal richtig in Schwingung gebracht hat, ist er wie ein versautes Perpetuum mobile.“ Ansonsten wird sie zur eiskalten Rechenmaschine, die jedes Lächeln, jede Aufmerksamkeit, jedes Thema und jeden Wimpernschlag kalkuliert: „Die Betriebstemperatur eiskalt, die Brüste und das Lächeln warm. So wird akribisch Gast für Gast erledigt, erlegt hätte ich beinahe geschrieben.“
Nur über den Buchvertrag wird leider nicht geredet. Das ist schade, denn erst damit geht die Rechnung richtig auf: Wer erst im und dann noch einmal am Milieu verdient, hat es wirklich von der Ausgebeuteten zur Ausbeuterin gebracht. Ähnlich schade ist auch die am Rande erzählte Liebesgeschichte, in der Funny sich plötzlich als nett, unbeholfen und eben nicht abgeklärt beschreibt: das Alter Ego der eiskalten Rechenmaschine. Hier wäre ein bisschen mehr Las Vegas und ein bisschen weniger Niedersachsen eindeutig interessanter gewesen.
Funny van Money: This is Niedersachsen und nicht Las Vegas, Honey: Auf Tabledance-Tour durch die Republik. Hanser Berlin Verlag, München 2012. 224 Seiten, 19,99 Euro.
Über allem hängt eine
Glocke aus „Bon Jovi“,
süßem Sekt und Irrsinn
Wer ist Funny van Money? Munter tanzt sie an allen Halteverbotsschildern der Hauptstadt und gewinnt, weil Männer, die in Tabledance-Bars verkehren, ihr Reflexionsvermögen unterschätzen.
FOTO: BRUCE LABRUCE/HANSER BERLIN
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
zarte Seele
Eine gewisse Funny van Money berichtet von ihrer
Tabledance-Tour durch die Bundesrepublik
VON JAN FÜCHTJOHANN
Funny van Money ist wohl ein Pseudonym. Welcher mit allen Wassern der Kulturwissenschaft gewaschene Körper ist da in Go-go-Pantys und weißen Sexstrumpfhosen die Stangen sämtlicher deutscher Tabledance-Bars runtergerutscht? Und dann im Programm des Verlags Hanser Berlin gelandet? Man weiß es nicht. Sicher wird es irgendwann enthüllt werden, denn ums Enthüllen geht’s ja schließlich.
Obwohl der Titel eher abwiegelt („This is Niedersachsen und nicht Las Vegas, Honey“), ist der Buchmarkt schon ordentlich vorgeheizt. Bereits vor Erscheinen liefert Google 10 000 Ergebnisse für „Funny van Money“. Der kanadische Schwulenpornograf Bruce LaBruce ließ die Autorin für Pressefotos an allen Halteverbotsschildern Berlins an der Stange tanzen. Und Stephan Porombka, Hildesheimer Professor für Kulturjournalismus, griff für den Klappentext tief in die Metaphernkiste und steckt der Animierdame „seismografische Neugier“ und: „coole Rotzigkeit“ ins Höschen. Igitt.
Zum Inhalt: Die junge Frau studiert, bis ihre Bildungsförderung ausläuft und damit ihr ganzer Lebensentwurf infrage steht. Sie braucht Geld und sucht sich Arbeit im Nackttanzmilieu. Dort klebt der Boden, die Plastikpalmen blühen und über allem hängt eine Glocke aus Bon Jovi, süßem Sekt und Irrsinn. Stoff für viele Anekdoten. Doch nebenbei wird auch noch mit dem Tänzerin-als-Opfer-Paradigma aufgeräumt. Als ein betrunkener Gast sagt, Funny habe das doch gar nicht nötig, sie könne „doch auch im Büro arbeiten“, findet sie das lustig. Ihre Lieblingskassette ist voller Lieder, die alle „I don’t care“ heißen. Sie zitiert feministische Theorie. Und auf die Frage, ob dieser Job für Frauen denn nicht entwürdigend sei, antwortet sie: „Bisher hatte ich eher das Gefühl, dass es wenn schon die Männer sind, die hier degradiert werden. Auf ihre animalischen Instinkte degradiert, durch das strategische Vorgehen einer psychologisch reflektierten Frau. Die ihre Reize bewusst einsetzt. Um ihre vordergründig monetären Ziele zu erreichen. Das Gute ist, dass der gemeine Tabledance-Gänger das Reflexionsniveau der Tänzerinnen unterschätzt.“
In den Clubs geht es jedenfalls eher um Tarifverhandlungen als um Erotik. Das nackte Tanzen reicht den wenigsten Männern, die meisten wollen auch noch: echte Liebe, echtes Verständnis, echte Fürsorge und, nachher im Hotel, echten Sex von hinten. Nur echtes Geld bezahlen sie ungern. Stattdessen jammern und tricksen sie, verteilen Komplimente und Beleidigungen. Als einer der Tänzerinnen auf der Bühne einmal ein Tampon rausrutscht, zeigen sie ihre wahren Gefühle dem anderen Geschlecht gegenüber: Sie gruseln und sie fürchten sich.
Funny nimmt das mit abgeklärtem Humor: „Wenn man einen einigermaßen großen Hintern einmal richtig in Schwingung gebracht hat, ist er wie ein versautes Perpetuum mobile.“ Ansonsten wird sie zur eiskalten Rechenmaschine, die jedes Lächeln, jede Aufmerksamkeit, jedes Thema und jeden Wimpernschlag kalkuliert: „Die Betriebstemperatur eiskalt, die Brüste und das Lächeln warm. So wird akribisch Gast für Gast erledigt, erlegt hätte ich beinahe geschrieben.“
Nur über den Buchvertrag wird leider nicht geredet. Das ist schade, denn erst damit geht die Rechnung richtig auf: Wer erst im und dann noch einmal am Milieu verdient, hat es wirklich von der Ausgebeuteten zur Ausbeuterin gebracht. Ähnlich schade ist auch die am Rande erzählte Liebesgeschichte, in der Funny sich plötzlich als nett, unbeholfen und eben nicht abgeklärt beschreibt: das Alter Ego der eiskalten Rechenmaschine. Hier wäre ein bisschen mehr Las Vegas und ein bisschen weniger Niedersachsen eindeutig interessanter gewesen.
Funny van Money: This is Niedersachsen und nicht Las Vegas, Honey: Auf Tabledance-Tour durch die Republik. Hanser Berlin Verlag, München 2012. 224 Seiten, 19,99 Euro.
Über allem hängt eine
Glocke aus „Bon Jovi“,
süßem Sekt und Irrsinn
Wer ist Funny van Money? Munter tanzt sie an allen Halteverbotsschildern der Hauptstadt und gewinnt, weil Männer, die in Tabledance-Bars verkehren, ihr Reflexionsvermögen unterschätzen.
FOTO: BRUCE LABRUCE/HANSER BERLIN
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