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- Ein Porträt Havannas vor dem kommenden Wandel - Ein einmaliger Einblick in die Herrenhäuser der kubanischen Hauptstadt - Brillante, detailreiche Fotografien, an denen man sich nicht sattsehen kann

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Produktbeschreibung
- Ein Porträt Havannas vor dem kommenden Wandel
- Ein einmaliger Einblick in die Herrenhäuser der kubanischen Hauptstadt
- Brillante, detailreiche Fotografien, an denen man sich nicht sattsehen kann
Autorenporträt
Bernhard Hartmann, geboren 1972, studierte Slawistik / Polonistik und Germanistik in Mainz und Potsdam. Danach arbeitete er als Lehrbeauftragter und wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Slawistischen Instituten in Potsdam, Berlin (HU), Erfurt, Wien und Bochum. Seit 2001 ist er Übersetzer von literarischen und geisteswissenschaftlichen Texten aus dem Polnischen, seit 2011 als freiberuflicher Übersetzer tätig. Hartmann übersetzt Lyrik, zudem Prosawerke von Hanna Krall und Lidia Amejko, Essays und Theaterstücke. Der Jury imponierten seine philologisch exakten und zugleich ausdrucks- wie stilsicheren Übersetzungen. In allen seinen Arbeiten erfülle er dabei den an sich selbst gestellten Anspruch, dass eine gute literarische Übersetzung ein Kunstwerk sein sollte, das für sich selbst bestehen muss. 2013 wurde Bernhard Hartmann mit dem Karl-Dedecius-Übersetzer-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.11.2016

REISEBUCH
Salz auf unserem Haus
Kuba wird gern verklärt – besonders für die Touristen. Daran hatten lange Zeit auch
Bildbände ihren Anteil. Inzwischen ist deren Blick auf das Land differenzierter
VON STEFAN FISCHER
Über eines kann der aktuelle Tourismusboom nicht hinwegtäuschen: Kuba macht nach wie vor mehr Geld mit den Leuten, die außer Landes gehen, als mit jenen, die die Karibikinsel besuchen. Allein 50 000 kubanische Ärzte praktizieren derzeit im Ausland, vor allem in Venezuela und neuerdings häufig auch in Brasilien. Der Dienstleistungsexport bringt mehr Devisen ein als der Tourismus – der Kuba allerdings im ersten Halbjahr 2016 immerhin auch Erträge in Höhe von einer Milliarde Euro beschert hat. Das sind 15 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
  Damit ist man bereits beim Kern der Sache. Abgesehen von Myanmar weckt derzeit kein Land so viel neu entfachte Entdeckerlust bei Reisenden wie Kuba – genauer: wie das eigentlich schon der Vergangenheit angehörende, aber vermeintlich doch noch greifbare Kuba der Fidel-Castro-Jahrzehnte. Die Kubaner hingegen haben so wenig Lust auf dieses Kuba wie wahrscheinlich noch nie zuvor. Jens Glüsing etwa schildert in dem Buch „Kuba“, das er gemeinsam mit dem Fotografen Michael Pasdzior im Corso-Verlag veröffentlicht hat, dass es in Brasilien inzwischen eine Fluchthilfe-Organisation gibt, die kubanischen Medizinern auf Auslandsmission hilft, in Brasilien unterzutauchen, um nicht zurück in ihre Heimat zu müssen.
  Naturgemäß schlägt sich die Beliebtheit Kubas bei den Touristen auch auf dem Reisebuchmarkt nieder. Spannend zu sehen ist, welches Bild in den verschiedenen Bänden von dem sozialistischen Refugium in der Karibik gezeichnet wird. Denn eines ist klar: Die Verklärung Kubas ist immens. Und es ist nicht auszuschließen, dass die Einheimischen aus just den Gründen wegwollen, aus denen die Fremden sich angezogen fühlen.
  Am weitesten entfernt von einer kritischen Auseinandersetzung mit der Situation auf der Insel ist „Das Kuba Buch“ aus dem Kunth Verlag. Der Antrieb vieler Kuba-Urlauber ist, das Land zu sehen, solange es noch weitgehend unverdorben vom Kapitalismus ist, der – so die gängige Meinung – unweigerlich Einzug halten wird. Solange man „das echte Kuba noch entdecken kann“, präzisiert das „Kuba Buch“. Und dann wird aufgelistet, was dieses vermeintlich echte Kuba ausmacht: „Rumba und Revolution, afrikanisches Erbe und Art déco, karibische Traumstrände und das flirrende Leben Havannas, Hemingway und Che Guevara.“ Sollten die Kubaner also einmal die Mittel haben, ihr Land zu modernisieren, dann wird es nicht mehr das echte Kuba sein – so die arrogante Logik, die den Wert des Landes daran bemisst, inwiefern es in Zukunft weiter als Museum seiner selbst existieren wird.
  Die bezaubernde koloniale Architektur Havannas, die ganz überwiegend nicht bis zur historisierenden Verkitschung kaputtrenoviert worden ist, sondern über die Jahrzehnte notgedrungen eine romantische Patina angesetzt hat – sie ist natürlich eine der Hauptattraktionen für Besucher. Eine zwiespältige. Einige der Häuser sind inzwischen so marode, dass sie einstürzen, immer wieder sterben dabei Menschen. Wie die Kubaner sich in diesen – man kann es kaum anders nennen – Ruinen eingerichtet haben, zeigt der Fotograf Bernhard Hartmann. Er hat für den Band „Havana“ Wohnungen der Altstadt fotografiert, manchmal mit Bewohnern, meistens als Stillleben. Manches Interieur hat tatsächlich Grandezza; in den meisten Fällen kann der Versuch der Bewohner, sich ein behagliches, sogar geschmackvoll eingerichtetes Zuhause zu schaffen, jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, wie verkommen die Bausubstanz und entsprechend eingeschränkt die Lebensqualität ist.
  Auch der Fotograf Andreas Kaiser konzentriert sich in seinem ebenfalls schlicht „Havana“ betitelten Band auf die Hauptstadt, bei ihm stehen die Fassaden im Fokus – nicht nur die kolonialistischen. Ihm ist weniger an einer Ästhetisierung gelegen als Hartmann. Sieht man seine Fotos, kann man Havanna im Grunde nicht mehr verklären: Es gibt Szenen, die erinnern an Beirut oder sogar Aleppo. Die Schäden an den Bauwerken, die das Klima und das Meersalz über Jahrzehnte angerichtet haben, sind mancherorts in Havanna schlichtweg so gravierend wie woanders durch Bombardierungen.
  Extrem ästhetisiert sind unterdessen Werner Pawloks Fotografien in dem großformatigen, opulent gedruckten Bildband „Cuba expired“. Aber wie der Titel besagt, geht es um den Verfall, der nicht geleugnet, nicht verklärt wird. Kuba erscheine hier, so formuliert es Stephan Reisner in einem Begleittext, als Memento mori. Die Schönheit dieses Zerfalls wird als etwas Perfides dargestellt.
  Wer in vielen Büchern nur eine Nebenrolle spielt, sind die Kubaner selbst. Immerhin: Katharina Alt setzt sie ins Zentrum ihrer Dokumentation „Boxing Cuba“. Kein anderes Land bringt so viele Champions hervor wie Kuba; Alt porträtiert etliche dieser Weltmeister und Olympiasieger. Sie besucht aber auch die Stätten, an denen diese Karrieren beginnen und wo das Boxen als Volkssport ausgeübt wird.
  Das vielseitigste, kundigste Kuba-Buch ist jedoch das eingangs erwähnte von Jens Glüsing und Michael Pasdzior. Weil es sich klug und anschaulich an den Alltag auf der Insel anlehnt. Ein Alltag, der in Teilen auch eine Inszenierung ist für Touristen. Die bezahlen dafür, und ihr Geld verschafft etlichen Kubanern eine wirtschaftliche Perspektive. Jede Kubareise vertieft den Wandel, Nostalgie hin, Nostalgie her.
Jens Glüsing, Michael Pasdzior: Kuba. Von der Revolution der Armen, Havanna und Chevrolets, Amis und Zuckerrohr. Corso im Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden 2016. 144 Seiten, 26,90 Euro.
Natalie Göltenboth: Das Kuba Buch. Highlights eines faszinierenden Landes. Kunth Verlag, München 2016. 280 Seiten, 24,95 Euro.
Bernhard Hartmann: Havana. Yellow Corner Editions / teNeues Verlag, Kempen 2016. 176 Seiten, 49,90 Euro.
Andreas Kaiser: Havana. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2016. 280 Seiten, 39,90 Euro.
Werner Pawlok: Cuba expired. Frederking & Thaler Verlag, München 2016. 320 Seiten, 98 Euro.
Michael Schleicher (Hrsg.), Katharina Alt: Boxing Cuba. From Backyards to World Championship. Hirmer Verlag, München 2016. 184 Seiten, 34,90 Euro.
Kuba öffnet sich bedächtig – die Angst der Herrschenden, vom Kapitalismus überrollt zu werden, ist groß. Das Land wird sich jedoch wandeln müssen, wenn es eine aussichtsreiche Zukunft haben will. Wie viel die Kubaner von ihrem bisherigen Gesellschaftsmodell bewahren können und wollen, weiß niemand. Urlauber sind vorerst verschossen in den morbiden Charme.
Fotos: Werner Pawlok / Frederking & Thaler Verlag (2), Michael Pasdzior, Andreas Kaiser, Bernhard Hartmann / teNeues and YellowKorner, Katharina Alt
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