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Ebbe Weiss-Weingart (geb. 1923) ist eine der großen Wegbereiterinnen des internationalen Autorenschmucks. Mittlerweile sieben Jahrzehnte bereichert sie die zeitgenössische Schmuckszene mit ihren vielseitigen Arbeiten. Unvergessen sind ihre Anfänge mit strukturierten Oberflächen und die galvanoplastisch geformten Stücke der 1950er- und 1960er-Jahre. Neben figürlichen Motiven, hier insbesondere Menschen- und Tierdarstellungen, schuf sie ebenso Stücke mit ironisch-skurrilem Unterton. In ihrer letzten Werkphase, die sie in den 1990er-Jahren begann, arbeitete sie mit großer Vorliebe Schmuck aus…mehr

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Produktbeschreibung
Ebbe Weiss-Weingart (geb. 1923) ist eine der großen Wegbereiterinnen des internationalen Autorenschmucks. Mittlerweile sieben Jahrzehnte bereichert sie die zeitgenössische Schmuckszene mit ihren vielseitigen Arbeiten. Unvergessen sind ihre Anfänge mit strukturierten Oberflächen und die galvanoplastisch geformten Stücke der 1950er- und 1960er-Jahre. Neben figürlichen Motiven, hier insbesondere Menschen- und Tierdarstellungen, schuf sie ebenso Stücke mit ironisch-skurrilem Unterton. In ihrer letzten Werkphase, die sie in den 1990er-Jahren begann, arbeitete sie mit großer Vorliebe Schmuck aus chinesischen Jadereliefs. Rund 200 Abbildungen von Schmuckobjekten und bisher unveröffentlichtes Fotomaterial dokumentieren das preisgekrönte Werk Ebbe Weiss-Weingarts und erweitern den Blick um bisher unbekannte Facetten.
Autorenporträt
Weber-Stöber, ChristianneDr Christianne Weber-Stöber, art historian and jewellery scientist, with numerous publications on contemporary jewellery and hollow- and flatware design. Since 1989 general manager of the Association for Goldsmiths' Art in Hanau, a non-profit association promoting gold- and silverware design. Since 2006 director of the German Goldsmiths' House, whose exhibition emphasis is contemporary jewellery and hollow- and flatware design.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2017

Archaisch anmutende Schmuckstücke

In jedem Werk ein Stückchen Seele: Das Goldschmiedehaus in Hanau würdigt die Künstlerin und Mäzenin Ebbe Weiss-Weingart.

Von Luise Glaser-Lotz

HANAU. Das Goldschmiedehaus in Hanau hat ihr viel zu verdanken: Ebbe Weiss-Weingart, der Grande Dame der Schmuckkunst der deutschen Nachkriegszeit. Die Künstlerin wurde in Hanau zwar nicht geboren, sie war auch keine Absolventin der Staatlichen Zeichenakademie, noch lebte sie jemals in der "Stadt des edlen Schmuckes", wie sich Hanau einst nannte. Doch sie war fasziniert von der Szene der Gold- und Silberkunst in der Stadt, die ihr Freundschaften fürs Leben bescherte. Zu diesen zählten außer dem früheren Kulturamtsleiter Günter Rauch vor allem der einstige Leiter des Goldschmiedehauses, Rudolf Schäffer, der die letzte von ihm gestaltete Ausstellung der Künstlerin widmete.

Damals, im Jahr 2006, vermachte Ebbe Weiss-Weingart alle Arbeiten, die sie dem Hanauer Schmuckmuseum zuvor schon als Leihgabe überlassen hatte. Fast 200 Stücke aus den Jahren 1950 bis 1999 hatte sie dem Haus im Jahr 2000 geschenkt, drei Jahre später folgten rund 50 Arbeiten zunächst als Dauerleihgabe. Etwa 100 Objekte kamen 2014 als beständige Leihgabe hinzu. Damit legte Weiss-Weingart eine wichtige Grundlage für den Sammlungsbestand des Goldschmiedehauses. Die Bandbreite ihres Schaffens ist nach den Worten von Christianne Weber-Stöber, heutige Leiterin des Goldschmiedehauses und Geschäftsführerin der dort angesiedelten Gesellschaft für Goldschmiedekunst, so weit, dass alle wichtigen Stilrichtungen der Nachkriegszeit allein mit dem Werk von Weiss-Weingart abgedeckt werden können.

Das bedeutet aber nicht, dass ihre Kunst auf Stereotypen festzulegen wäre. Im Gegenteil: Die 1923 in Nürnberg geborene Goldschmiedemeisterin besaß ihren eigenen Stil, der geprägt war von großer Experimentierfreude mit Formen, Farben, Größen und Materialien. So konzentrierte sich die Gabe des Jahres 2003 auf die für sie typische Beschäftigung mit Jade.

Anfangs hatte sie eigentlich keine große Lust auf diesen Schmuckstein, erzählte Weiss-Weingart damals, als sie vor mehr als zehn Jahren zu der Ausstellungspräsentation nach Hanau gekommen war. Man habe sie regelrecht dazu gedrängt, sich mit dem Material auseinanderzusetzen. Aber als sie sich erst einmal darauf eingelassen habe, sei der Funke übergesprungen. Die archaisch anmutenden Motive, wie sie immer wieder in ihrem Werk zu finden sind, ließen sich hervorragend auch in Jade formen.

Das Ergebnis waren geheimnisvoll anmutende Masken, aber auch Drachen, Fische und Vögel, denn Weiss-Weingart hatten es als Frau eines Veterinärs die Tiere besonders angetan. Sie experimentierte unter anderem auch mit Emaille und mit Kunststoff und verwandelte die glatte Haut des Goldes in eine aufgerauhte, reliefartige Oberfläche.

In jeder ihrer Arbeiten stecke ein kleines Stück Seele, sagte die Künstlerin, die 2006 noch voller Elan in ihrer Wahlheimat am Bodensee kreativ war. Bis vor wenigen Jahren fertigte sie dort Schmuck, doch die Kraft hat sie inzwischen verlassen. Wenn im Goldschmiedehaus Anfang 2018 eine umfassende Werkschau zu ihrem 95. Geburtstag eröffnet wird, kann Ebbe Weiss-Weingart wohl nicht mehr anwesend sein.

Aber vielleicht hat sie noch Freude an dem großen, in englischer und deutscher Sprache verfassten Bildband, den die Gesellschaft für Goldschmiedekunst fertiggestellt hat. Unter dem Titel "Ebbe Weiss-Weingart - 70 Jahre Schmuck" würdigt die Publikation mit rund 200 Abbildungen das Lebenswerk der Künstlerin. Darin finden sich Weber-Stöber zufolge dank der Hilfe der Familie neue Einblicke beispielsweise auf die Jugendjahre. Die Ausstellung werde sich weitgehend auf das Buch stützen, was bedeute, dass über den eigenen Bestand hinaus viele Leihgaben anderer Museen und aus Privatbesitz erstmals in Hanau zu sehen sein werden. Nicht fehlen sollen zudem Stücke aus ihren letzten Schaffensjahren. Die Lebensleistung von Ebbe Weiss-Weingart besteht für Weber-Stöber nicht allein in dem großen künstlerischen Werk der als wichtigste Vertreterin der Schmuckkunst des 20. Jahrhunderts geltenden Frau. Sie habe es auch verstanden, sich in einer männerdominierten Welt durchzusetzen. Nach Kriegsende war sie eine der ersten Goldschmiedinnen, die sich in Deutschland der modernen Kunst zuwandte. Nur wenige Frauen durften damals in der Schmuckavantgarde mitspielen. 1975 wurde sie mit dem Ehrenring der Gesellschaft für Goldschmiedekunst ausgezeichnet, das hatten zuvor nur zwei Frauen geschafft, aber fast 30 Männer. In ihrer Dankesrede sagte sie: "Mit der Verleihung des Ehrenrings, wofür ich dem Präsidium der Gesellschaft für Goldschmiedekunst aus ganzem Herzen danke, haben Sie mir nicht nur eine große Überraschung und Freude bereitet. Sie haben auch in meinem Inneren den Gedanken lebendig gemacht, dass ich während meines sechsunddreißigjährigen Wirkens als Goldschmiedin nicht auf verlorenem Posten gearbeitet habe."

Der Band "Ebbe Weiss-Weingart - 70 Jahre Schmuck. 70 years of jewellery" ist erschienen im Verlag Arnoldsche Art Publishers. Er kostet 44 Euro.

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