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Freiheit, Tyrannei, "Volk" und Monarchie - Themen, die Paul Valéry zwischen 1936 und 1938 in einem separat geführten Carnet notierte, das parallel zu seinen legendären, lebenslangen Cahiers entstand. In den historischen, zeitgeschichtlichen, politischen Aperçus und Kurztexten geht es ihm darum, Tiefenstrukturen anarchischen Denkens und Handelns aufzuspüren: um eine Kritik von Staatsformen, problematische Grundfragen zu Nation und Gesellschaft, zu Souveränität und Autorität, zu Macht, Gewalt und Angst, um Rechtsformen und Rechtsprechung - wie auch um deren historische Akteure, etwa Napoleon,…mehr

Produktbeschreibung
Freiheit, Tyrannei, "Volk" und Monarchie - Themen, die Paul Valéry zwischen 1936 und 1938 in einem separat geführten Carnet notierte, das parallel zu seinen legendären, lebenslangen Cahiers entstand. In den historischen, zeitgeschichtlichen, politischen Aperçus und Kurztexten geht es ihm darum, Tiefenstrukturen anarchischen Denkens und Handelns aufzuspüren: um eine Kritik von Staatsformen, problematische Grundfragen zu Nation und Gesellschaft, zu Souveränität und Autorität, zu Macht, Gewalt und Angst, um Rechtsformen und Rechtsprechung - wie auch um deren historische Akteure, etwa Napoleon, Trotzki, Hitler oder den Zufall. Seine Überlegungen sind hellsichtig und überraschend; geschrieben in einer Vorkriegszeit, verbinden sie sich erschreckend direkt mit unserer Gegenwart
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Paul Valéry, 1871 in Sète geboren, war einer der wichtigsten französischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Der Lyriker, Philosoph und Essayist feierte mit den Titeln Monsieur Teste, Léonard de Vinci, La jeune Parque (1917), Charmes (1922) und Mon Faust erstaunliche Erfolge und erlangte in den Zwanzigerjahren großen Ruhm als Freund Rilkes und »Klassiker der Moderne«. Valéry war seit 1926 Mitglied der Académie française, wirkte auch in der Coopération intellectuelle des Völkerbunds mit und hatte ab 1937 einen Lehrstuhl für Poetik am Collège de France inne. Er starb 1945 in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.04.2019

NEUE TASCHENBÜCHER
Wider den Konformismus –
Paul Valérys „Prinzipien der Anarchie“
Je fragiler der Firnis der Zivilisation angesichts des gegenwärtigen Nationalismus und Populismus scheint, umso tiefgründiger schillern die Wortmeldungen aus den zwei Jahrzehnten vor dem größten anzunehmenden Zivilisationsbruch zwischen 1933 und 1945. Paul Valérys nun erstmals auf Deutsch erschienenes Carnet aus den Jahren 1936 bis 1938 ist ein solches Dokument.
Valéry war weder Anarchist, noch zeigt er hier klare Prinzipien auf. Was ihn interessiert sind die Anfänge von Anarchischem – jene Tiefenstrukturen, die ein bestehendes System ins Wanken geraten lassen. Dabei fordert er stetig vermeintliche Gewissheiten heraus: Ihm zufolge ist der Anarchist ein „Beobachter, der das sieht, was er sieht, und nicht das, was man gemeinhin sieht“ – also ein wacher Mensch, der gegen seine Unterwerfung opponiert und eine beweisbare Faktenlage den „alternativen Fakten“ vorzieht. Griffige Antworten auf die heutige Situation vermag Paul Valéry nicht zu liefern, vielmehr kann man ihn hier als Suchenden erleben, der unterschiedliche Denkbewegungen ausprobiert. Einige Skizzen versanden, andere führen zu hellsichtigen Aphorismen.
Statt einer linearen Lesart drängt sich das Streunen durch das schmale Bändchen geradezu auf – die Aperçus über Staatsformen, Realpolitik, Geschichte, Freiheit, Macht oder Volk ermöglichen den Sprung ins Denken. War Valérys Fokussierung auf die Möglichkeit der freien Entfaltung des Einzelnen am Vorabend des faschistischen Exzesses eine notwendige humanistische Intervention, so wirken viele seiner Ansätze in unserer pathologisch individualisierten Gesellschaft nicht unbedingt taufrisch. Doch gerade an diesen Stellen den „Klassiker“ mit dem eigenen Denken zu konfrontieren macht die Lektüre doch sehr aufregend. Nicht von ungefähr schreibt Paul Valéry über Lehrmeinungen: „Ein denkendes Lebewesen ist immer eines neuen Gedankens fähiger als ein Gedanke ihm gegenüber (. . .), denn der Gedanke ist immer an den Augenblick gebunden, der Mensch hingegen verändert sich, wie auch die Dinge.“ VOLKER BERNHARD
Paul Valéry: Prinzipien der An-archie. Aus dem Französischen von Jürgen Schmidt-
Radefeldt. Matthes & Seitz, Berlin 2019.
200 Seiten, 16 Euro.
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