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- Produktdetails
- Verlag: Random House ebook
- Seitenzahl: 896
- Erscheinungstermin: 15.09.2014
- Deutsch
- ISBN-13: 9783641140106
- Artikelnr.: 40900514
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Als Karl V. zurückgetreten war, erst als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, dann, 1556, auch als König von Spanien, Herrscher über Sizilien, die Niederlande und die amerikanischen Kolonien, und sich zurückzog ins abgelegene Kloster San Jerónimo de Yuste, da betrachtete er sich als gescheiterten Mann. Er hatte das größte Reich seiner Zeit geerbt und den größten Teil davon zusammengehalten. Aber was ihn kümmerte, war, was ihm nicht gelungen war. Im Heiligen Reich, das nicht identisch mit Deutschland war und doch zum größten Teil aus deutschen Ländern bestand, war er ein mächtiger Kaiser gewesen - aber nicht mächtig genug, es tatsächlich zu einen, dem monarchischen Prinzip zu unterwerfen und es zu einem Staat, so straff regiert wie England oder Frankreich, zu formen. Die Fürsten hatten ihre deutsche Libertät und, zum Teil, das protestantische Bekenntnis behauptet gegen den katholischen Kaiser und seinen Machtanspruch.
Den Nachbarn allerdings reichte es schon, dass Karl nur die Ambition gehabt hatte. Das Reich, vereint unter der Herrschaft der Habsburger, das wäre, wegen seiner Größe, der Menschen und der Ressourcen, eine Bedrohung für sie alle gewesen; und als dann die Preußen dieses Reich, wenn auch ohne Österreich, tatsächlich einten und ihrer Herrschaft unterwarfen, offenbarte sich, dass die Nachbarn sich zu Recht gefürchtet hatten. Von diesem Gebilde in der Mitte Europas und davon, wie die Nachbarn in die deutschen Angelegenheiten verwickelt waren und noch immer sind, erzählt der schottische Historiker Brendan Simms in "Kampf um Vorherrschaft", und aus seiner Perspektive ist nicht deutsche Teilung und Zersplitterung die Anomalie - es ist die deutsche Einheit. Es ist jene Macht, die sich mal militärisch, mal ökonomisch äußert, welche ja nicht nur die Nachbarn beunruhigt. Am meisten verunsichert sie die Deutschen selbst, wie die Geschichte der letzten 25 Jahre zeigt. Wer die deutsche Hegemonie verhindern will, der muss, suggeriert Simms, für einen europäischen Bundesstaat kämpfen, in welchem Deutschland so aufgehen könnte, wie die Fürstentümer einst in Deutschland aufgegangen sind.
Claudius Seidl
Brendan Simms: "Kampf um Vorherrschaft - Eine deutsche Geschichte Europas 1453 bis heute". DVA, 896 Seiten, 34,99 Euro
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