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SHORTLISTED FOR THE GUARDIAN FIRST BOOK AWARD'A Russian Wild Swans ... Some of the stories will stay with me forever' Sunday TimesOn a midsummer day in 1937, Boris Bibikov kissed his two daughters goodbye and disappeared. One of those girls, Lyudmila, was to fall in love with a tall young foreigner in Moscow at the height of the Cold War and embark on a dangerous and passionate affair. Decades later, a reporter in nineties Moscow, her son Owen Matthews, pieces together his grandfather's passage through the harrowing world of Stalin's purges, and tells the story of his parents' Cold War love…mehr

Produktbeschreibung
SHORTLISTED FOR THE GUARDIAN FIRST BOOK AWARD'A Russian Wild Swans ... Some of the stories will stay with me forever' Sunday TimesOn a midsummer day in 1937, Boris Bibikov kissed his two daughters goodbye and disappeared. One of those girls, Lyudmila, was to fall in love with a tall young foreigner in Moscow at the height of the Cold War and embark on a dangerous and passionate affair. Decades later, a reporter in nineties Moscow, her son Owen Matthews, pieces together his grandfather's passage through the harrowing world of Stalin's purges, and tells the story of his parents' Cold War love affair through their heartbreaking letters and memories. Stalin's Children is a raw, vivid memoir about a young man's struggle to understand his parents' lives and the history of the strange country in which they lived.
Autorenporträt
Owen Matthews studied Modern History at Oxford University before beginning his career as a journalist in Bosnia. He has written for the Moscow Times, The Times, the Spectator and the Independent. In 1997, he became a correspondent at Newsweek magazine in Moscow where he covered the second Chechen war, Afghanistan, Iraq, and the conflict in Eastern Ukraine. His first book on Russian history, Stalin's Children, was translated into 28 languages and shortlisted for The Guardian First Books Award and France's Prix Medicis. Owen's first book on Russian history was Stalin's Children, a family memoir, which was published to great critical acclaim in 2008. The book was shortlisted for the Guardian First Book Award and the Orwell Prize for political writing, and selected as one of the Books of the Year by the Sunday Times, Sunday Telegraph and the Spectator. It has been translated into twenty-eight languages and was shortlisted for France's Medici Prize and French Elle Magazine's Grand Prix Litteraire, as well as being selected as one of the FNAC chain's twenty featured titles for the Rentree Litteraire of 2009. Owen is currently a contributing editor for Newsweek magazine, based in Istanbul and Moscow.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.05.2014

Das Pendel hing am tiefsten Punkt
Überleben, sich verlieben – Owen Matthews’ bewegende Familiengeschichte aus Russland und England
Ganz zum Schluss seines überwältigend schönen Buches benutzt Owen Matthews eine Formulierung, die vieles erklärt: Russland, schreibt der britische Journalist, habe in ihn „eingegriffen“ – wie auch zuvor schon in seinen Vater. Ein Land, das eingreift nicht nur in die Schicksale von Menschen, sondern auch in ihre Seelen, das sich hineinfrisst, hineinfräst wie ein medizinischer Eingriff in Kopf und Herz – wie kann das gehen? Nach der Lektüre von „Winterkinder“, in dem Familienbiografie und Liebesgeschichte, Geschichtsbuch und sachliche Reportage auf das Großartigste verbunden sind, ist diese Frage irrelevant. Die Geschichte zeigt, dass es gar nicht anders sein kann.
  Denn Owen Matthews berichtet aus dem Leben in zwei Welten, der englischen und der russischen, wobei es die russische ist, die das Drama dieser Familie über fast ein Jahrhundert hinweg dominiert. Kurz und prägnant ginge deren Geschichte so: Boris Bibikow und seine Frau Marta stammen aus der ukrainischen Sowjetrepublik; er ist Kommunist der ersten Stunde und glühender Verfechter der Idee vom neuen Menschen. Bibikow zieht daher aus, um in den frühen 30er Jahren eine ganze Traktorenfabrik in die schwarze Erde des Bauernlandes zu pressen und wird zum Helden der Arbeit: Der neue Sowjetmensch, an den Bibikow glaubt, bricht alle Rekorde, das Werk wird zum Vorzeigeprojekt der Industrialisierung.
  Stalins Schergen aber antworten nicht mit Lohn und Lob, sondern mit dem Golodmor, der Waffe des Sowjetsystems gegen die Bauern, die im großen Hungern und Sterben endet, und später dann mit den großen Säuberungen, denen Bibikow zum Opfer fällt. Seine Frau Marta kommt ins Lager, wo sie verbittert und verstummt. Die Töchter Lenina und Ljudmila werden in Kinderheimen untergebracht, werden getrennt, hungern und leiden, und finden sich im Zweiten Weltkrieg auf unfassbare, glückliche Weise wieder.
  Matthews’ Mutter Ljudmila, die Tochter von Boris und Marta, lernt drei Jahrzehnte später seinen Vater Mervyn Matthews kennen, der an der Botschaft in Moskau arbeitet. Große Liebe, lange unerfüllt. Moskau lässt keine Bürgerin ausreisen, nur weil sie sich in einen Mann aus dem kapitalistischen Westen verguckt hat. Was über Jahre bleibt, sind Briefe, hunderte, tausende. Mervyn versucht alles, um Ljudmila herauszuholen hinter dem eisernen Vorhang; Er fraternisiert mit dem KGB, schreibt Bittbriefe, spricht jeden Politiker an, dessen er habhaft werden kann, reist illegal in die Sowjetunion ein, schmiedet Fluchtpläne. Nach Jahren: Erfolg im Rahmen eines Agentenaustausches. Und doch ein Misserfolg zugleich. Denn: „Als meine Eltern sich wiedersahen, mussten sie feststellen, dass kaum noch Liebe übrig war. Sie war zu Tinte geworden und auf tausende Seiten Papier geflossen.“
  Zwei Jahrzehnte später geht Owen Matthews selbst nach Russland, er gerät nach dem Zerfall der Sowjetunion in den Taumel der 90er Jahre, in die Zeit des Raubtierkapitalismus und der Morallosigkeit, als Moskau „vulgär, korrupt, brutal, manisch, obszön, laut und vom Mammon besessen“ war. Er lernt seine Frau, eine Russin, kennen, und geht schließlich fort. Warum? Er hat genug von diesem Land.
  Wer „Winterkinder“ gelesen hat, kann das verstehen – und doch wieder nicht: Als fasse der Autor all seine Gefühle, Abwehr, Verbitterung, Ratlosigkeit und tiefe Zuneigung in zwei kleinen Worten zusammen, zitiert er eine Freundin seiner Mutter. Die schrieb dieser nach dem Fall der Mauer und dem Zerfall der Sowjetunion eine Karte nach England, wo Ljudmila Matthews seit der Emigration lebte: „Neuscheli doschili?“ Es ist eine Formulierung, wie sie wohl nur in der komplexen und schönen russischen Sprache möglich ist und die in etwa heißt: „Kann es wirklich sein, dass wir überlebt haben?“ Diesen Wahnsinn überlebt haben?
  Matthews hat den Aufstieg und Fall seines Großvaters wie auch die spätere Familiengeschichte von Liebe und Zweifeln, Verrat und Anbiederung, Trauma und Abscheu zu Teilen in den Akten des KGB in Moskau, zu Teilen in den Briefen seiner Eltern und Schriften seiner Großeltern ausgegraben. Dabei hat er seiner Familie kein Denkmal gesetzt. Dazu ist dieses Buch viel zu lebendig, es strotzt geradezu vor Geschichten in der Geschichte.
  Und es strotzt vor Liebe, was den besonderen Reiz ausmacht: der Liebe der unter Stalin im Krieg getrennten zwei Töchter Bibikows. Und der Liebe seiner Eltern, die er mit der ganzen Indiskretion eines Journalisten vor dem dankbaren Leser ausbreitet: „Im Herbst 1963 sah ich dich zum ersten Mal“, schreibt Ljudmila an Mervyn, „ich spürte eine Art inneren Impuls, eine flüchtige, sengende Gewissheit, dass Du genau der Mensch seist, in den ich mich endlich verlieben würde. Es war, als habe sich ein Stück meines Herzens abgelöst und ein eigenes Leben in Dir begonnen.“
  Tatsächlich übersteht diese Liebe zwar die Ost-West-Trennung des Kalten Kriegs, aber nicht den Alltag im kalten, fremden England. Die Eltern bleiben zusammen, aber es ist von da an ein freudloses Glück.
Neben der Liebe ist es die Politik, die Matthews beschäftigt; er hat das im Blut. Als junger Reporter war er ohne Aufträge und Erfahrung nach Bosnien gegangen und hatte später in Moskau für die Times und den Independent gearbeitet. Dann beschloss er, „drei Generationen Liebe und Krieg“ zu schildern – so der Untertitel seines Werks, das schon 2008 in Großbritannien erschien, zum Bestseller wurde und das nun von Vanadis Buhr einfühlsam ins Deutsche übersetzt wurde. Wem die sowjetische Geschichte von den Zwanzigern bis ins neue Jahrtausend hinein egal ist, der wird in „Winterkinder“ gleichwohl fasziniert eintauch. Denn der Autor rechnet politisch auch mit dem neuen Russland ab, das sein „Blut wie ein Fieber infiziert“.
  Wenn er heute an Moskau denke, schreibt Matthews, beschwöre das in ihm immer ein „Bild der Wildnis herauf, von Trümmern aufgezehrter Energie. Ich verließ die Stadt, nachdem die große Blase der Neunzigerjahre geplatzt und der Kater am schlimmsten war. Das Pendel hing am tiefsten Punkt zwischen dem Rausch des ungebremsten Kapitalismus und dem, was sich als tiefe Sehnsucht nach Autorität und Ordnung entpuppen sollte.“
  Er habe als Reporter in Russland das Gefühl gehabt, er werde dem „wahren Leben“ nie wieder so nahe kommen, bekennt der Autor. Und dann wird er, was er sonst auf wundersame Weise vermeidet, doch einmal sehr pathetisch: Der durchschnittliche Russe habe, wie er aus seinen „jahrelangen Wanderungen auf der schlimmeren Seite des neuen Russland gefolgert habe, „schon mehr echten Missbrauch und Hoffnungslosigkeit und Korruption und Ungerechtigkeit erlebt als die meisten meiner britischen Freunde in einem ganzen Leben.“ Das Glück anderswo, folgert Owen Matthews in seinem berührenden Dokument einer Hassliebe, könne daher „mit der Intensität ihres Leids“ nicht mithalten.
CATHRIN KAHLWEIT
Moskau lässt keine Bürgerin
ausreisen, nur weil sie sich in
einen Westler verguckt hat
Owen Matthews erzählt von der Liebe in den Zeiten der Mangelwirtschaft: Ein provisorischer Straßenstand mit Bananenkisten in Leningrad 1977.
Foto: Manfred Vollmer
  
  
  
Owen Matthews:
Winterkinder. Drei Generationen Liebe und Krieg. Deutsch von Vanadis Buhr. Graf Verlag, München 2014. 400 Seiten, 22,99 Euro. E-Book 19,99 Euro.
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'A Russian Wild Swans ... Some of the stories will stay with me forever' Sunday Times