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In Making the Arab World, Fawaz Gerges, one of the world's leading authorities on the Middle East, tells how the clash between pan-Arab nationalism and pan-Islamism has shaped the history of the region from the 1920s to the present. Gerges tells this story through an unprecedented dual biography of Nasser and another of the twentieth-century Arab world's most influential figures - Sayyid Qutb, a leading member of the Muslim Brotherhood and the father of many branches of radical political Islam. Their deeply intertwined lives embody and dramatize the divide between Arabism and Islamism. Yet, as…mehr

Produktbeschreibung
In Making the Arab World, Fawaz Gerges, one of the world's leading authorities on the Middle East, tells how the clash between pan-Arab nationalism and pan-Islamism has shaped the history of the region from the 1920s to the present. Gerges tells this story through an unprecedented dual biography of Nasser and another of the twentieth-century Arab world's most influential figures - Sayyid Qutb, a leading member of the Muslim Brotherhood and the father of many branches of radical political Islam. Their deeply intertwined lives embody and dramatize the divide between Arabism and Islamism. Yet, as Gerges shows, beyond the ideological and existential rhetoric, this is a struggle over the state, its role, and its power.
Autorenporträt
Fawaz A. Gerges is professor of international relations and Emirates Chair in Contemporary Middle East Studies at the London School of Economics and Political Science. He is the author of several acclaimed books, including ISIS: A History (Princeton), The New Middle East, and The Far Enemy.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2018

Ein postumer Kampf der Giganten
Eine personalisierte Geschichte der Auseinandersetzung zwischen Nationalisten und Islamisten in Ägypten

Seit Jahrzehnten wird die politische Szene der arabischen Welt von einer Spannung beherrscht: der Spannung zwischen den autoritären bis diktatorischen Regierungen, die mit nationalistischem Anspruch auftreten, und einer Opposition, deren stärkste Kraft die Islamisten vieler Schattierungen sind. Exemplarisch dafür steht die Lage in Ägypten, dem bevölkerungsreichsten und in mancher Hinsicht am besten entwickelten arabischen Land. Das neue Buch von Fawaz Gerges nun behandelt die neuere Geschichte Ägyptens ausdrücklich unter dem Aspekt dieser Spannung. Es zeichnet nicht nur die Entwicklung der beiden Bewegungen, Nationalisten und Islamisten, nach, sondern betrachtet sie gerade in ihrer Wechselwirkung. Das macht sein Interesse und seinen Wert aus.

In einem großen Bogen zeichnet Gerges das Bild seines Gegenstandes: die Herausbildung des modernen Ägypten in der im späten 19. Jahrhundert etablierten kolonialen Situation, die "liberale Phase" des Landes von 1923 bis 1952, bei immer noch eingeschränkter Souveränität und Sonderrechten für die Briten, die krisenhafte Zuspitzung der politischen Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer enormen Erstarkung der Muslimbrüder, der 1928 gegründeten ägyptischen islamistischen Organisation, und der Entstehung der oppositionellen "Freien Offiziere" - alles das liefert den Hintergrund zum Verständnis des Umsturzes von 1952, als sich die beiden Bewegungen zunächst gleichsam verschränkten, dann aber heftig zusammenstießen, was zur brutalen Unterdrückung der Muslimbrüder durch das Militärregime führte.

Der Zusammenstoß mit den machtbewussten Muslimbrüdern trug - so Gerges' Argumentation - zur Herausbildung des diktatorischen Regimes von Nasser bei; die brutale Unterdrückung der Muslimbrüder ließ bei manchen von ihnen eine überaus harsche, aggressive Konzeption hervortreten, was dann zur Herauskristallisierung der "geheimen Organisation" unter der Leitung von Sayyid Qutb führte, die das Regime stürzen wollte, aber 1965 enttarnt und ihrerseits völlig zerschlagen wurde. Qutb und zwei seiner Mitverschwörer wurden gehängt. Das darf man wohl einen schweren politischen Fehler Nassers nennen, der auf diese Weise dafür sorgte, dass Qutb zu einer Märtyrer- und Heldengestalt mit großer Ausstrahlung für ganze Generationen von radikalen Islamisten wurde und dies bis heute geblieben ist.

Dem Leben und dem Kampf seiner beiden Protagonisten, Nasser und Qutb, widmet Gerges den Hauptteil seines Buchs. Er führt die Erzählung aber weiter, behandelt auch die Regierungszeit von Sadat, der die Muslimbrüder aus ihm eigenen Gründen wieder aus dem Käfig ließ, und von Mubarak, als sie im Eisschrank gehalten wurden, wie Gerges sagt, und zwar sowohl von ihrer eigenen Führung mit ihrer starren, isolationistischen Konzeption als auch vom Regime, das sie gewähren ließ, aber in den Grenzen scharfer Beobachtung und gelegentlicher wohlkalkulierter Unterdrückungskampagnen. Zum Schluss wirft der Autor einen Blick auf die heutige Situation nach der arabischen Rebellion, der zeitweiligen Annäherung der Muslimbrüder an die Macht mit der Präsidentschaft von Mursi und ihrer erneuten, diesmal noch weit gewaltsameren Unterdrückung nach dessen Sturz. Er sieht eine Fortsetzung der alten Konstellation: hier ein kompromissloses Regime, das sich auf den Nationalismus und auf Nasser beruft, dort die Muslimbrüder, im Untergrund oder im Exil, ebenso kompromisslos, weil bei ihnen immer noch eine Führung bestimmend ist, die unter der früheren Unterdrückung und dem persönlichen Beispiel von Sayyid Qutb geformt wurde.

Eine Besonderheit dieses Buchs ist, dass es sich nicht nur auf Archivalien und Sekundärliteratur stützt, sondern auf zahlreichen Interviews mit Zeitzeugen und anderen Gewährsleuten beruht: Mitarbeiter von Politikern, Beobachter, Forscher, vor allem aber enge Gefährten von Sayyid Qutb und andere Veteranen der Muslimbruderschaft, die bis dahin noch nie den Mund aufgemacht hatten. Das führt zu einem sehr lebendigen Bild, das gegenüber früheren Darstellungen an Detail und Präzision gewinnt.

Im Ergebnis gelingt Gerges die in vielen Aspekten gelungene und kompetente Behandlung eines ausgesprochen wichtigen Themas, das die Region und die politischen Schicksale vieler Akteure bis heute stark prägt. Etwas übertrieben scheint in dieser Darstellung die Rolle der "großen Männer" in der Geschichte. Wiederholt wird angedeutet, die Geschichte Ägyptens, ja des gesamten arabischen Ostens hätte anders verlaufen können, wenn nicht 1952 in den entscheidenden Unterredungen zwischen Nasser und den Muslimbrüdern beide aus Machtgier zu hoch gepokert und damit eine Übereinkunft der beiden Gruppen verhindert hätten. Und die zentrale Rolle, die Gerges für die ägyptische Entwicklung dem "Kampf der Giganten" Nasser/Qutb zumisst, erscheint ebenfalls übertrieben.

Giganten waren diese beiden Personen sicherlich - auf ihre je eigene Weise: Nasser als charismatische Gestalt, für eine Weile die beinahe unbestrittene Führungspersönlichkeit Ägyptens, ja der ganzen arabischen Welt. Qutb, ebenfalls charismatisch, aber mit unvergleichlich geringerer Wirkungsmöglichkeit, der allerdings ein für viele Muslime, die sich in der modernen Welt an die Wand gedrückt sehen, ausgesprochen attraktives, plausibles, manichäisches und aggressives Programm zur "islamischen" Umgestaltung dieser Welt formuliert hatte. Zu einem realen Zusammenstoß dieser Giganten, wie es Gerges nahelegt, kam es zu ihren Lebzeiten nie. Qutb konnte allerhöchstens wenige hundert spärlich bewaffnete Getreue hinter sich versammeln. Als seine Organisation aufflog, hatte sie, wie sich einer ihrer Veteranen später bedauernd erinnerte, "nicht einen Schuss abgefeuert" (S. 276). Ein realer, gar bewaffneter Zusammenstoß war das nicht.

Zu einer überlebensgroßen Gestalt wurde Qutb erst durch seinen "Märtyrertod", gekoppelt mit der Attraktivität der radikalen Schriften seiner Spätzeit. Seine große Wirkung entfaltete er erst, als Nasser, der 1970 starb, ebenfalls die Bühne verlassen hatte. Der Kampf der Giganten, soweit er denn stattfand, war also postum. Und Qutbs wirkliche Wirkung, also die, die gemäß seinen Rezepten auf den bewaffneten Umsturz zielte, betraf auch nicht die Muslimbrüder selbst, sondern kleine, radikale Gruppen, die, teilweise aus der Organisation der Muslimbrüder hervorgegangen, sich von ihnen emanzipiert hatten. Die eigentlichen Qutbisten waren diese Leute - letzten Endes winzige Gruppen, die es aber immerhin schafften, einen ägyptischen Präsidenten zu ermorden und den Behörden in den neunziger Jahren erhebliche Probleme zu bereiten. Dieses Phänomen behandelt Gerges aber nicht. Vielmehr konzentriert er sich auf die "Qutbisten" innerhalb der Führung der Muslimbrüder, die zwar als alte, ultrakonservative Knochen die Veränderung und Flexibilisierung der Organisation verhindern, aber weit davon entfernt sind, Qutbs umstürzlerische Konzeption in die Tat umzusetzen.

ALEXANDER FLORES.

Fawaz A. Gerges: Making the Arab World. Nasser, Qutb, and the Clash that Shaped the Middle East.

Princeton University Press, Princeton 2018. 483 S., 29,99 $.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Making the Arab World is distinctive not only in its much-needed focus on the interaction between Nasserism and Egyptian Islamism, but also in the degree to which the author had access to the views of people who were and are directly involved in the events."--John Voll, author of Islam: Continuity and Change in the Modern World